Mit Lewis Hamiltons Abgang Ende 2012, verlor McLaren den Anschluss an die Spitze. Mittlerweile liegt der letzte Grand-Prix-Sieg 78 Rennen zurück. Seit 2013 steht das Team zudem ohne Hauptsponsor da, weshalb in den vergangenen Jahren auch in Sachen Budget der Gürtel enger geschnallt werden musste. Das neue Führungs-Quartett rund um Jonathan Neale (Chief Operating Office), Zak Brown (Executive Director), Eric Boullier (Racing Director) und Jost Capito (Chief Executive) sollen dafür sorgen, dass das Team bald wieder im alten Glanz erstrahlt.

Als ehemaliger Rennfahrer und erfolgreicher Unternehmer verfügt Brown über eine seltene und in der Formel 1 gern gesehene Kombination von Know-how - ähnlich wie Toto Wolff bei Mercedes. Der 45-jährige US-Amerikaner soll McLaren dementsprechend in allen Bereichen wieder nach vorne bringen. "Meine Rolle, zusammen mit Jonathan Neale, ist, dass wir für McLarens Formel-1-Team verantwortlich sind. Sowohl kommerziell als auch für den Erfolg auf der Strecke", so Brown.

Um die Autos auf der Rennstrecke wieder in die Erfolgsspur zu bringen, will Brown in erster Linie dafür sorgen, dass McLaren sich wieder zu dem Publikumsliebling wandelt, der das Team einst war: "Wir wollen, dass die Fans sagen, dass unser Auto das coolste im gesamten Feld ist." Wie wichtig die Außenwirkung auf die Zuschauer ist, weiß Brown genau. "Ich bin in der Ära von McLaren Honda mit Senna und Prost aufgewachsen. Ich kann selbst kaum glauben, dass ich heute hier in einem Mclaren-Shirt sitze. Das ist zu gut, um wahr zu sein", schlägt er die Brücke zu seinem Dasein als Fan.

Brown will McLaren wieder zum Publikumsliebling der Formel 1 machen, Foto: Sutton
Brown will McLaren wieder zum Publikumsliebling der Formel 1 machen, Foto: Sutton

Fans verhelfen Team zu besserer Performance

Zwar konnte sich das Traditionsteam 2016 im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern - doch der eigenen Erwartungshaltung wurde der legendäre Rennstall rund um Fernando Alonso und Jenson Button erneut nicht gerecht. Das Podium war wieder außer Reichweite und Top-10-Ergebnisse das höchste der Gefühle. Dank seiner erfolgreichen Geschichte, kann das Team trotz der in jüngster Vergangenheit ausbleibenden Triumphe immer noch auf eine große Fangemeinde blicken.

Darauf aufzubauen, ist für Brown als Basis zukünftiger Erfolge unerlässlich. "Wir müssen unsere Fans weiter ansprechen und die bereits massive Fanbase weiter ausbauen", so der Amerikaner. Oberste Priorität hat bei ihm dafür die Interaktion mit den Zuschauern: "Ich weiß noch nicht, wie unser Auto für 2017 aussehen wird. Was wir jedoch wollen, ist, von den Fans hören, wie sie sich unser Auto wünschen."

Ganz ohne Hintergedanken ist diese besondere Fan-Nähe natürlich nicht. Mit der Beliebtheit in der Öffentlichkeit, soll vor allem die Attraktivität des Rennstalls für Investoren steigen. "Die Fans unterstützen auch unsere Sponsoren, wodurch wir wiederum mehr Sponsoren bekommen, was für uns mehr Budget bedeutet", erklärt Brown, der sich dadurch selbstverständlich mehr Ressourcen in der Entwicklung und ein in der Konsequenz konkurrenzfähigeres Fahrzeug verspricht.

Erfolg ist Trumpf

In den vergangenen beiden Jahren, waren es neben dem legendären Status des Teams wohl auch die Publikumslieblinge Alonso und Button, die für eine solide Fangemeinde sorgten. Brown ist froh darüber, ein Zugpferd wie Alonso an Bord zu haben. "Wir haben mit ihm den meiner Meinung nach besten Rennfahrer der Welt", so der Amerikaner, der auch auf den zukünftigen Teamkollegen des Spaniers große Stücke hält: "Ich erwarte, dass Stoffel [Vandoorne] ihm das Leben schwer machen wird. Ich halte ihn für zukünftigen Champion."

Mit dem richtigen fahrbaren Untersatz erwartet Brown daher auch dementsprechende Erfolge auf der Rennstrecke. "Ich erwarte, dass sie, wenn wir ihnen ein besseres Auto hinstellen, vorne mitkämpfen werden", so Brown, der auch hier wieder den Anreiz für neue Fans und Geldgeber sieht: "Je besser wir sind, desto mehr Fans bekommen wir. Denn sie mögen die Fahrer, die an der Spitze fahren. Das ist unheimlich wichtig." McLaren ganz an der Spitze sahen die Fans zuletzt beim Brasilien-GP 2012, als Button den bis dato letzten Sieg für das Team einfuhr. Der letzte WM-Titel liegt mit Hamilton im Jahr 2008 sogar noch deutlich länger zurück. Mit dem Ausbleiben der Erfolge verabschiedete sich vor einigen Jahren auch der letzte Hauptsponsor des Teams

Alonso und Vandoorne werden 2017 die Fahrerpaarung von McLaren bilden, Foto: Sutton
Alonso und Vandoorne werden 2017 die Fahrerpaarung von McLaren bilden, Foto: Sutton

Hauptsponsor ist kein Muss

Zwischen 2007 und 2013 trat Vodafone als Titelsponsor von McLaren auf und pumpte jährlich etwa 75 Millionen US-Dollar in den Rennstall. Seit mittlerweile drei Jahren fehlt der dominante Auftritt eines großen Geldgebers auf den Boliden. Brown sieht dennoch keine Notwendigkeit, unbedingt einen neuen Groß-Sponsor an Land zu ziehen: "Die Marken, die wir aktuell auf dem Auto haben, sind fantastische Firmen. Aber wir brauchen mehr davon. Es ist enorm wichtig, dass wir mehr Logos auf das Fahrzeug bekommen - unabhängig davon, ob wir es jetzt Titelsponsor oder Hauptsponsor nennen."

Browns Strategie ist insofern nachvollziehbar, dass Partner aus einem größeren Sponsoren-Pool fast beliebig ausgetauscht werden können. Ein finanzkräftiger Hauptsponsor hinterlässt bei einem Rückzug ein großes Loch im Budget, während mehrere kleinere Sponsoren mehr Sicherheit bieten. "Es kostet viel Geld, Rennsport zu betreiben. Wir müssen unseren Partnern Wert bringen und schauen, dass diese Firmen dieselben Kunden ansprechen, wie wir", wünscht sich Brown zudem eine stärkere Identifikation mit den Partnern, statt nur einem einfachen Sponsoring.

McLaren soll sich treu bleiben

Komplett umkrempeln will er McLaren aber keineswegs. Ganz im Gegenteil: Brown ist von den bisherigen Teamstrukturen überzeugt und will in erster Linie dazu beitragen, diese optimal zu nutzen. "Wir wollen weiter McLaren bleiben. Die Box bleibt so, wie sie ist. Die Idee hinter all dem kam von Ron Dennis und seinem Blick für Details, Perfektion und Technologie. Damit wollen wir fortfahren", so der Amerikaner.

Auch angesichts seiner neuen Rolle weiß Brown, dass es einer gewissen Zeit bedarf, bis er in einer so komplexen Organisation wie McLaren seinen Input voll einbringen kann: "Für mich ist es ein großartiges Team, das schon viele WM-Titel gewonnen hat. Sie wissen, was sie tun. Erst wenn ich eine gewisse Zeit mit der Teamführung verbracht habe, weiß ich mehr. Dann müssen wir einfach zusehen, dass wir das Paket zusammenbekommen."