Der Große Preis von Ungarn auf dem Hungaroring zählt seit 1986 zum festen Bestandteil des Formel-1-Kalenders. Seit seiner Eröffnung erlebte der Kurs vor den Toren Budapests so einiges: Die erste Turbo-Ära der Königsklasse, Saugmotoren mit zwölf, zehn und acht Zylindern und Hybrid-Aggregate. Legendäre Piloten, angefangen von Ayrton Senna und Alain Prost, über Michael Schumacher und Mika Häkkinen bis hin zu Fernando Alonso, Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel. Letzterer sorgte im diesjährigen Qualifying für etwas, das bisher nur ihm gelang: Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 206,770 km/h fuhr er auf die Pole.

In den 31 Jahren seit der Premiere wurde das Layout des Kurses vor den Toren Budapests immer wieder angepasst. Die seit 2003 bestehende Streckenvariante ist mit 4,381 km mit Abstand die längste bisher genutzte. Beim ersten Auftritt der Formel 1 in Budapest wurde auf einer 4,041 km langen Variante gefahren. Diese unterschied sich hauptsächlich durch eine Rechts-Links-Rechts-Kombination anstelle von Kurve 3 vom aktuellen Layout. Während Turn 3 in seiner heutigen Form seit 1989 besteht und seit Jahren locker unter Volllast durchfahren wird, drückte die damalige Passage die Durchschnittsgeschwindigkeiten gewaltig.

In der Saison 1988 fuhr Ayrton Senna mit einem Schnitt von lediglich 164,893 Sekunden auf die Pole Position. Dank der ab der darauffolgenden Saison genutzten Variante stieg die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Anhieb auf 179,173 km/h. Riccardo Patrese erreichte diese bei seiner Pole-Zeit von 1:19,726 Minuten. Allerdings wurde sein Williams Renault von einem V10 mit 3,5 Litern Hubraum befeuert, während Senna im Vorjahr noch mit dem 1,5 Liter V6-Turbo von Honda unterwegs war. Die zweite Variante des Hungarorings, 3,968 km lang, wurde bis einschließlich 1997 genutzt.

Beim letzten Rennen darauf wurde auch beinahe der Streckenrekord aufgestellt. Michael Schumacher fuhr im Ferrari vor genau 20 Jahren mit einer Zeit von 1:14,672 Minuten auf die Pole Position. Damit war er jedoch 41 Tausendstel langsamer als Alain Prost vier Jahre zuvor. Der Franzose erreichte 1993 im Williams Renault eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 191,406 km/h. In dieser Saison hatte die Formel 1 mit allerlei Fahrhilfen in Form von Traktionskontrolle, ABS sowie aktiven Aufhängungen jedoch einen technologischen Höhepunkt erreicht, der die Pace der Boliden zu neuen Höhen trieb.

StreckenversionLänge [m]BestzeitØ km/hFahrer / JahrFahrzeugMotor
1986 - 198840141:27.635164,893Senna / 1988McLaren MP4-4Honda 1.5 V6T
1989 - 199739681:14.631191,406Prost / 1993Williams FW15CRenault 3.5 V10
1998 - 199939721:16.973185,769Häkkinen / 1998McLaren MP4-13Mercedes 3.0 V10
2000 - 200239751:13.333195,137Barrichello / 2002Ferrari F2002Ferrari 3.0 V10
2003 - 201743811:16.276206,770Vettel / 2017Ferrari SF70-HFerrari 1.6 V6T

Achterbahnfahrt der Rundenzeiten auf dem Hungaroring

Nachdem die Boliden 1997 diese Pace auch ohne Fahrhilfen und nur durch fortschrittlichere Aerodynamik- sowie Reifentechnologien wieder erreicht hatte, wurde das technische Reglement erneut angepasst. Die Spur wurde auf 1,80 Meter reduziert und die Boliden erhielten Rillenreifen statt Slicks. Ebenfalls zur Saison 1998 wurde der Hungaroring leicht modifiziert. Die Streckenlänge betrug 3,972 km, wurde in dieser Form jedoch nur für zwei Jahre genutzt. Mika Häkkinen fuhr schon im ersten Anlauf im McLaren Mercedes mit 185,769 km/h die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit.

Ab der Saison 2000 war die Rennstrecke in Budapest noch einmal drei Meter länger. Das Layout wurde bis einschließlich 2002 befahren. Die Entwicklung der Aerodynamik sowie die Rückkehr der Traktionskontrolle im Jahr 2001 sorgten dafür, dass Rundenzeiten purzelten und Geschwindigkeiten wieder stark zunahmen. Rubens Barrichello fuhr 2002 im Ferrari F2002 mit einem Schnitt von 195,137 km/h auf die Pole Position. Mit 1:13,333 Minuten fuhr er dabei auch die schnellste jemals auf dem Hungaroring gefahrene Rundenzeit. Der Umbau der Strecke zur darauffolgenden Saison sorgte dafür, dass dieser bis heute nicht unterboten wurde.

Als im Jahr 2003 das erste Mal auf der heutigen Streckenvariante gefahren wurde, erzielte Fernando Alonso die erste Pole Position seiner Karriere. Der Spanier kam über eine Rundenzeit von 1:21,688 Minuten jedoch nicht hinaus. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit war zwar nur zwei km/h langsamer als die von Barrichello, da die Rennstrecke jedoch 406 Meter länger war, hatte er einen beachtlichen Zeitrückstand von 8,355 Sekunden. In den darauffolgenden Jahren ging es aufgrund von Eingriffen im technischen Reglement zwecks Einbremsung der Fahrzeuge immer wieder auf und ab.

Fernando Alonso holte 2003 die erste Pole Position auf dem heutigen Hungaroring-Layout, Foto: Sutton
Fernando Alonso holte 2003 die erste Pole Position auf dem heutigen Hungaroring-Layout, Foto: Sutton

Vettel 2010 erstmals mit Durchschnitt von über 200 km/h

Im Jahr 2010 fuhr Sebastian Vettel im Red Bull erstmals eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 200 km/h. Auf seiner Pole-Zeit von 1:18,773 Minuten erreichte er einen Mittelwert von 200,215 km/h. Mit der Einführung der Hybrid-Aggregate stiegen die Rundenzeiten wieder an. In der ersten Saison fuhr Nico Rosberg 2014 mit 1:22,715 Minuten auf die Pole. Im Folgejahr war Hamilton lediglich sieben Zehntel schneller. Da sich hauptsächlich die Power Units, nicht jedoch die Aerodynamik in dieser Zeit weiterentwickelt hatte - und die Power auf dem Hungaroring keine allzu große Rolle spielt, blieb der große Zeitensprung aus.

Vergangenes Jahr fuhr Nico Rosberg mit 1:19,965 Minuten über zwei Sekunden schneller, als es in den beiden Jahren zuvor der Fall war. Der Grund war simpel: Zur Saison 2016 erhielt die Rennstrecke eine neue Asphaltdecke, auf der Grip-Probleme und Bodenwellen der Vergangenheit angehörten. Dank dem 2017er Reglement konnte Vettel den neuen Asphalt in diesem Jahr voll ausreizen: Mit 1:16,276 Minuten unterbot er Rosbergs Pole-Zeit aus dem Vorjahr um über drei Sekunden. Die erneute Qualifying-Bestzeit sorgte obendrein dafür, dass Vettel nach wie vor der einzige Pilot ist, der auf dem Hungaroring mit einem Durchschnitt von über 200 km/h auf die Pole fuhr.