Drei Jahre voller technischer Probleme und Pannen bei McLaren könnten genug für Fernando Alonso sein. Der Spanier will bekanntlich bis Ende September eine Entscheidung über seine Zukunft treffen, und wie Auto Motor und Sport nun berichtet, könnte diese bei Williams liegen. Der britische Traditionsrennstall soll Alonso einen Vertrag für 2018 angeboten haben.

Es ist kein Geheimnis, dass Alonso mit der Performance von McLaren alles andere als zufrieden ist. Geschuldet ist diese dem nach wie vor viel zu schwachen Honda-Motor - die Japaner scheinen nicht in der Lage zu sein, ihr Power-Defizit wettzumachen. Deshalb soll McLaren bereits Gespräche mit Renault führen, um den Motorenlieferanten zu wechseln.

Mit Renault würde McLaren dank des guten Chassis zwar einen Sprung nach vorne machen, ob dieser 2018 jedoch groß genug wäre, um Alonso zu einer Vertragsverlängerung zu überreden, muss zumindest in Frage gestellt werden.

Williams kann motorenseitig dank der Partnerschaft mit Mercedes aus dem Vollen schöpfen, befindet sich aber dennoch in einer Abwärtsspirale. Aktuell liegt das Team aus Grove auf dem fünften Platz der Konstrukteurs-WM. Der Rückstand nach vorne ist zu groß um aufgeholt zu werden, während aber man nur 15 Zähler vor Platz acht liegt.

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Alonso würde Williams guttun

Mit Felipe Massa und Lance Stroll verfügt Williams gewiss nicht über die stärkste Fahrerpaarung im Feld. Massa hat seinen Zenit bereits lange überschritten, und der junge Stroll befindet sich in seiner Rookie-Saison noch in der Lernphase, muss dank der vielen Millionen, die sein Vater Lawrence bei Williams investiert, aber nicht um sein Cockpit bangen.

Wechselt Alonso zu Williams, würde er folglich seinen ehemaligen Ferrari-Teamkollegen Massa in die Rente schicken. Für diesen wäre das aber wohl kein Problem, schließlich wollte der Brasilianer bereits nach der vergangenen Saison den Helm an den Nagel hängen und machte nur weiter, weil Valtteri Bottas plötzlich als Rosberg-Nachfolger bei Mercedes gebraucht wurde.

Alonso, seines Zeichens zweifacher Weltmeister, könnte Williams jedenfalls das dringend benötigte frische Blut zuführen. Zudem wäre der routinierte Spanier sowohl ein idealer Lehrmeister für Stroll als auch ein optimaler Werbeträger für Williams-Hauptsponsor Martini. Letzterer darf weltweit übrigens nur mit einem Fahrer, der älter als 25 Jahre ist, für seine alkoholischen Produkte werben, weshalb ein zweiter Jungspund neben Stroll kein Thema ist.

Wie auch immer Alonso sich entscheiden wird, höchstwahrscheinlich wird er für 2018 nur einen Ein-Jahres-Vertrag unterschreiben, um sich attraktive Optionen für 2019 offenzuhalten. Dann gibt es nämlich womöglich die Chance, bei Mercedes unterzukommen oder zu einem erstarkten Renault-Werksteam zu wechseln. Oder aber, Alonso beendet 2017 seine Karriere und lässt den Fahrermarkt Fahrermarkt sein.

Alonso bestätigt Angebote, Williams gibt sich bedeckt

Alonso selbst macht kein Hehl daraus, dass es Interesse an seiner Person gibt. "Ich werde darüber nachdenken und im nächsten Monat eine Entscheidung treffen. Ich habe definitiv Angebote", so der Spanier, der vor über drei Jahren zum letzten Mal auf dem Podium stand, am Samstag in Spa. "Ich hatte Angebote im Juni, im Juli und im August. Zu 60 Prozent von ihnen habe ich schon nein gesagt und die anderen 40 Prozent sind noch auf dem Tisch."

Glaubt man Alonso, hat er sich über seine Entscheidung noch gar keine Gedanken gemacht. "Ich werde warten und die beste Entscheidung für mich treffen - eine, die mich nächstes Jahr glücklicher machen wird. Ich werde so lange wie möglich warten, um bessere und klarere Ideen zu haben. Warten wir ab."

Bei Williams gibt man sich indessen bedeckt, was die Zukunftsplanung betrifft. "Wir haben noch nicht bekanntgegeben, wer nächstes Jahr für uns fährt", betont Technik-Direktor Paddy Lowe. "Das ist etwas, woran wir noch arbeiten. Ich werde das nicht weiter kommentieren und weder etwas bestätigen noch ausschließen."

Williams stand bereits letztes Jahr mit Alonsos damaligem McLaren-Teamkollegen Jenson Button in Kontakt. Am Ende blieb der Brite als Teil einer "innovativen Drei-Fahrer-Lösung" jedoch bei McLaren und absolvierte den Monaco GP, weil Alonso zeitgleich beim Indy 500 im Einsatz war.