Das Aus im Q2: Was lief nur bei Hamilton schief im Qualifying?
Christian Danner: Ich habe gerade mit Niki Lauda gesprochen, die rätseln alle herum. Das waren ja Lichtjahre Abstand bei Lewis! Es war ja offensichtlich, dass er Probleme hatte. Am Funk beschwerte er sich über mangelnden Grip, auch das war klar zu sehen. Aber mir ist es schleierhaft, warum er so weit weg war. Heute Morgen lag Mercedes in Schlagdistanz zur Pole. Und es kann ja kaum sein, dass beim einen Auto etwa eine Temperatursensibilität auftritt und beim anderen nicht.

Hätte es Hamilton ohne den Vandoorne-Crash ins Q3 schaffen kann?
Christian Danner: Ich glaube, dass es auch ohne den Unfall nicht für Lewis gereicht hätte.

Doppel-Pole für Ferrari - aber Räikkönen statt Vettel vorne...
Christian Danner: Das ist wirklich amüsant! Der Vettel war echt sauer. In seiner Weltanschauung war das seine Pole, und damit lag er auch völlig richtig. Denn Kimi fährt nicht um die WM, Sebastian aber schon. Aber gut, das müssen sie jetzt irgendwie aussortieren. Niki meinte: Vielleicht fahren die sich auch mal gegenseitig in die Kiste, haha!

Ist eine Teamorder bei Ferrari vorstellbar?
Christian Danner: Ich glaube, dass Ferrari da nichts unternehmen wird. Die werden beide Piloten fahren lassen. Aber das wird schön morgen, da müssen wir uns den Funk bei Ferrari anhören im Sinne von: 'Ich bin schneller, lasst mich vorbei, und falls nicht, mache ich wieder Platz' und so weiter. Das kennen wir ja.

Kimi Räikkönen zum ersten Mal seit 2008 wieder auf der Pole, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen zum ersten Mal seit 2008 wieder auf der Pole, Foto: Sutton

Räikkönen, Vettel und Bottas waren im Q3 nur 45 Tausendstelsekunden auseinander...
Christian Danner: Sagenhaft! So muss es doch sein. Nach dem Qualifying musste ich erst mal durchschnaufen, da waren Blutdruck und Adrenalin richtig hoch bei mir. Das hat mich wirklich begeistert, toll!

Hamilton war nix, aber Bottas war stark. Wie bewerten Sie seine Leistungen?
Christian Danner: Der war so cool, das war großartig. Aber so habe ich Bottas immer eingeschätzt. Der macht das schon. Und: Bottas wird besser und besser. Der lässt nix aus, der saugt wie ein Schwamm jedwede Information auf. Der frisst alles, was er bekommt.

Top-10 Monaco Crashes: (01:16 Min.)

Red Bull war weiter weg als erwartet. Etwas enttäuschend, oder?
Christian Danner: Irgendwann holt einen die Realität eben wieder ein. Es ist immer das gleiche: Du hoffst, dass in dem Auto doch mehr drin steckt. Ricciardo hat ein bisschen verwachst, und Verstappen gezeigt, wie schnell das Auto derzeit wirklich ist. Es ist keine Zehntel schneller.

Was ist Ihnen bei den Unfällen heute aufgefallen?
Christian Danner: Das ist schon lustig, wenn man sich die unterschiedlichen Autos einmal anschaut. Wenn du im richtigen Winkel mit dem Vorderrad gegen die Leitplanken fährst, passiert überhaupt nichts. Und wenn der Winkel ein kleines bisschen nichts stimmt, ist die Spurstange ab.

Aber: So waren die Stadtstrecken früher überall! Da hatte jede Kurve innen eine Leitplanke - und nicht irgendwelche Kerbs. Das Geile an den Stadtkursen früher: Du musstest schnell fahren, durftest aber nie dagegen fahren. Hamilton hat das letztes Jahr in Baku unterschätzt - hier ging es Ocon und Vandoorne ähnlich. Aber die kennen das ja gar nicht mehr, und wundern sich dann. Die sollten mal auf gewissen Strecken in den USA fahren...

Für Stoffel Vandoorne endete das Qualifying in der Leitplanke, Foto: Sutton
Für Stoffel Vandoorne endete das Qualifying in der Leitplanke, Foto: Sutton

Aber um Vandoorne müssen wir uns trotz des Unfalls und der Grid-Strafe keine Sorgen machen?
Christian Danner: Nein, der ist gut. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das ein ganz toller Nachwuchsfahrer ist, aus dem noch was wird. Aber in der Formel 1 nimmt niemand Rücksicht auf dich. Da musst du immer alleine schauen, dass du vorankommst. Vom Speed her hat Vandoorne seine Chance hier genutzt.

Ein großes Thema sind hier die breiteren Autos, die das Überholen noch schwieriger machen sollen. Ihre Meinung dazu?
Christian Danner: Sorry, aber die Autos sind so breit, wie sie die Herren Senna, Prost, Mansell und Co. in den 80er-Jahren gefahren sind. Die haben das damals hinbekommen, da werden das die Fahrer heute auch schaffen. Überholen war hier immer schwierig und das ist es jetzt auch noch. Hamilton muss eigentlich auf so eine Chaos-Situation hoffen mit zwei Safety Cars oder irgendwas, was das Ganze durcheinanderwirbelt. Anders wird er kaum nach vorne kommen. Er kann vielleicht drei, vier Autos aus eigener Kraft überholen, aber dann hängt er fest. Am Red Bull kommt er nicht vorbei, da muss er sich was einfallen lassen.