Der Test hat für Red Bull Racing nicht so gut begonnen, jetzt läuft es schon besser. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Dr. Helmut Marko: Ja, es gab ein paar Probleme. Das war aber nichts Substanzielles und ist mittlerweile alles wieder sortiert. Langsam lernen wir das Auto verstehen.

Waren die Probleme auf Red-Bull-Seite oder auf Renault-Seite?
Dr. Helmut Marko: Sie waren nicht auf Red-Bull-Seite.

Es ist zwar erst der dritte Testtag, aber Mercedes legt schon wieder mächtig vor. Beunruhigt Sie das?
Dr. Helmut Marko: Mercedes ist sicherlich stark, aber man muss auch immer wissen, mit wie viel Gewicht oder welcher Motoreinstellung jemand fährt. Die Zuverlässigkeit ist aber schon imponierend.

Dieser Aussage entnehme ich, dass bei Red Bull in puncto Performance schon noch richtig Luft nach oben ist.
Dr. Helmut Marko: Davon gehen wir aus, ja.

Wir waren vom Design des RB13 ein wenig überrascht. Gerechnet hatten wir mit einer richtigen Aerodynamik-Waffe von Adrian Newey, im Vergleich mit dem Mercedes sieht das Auto aber relativ clean aus. Kommt da noch was?
Dr. Helmut Marko: Lassen Sie sich überraschen. Ich finde das Auto aber sehr schön und schöne Autos sind im Normalfall auch schnell.

Kann Adrian Newey also mit weniger Leitblechen gleich viel erreichen wie die Konkurrenz?
Dr. Helmut Marko: Das weiß ich nicht, aber wenn ich im Ferrari sitzen würde, hätte ich Angst vor jeder ersten Kurve, weil wenn der nur leicht berührt wird fehlt ja schon das halbe Flügelwerk.

Der RB13 kommt ohne großen Flügelsalat aus, Foto: Red Bull
Der RB13 kommt ohne großen Flügelsalat aus, Foto: Red Bull

Was das Fahrwerk betrifft gibt es nun wieder Diskussionen. Es gab eine Klarstellung von der FIA und es heißt, jemand muss nun etwas ändern. Sind Sie davon betroffen?
Dr. Helmut Marko: Nein, wir sind nicht betroffen. Wir waren immer mit der FIA in Kontakt und sie wussten was wir haben. Die Frage ist: Was verwendet man? So ein System ist sehr mannigfach und wir waren immer im legalen Bereich.

Sie waren heute schon draußen auf der Strecke. Was ist Ihr Eindruck von den neuen Autos?
Dr. Helmut Marko: In erster Linie schauen sie richtig aggressiv aus. Vor allem in den schnellen Kurven ist der Speed unglaublich. Ich war unten in Kurve eins und zwei und das ist schon beeindruckend, mit welchem Tempo die Autos da durchrasen. Auch die Bremspunkte sind so weit nach hinten verschoben, dass ich schon gespannt bin, wer da auf der Bremse überholen kann.

Also vermuten Sie, dass Überholen wieder deutlich schwieriger wird als in der jüngsten Vergangenheit?
Dr. Helmut Marko: Unter den Topleuten kann ich mir das vorstellen, ja.

Jetzt haben Sie aber einen Topmann, der Überholkönig ist.
Dr. Helmut Marko: Zwei!

Das könnte ja dann ein großer Vorteil für Red Bull Racing sein.
Dr. Helmut Marko: Das spricht sicher auch für uns, ja.

Verstappen versetzte 2016 die Formel 1 mit seinen Manövern ins Staunen, Foto: Red Bull
Verstappen versetzte 2016 die Formel 1 mit seinen Manövern ins Staunen, Foto: Red Bull

Finden Sie die von der Formel 1 eingeschlagene Richtung für dieses Jahr auch für die neutralen Zuschauer gut?
Dr. Helmut Marko: Auf jeden Fall. Die Autos schauen wesentlich aggressiver aus und so soll das auch sein. Die Formel 1 muss das Maß aller Dinge sein.

Die Formel 1 hat auch einen neuen Eigentümer, Bernie Ecclestone ist weg. Hat sich für Sie seither schon was verändert?
Dr. Helmut Marko: Es hat sich insofern was geändert, als das man etwa im Bereich Social Media wesentlich großzügiger geworden ist. Wir hatten da mit unseren Posts schon eine unglaubliche Resonanz. Das wäre vorher einfach nicht möglich gewesen. Wir hatten auch bereits ein paar Gespräche und die neuen Eigentümer haben uns erklärt, dass sie mit weiteren Vorschlägen kommen werden. Was bisher gekommen ist, tut dem Sport und seiner Zugänglichkeit sicher sehr gut. Auch den Veranstaltern gegenüber sind sie viel offener.

Was die Finanzen der Teams betrifft gibt es aber Streitereien. Die neuen Eigentümer wollen den Vergabeschlüssel ändern, was unter anderem für Red Bull schlecht wäre.
Dr. Helmut Marko: Ach, das ist doch Blödsinn. Es gibt das Concorde Agreement und das geht mit 2020. Bis dahin wird also sicher keine Änderung schlagend. Dann muss man neu reden.