Am Freitag haben Sie nach dem zweiten Training geschwärmt, als Max Verstappen sein Auto gerade noch vor einem Abflug gerettet hatte. Was sagen Sie dazu?
Marko: Das war unglaublich. In dem Moment hatte ihn eine Windböe erwischt, und wir sind mit unserer Fahrzeugabstimmung ohnehin weit vom Optimum entfernt gewesen. Und da war es unglaublich, wie er das Auto abgefangen hat, wie er da einen Aufprall verhindert hat. Es ist sehr erfrischend, so etwas zu sehen. Ein Lob muss ich auch an die neue Kameraführung aussprechen. Man sieht die ganzen Fehler sehr gut. Das ist wirklich toll.

Ein Jahr ist es nun her, als Verstappen das Rennen hier in Barcelona gewonnen hat. Können Sie uns ihre Erinnerungen schildern, was damals zwischen Sochi und hier passiert ist, als der Fahrerwechsel stattfand? Wann war für sie klar, dass Max im Red Bull sitzen wird?
Marko: Das war eigentlich gleich klar, aber die Entscheidung wurde dann am Montag getroffen.

Würden Sie im Nachhinein sagen, es war die beste Entscheidung, die Sie treffen konnten?
Marko: Es war die richtige Entscheidung. Für Max war es die logische Weiterentwicklung, wenn auch zu einem früheren Zeitpunkt, als ursprünglich geplant. Und Kvyat war mental auf dem Wege der Zerstörung und wie man jetzt sieht, hat er sich bei Toro Rosso wieder gefangen. Das heißt, seine Formel-1-Karriere wurde dadurch auch gerettet.

Nach dem Wechsel kam sofort dieses märchenhafte Wochenende. Wie sind Ihre Erinnerungen daran?
Marko: Es gab damals im Rennen zwei verschiedene Strategien. Vettel und Ricciardo sind auf zwei Stopps gegangen. Und der eigentlich unerfahrene Verstappen ist mit einem Stopp durchgefahren und hatte viele Runden den Räikkönen direkt hinter sich. Wir wussten, dass der Ferrari in Sachen Reifenverschleiß zum damaligen Zeitpunkt besser war als wir. Daher haben wir alle nur darauf gewartet, bis Räikkönen ihn schnappt. Man hat aber damals schon gesehen, dass er dort schnell gefahren ist, wo es notwendig war, aber wo Räikkönen ihn ohnehin nicht überholen konnte, hat er Reifen geschont.

Rundenlang wehrte sich Max Verstappen gegen die Angriffe von Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Rundenlang wehrte sich Max Verstappen gegen die Angriffe von Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

Wann war für Sie klar, dass Verstappen das Rennen gewinnen kann?
Marko: Etwa zehn Runden vor Schluss kam dann das Gefühl auf: Das können wir gewinnen! Ich habe selten so ein spannendes Rennen gesehen, das war vergleichbar mit Vettels Leistung in Brasilien, als er in der ersten Runde umgedreht wurde und dann aufgeholt hat.

Danach gab es einen kleinen Rückschlag für ihn in Monaco, er hat aber in der Folge auch viele spektakuläre Rennen gezeigt, vor allem im Regen.
Marko: Seine Saison war ganz toll. Ja okay, in Monte Carlo waren es zu viele Fehler, vor allem der im Rennen war nicht notwendig. Da war eigentlich schon alles klar. Aber gut, er ist noch jung, damals war er noch jünger. Er lernt ja daraus.

Wie haben Sie seine weitere Entwicklung gesehen, auch mit seinen harten Verteidigungsmanövern, seinem harten Fahrstil?
Marko: Das war richtig. Das ist es, was wir in der Formel 1 brauchen. Und auch seine Aussagen, dass er vor niemandem in die Knie gegangen ist, sondern bei seiner Meinung geblieben ist. Er hat das durchgezogen.

Was erwarten Sie in Zukunft noch von ihm?
Marko: Über kurz oder lang ist er ein Weltmeister, das ist klar.

Klappt das zu 100 Prozent im Red Bull, Weltmeister zu werden?
Marko: Dafür müssen wir schauen, dass wir ihm ein Paket auf die Beine stellen. Und damit meine ich nicht nur uns, sondern da muss auch Renault liefern.