Michael Schumacher ist beim Skifahren in Begleitung seines 14-jährigen Sohnes Mick im französischen Méribel verunglückt. Der Formel-1-Rekordweltmeister erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Bei der Bergung an der Unfallstelle soll er sich noch bei Bewusstsein befunden haben. Danach wurde er zunächst in das Krankenhaus der kleinen Gemeinde Moûtiers eingeliefert. Später wurde er für genauere Untersuchungen in das Krankenhaus von Grenoble verlegt.

Von dort heißt es, dass er sich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen habe. Unbestätigte Meldungen einer französischen Zeitung sprechen von einer Verschlechterung des Gesundheitszustands im Laufe des Tages und sogar von Lebensgefahr. In einer offiziellen Stellungnahme von Schumachers Management hieß es am späten Abend, dass der Gesundheitszustand des Rekordweltmeisters kritisch sei. Der Deutsche wurde mit einem Kopftrauma mit Koma eingeliefert. Sein Zustand erforderte eine umgehende neurochirurgische Behandlung in der Klinik.

Ein Schädel-Hirn-Trauma wird im Normalfall in die Schweregrade "leicht", "mittelschwer" und "schwer" untergliedert. Als Schädel-Hirn-Trauma bezeichnet man jede Verletzung des Schädels mit Hirnbeteiligung, aber keine reinen Schädelfrakturen oder Kopfplatzwunden. Je nach Verletzung besteht die Gefahr von Hirnblutungen oder anderen Komplikationen. Laut unbestätigten französischen Medienberichten soll es bei Schumacher zu Hirnblutungen gekommen sein.

So lief der Ski-Unfall wohl ab

Gernignon-Lecomte, der Direktor der Skistation Meribel, sagte gegenüber dem Radiosender Monte Carlo, dass Schumacher um 11:07 Uhr am Vormittag gestürzt und nach eigenen Angaben abseits der präparierten Piste gegen einen Felsen geprallt sei. Dabei hätte er allerdings einen Helm getragen. "Um 11:15 Uhr waren die Rettungskräfte bei ihm und er wurde ins Krankenhaus geflogen. Er war geschockt und ein wenig durchgeschüttelt, aber bei Bewusstsein", so Gernignon-Lecomte.

Rund vier Stunden nach dem Unfall gab es ein erstes offizielles Statement aus dem Schumacher-Lager. "Michael ist bei einem privaten Skitrip in den französischen Alpen auf den Kopf gestürzt. Er wurde ins Krankenhaus gebracht und wird medizinisch professionell versorgt. Wir bitten um Verständnis, dass wir über seinen Gesundheitszustand keine fortlaufenden Informationen abgeben können. Er trug einen Helm und war nicht allein", so Sabine Kehm, Schumachers Sprecherin.

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Hier ereignete sich Schumachers Unfall, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Hier ereignete sich Schumachers Unfall, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

00:04 Uhr Schumachers Freund und ehemaliger Teamchef Ross Brawn ist am Krankenhaus in Grenobel angekommen. Neben Brawn ist auch Schumachers Familie vor Ort. Am Montagvormittag soll es um 11:00 Uhr eine Pressekonferenz zu seinem Gesundheitszustand geben.

22:34 Uhr Nach Angaben von Schumachers Managements ist der Zustand des Rekordchampions kritisch. Schumacher habe ein Kopftrauma mit Koma erlitten, das umgehend eine neurochirurgische Behandlung erfordert habe.

Übersicht über Schumachers Unfall und seinen Weg ins Krankenhaus, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Übersicht über Schumachers Unfall und seinen Weg ins Krankenhaus, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

21:41 Uhr Weitere unbestätigte Meldungen aus den französischen Medien: Schumacher soll laut RMC Sport eine Gehirnblutung erlitten haben. Seine Frau Corinna und die beiden Kinder sind bei ihm im Krankenhaus.

21:14 Uhr Der frühere Formel-1-Arzt Dr. Gary Hartstein äußert sich via twitter zum Schumacher-Unfall und zeigt sich besorgt, dass das Krankenhaus die Kommunikation an Schumachers Management abgetreten hat. Hartstein: "Am meisten besorgt bin ich, wie die "Informationen" verteilt werden. Ich bin sehr überrascht, dass das Krankenhaus dies Michaels Pressemenschen überlässt. Vielleicht ein schönes Beispiel dafür, wie die Schweizer mit den Wünschen ihrer Patienten umgehen, aber ich finde es einfach seltsam. Medizinische Informationen sind am besten vom Krankenhaus."

20:00 Uhr Laut französischen Medien wird es keine offizielle Aussage des Krankenhauses in Grenoble geben. Stattdessen wird demnächst eine weitere Information seitens Schumachers Managements erwartet. Laut unbestätigten Meldungen von Le Dauphine soll sich der Gesundheitszustand des Rekordchampions verschlechtert haben und Lebensgefahr bestehen.

19:40 Uhr: Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, soll Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben, sich jedoch nicht in Lebensgefahr befinden.

19:00 Uhr: Der ehemalige Formel-1-Pilot Olivier Panis stattete dem Krankenhaus in Grenoble einen Besuch ab, um sich nach dem Gesundheitszustand von Schumacher zu erkundigen. Er durfte den Deutschen jedoch nicht sehen und will am Montag wieder kommen.

Michael Schumacher und Jean Todt mit Prof. Gérard Saillant, Foto: Sutton
Michael Schumacher und Jean Todt mit Prof. Gérard Saillant, Foto: Sutton

17:40 Uhr: Wie die französische Zeitung "ledauphine" berichtet, ist an der Uniklinik in Grenoble ein Neurochirurge aus Paris eingetroffen. Dabei soll es sich um Gérard Saillant handeln, der Schumacher bereits nach dem schweren Silverstone-Unfall 1999 betreut hat. Saillant ist ein enger Freund von Schumacher und FIA-Präsident Jean Todt. Der siebenfache Weltmeister engagiert sich seit Jahren für das Institut für zerebrale und medulläre Störungen (ICM) von Saillant sowie Yves Agid und Olivier Lyon-Caen. Genauere Informationen sind dazu bisher nicht bekannt, ebenso zur angekündigten Pressekonferenz.

16:35 Uhr: Mittlerweile gibt es Neuigkeiten von Polizei und Bergwacht. Schumachers Skiunfall hat sich zwischen 11:00 und 11:15 Uhr an einer Kreuzung zweier Pisten auf dem Berg Saulire ereignet. Um 11:52 Uhr wurde Schumacher in das Krankenhaus nach Moûtiers geflogen und um 12:45 Uhr nach Grenoble verlegt, da die Verletzungen schlimmer als zunächst angenommen seien. Laut Informationen von Bild wurde dort eine MRT-Aufnahme von Schumachers Gehirn angefertigt, zudem hat die Uniklinik eine Pressekonferenz für den Abend angekündigt. Als Unfallursache wird ein "technischer Defekt" gehandelt.

Michael Schumachers schwere Unfälle

Schumacher erlitt in 308 Formel-1-Rennen nur eine wirklich schwere Verletzung - seinen Beinbruch beim Großen Preis von Großbritannien in Silverstone 1999. Als Schumacher mit 306 km/h die Stow-Kurve anbremst, vibriert sich eine Entlüftungsschraube an den Bremsen ab - das Pedal fällt durch. Der Ferrari prallt mit 107 km/h frontal in den Reifenstapel. Nach sechs Rennen Pause kehrte Schumacher in Malaysia ins Cockpit zurück und hatte nichts von seinem Speed eingebüßt.

Noch schlimmer erwischte es Schumacher nach seinem ersten Karriereende in der Formel 1 bei seinen Ausflügen in den Motorradrennsport. Mehrmals stürzte der Rekordweltmeister bei Motorradrennen und Testfahrten, am schlimmsten bei einem Test im spanischen Cartagena im Februar 2009. Dabei zog sich Schumacher bei einem schweren Sturz schlimme Verletzungen zu, die noch Monate danach sein geplantes F1-Comeback verhindern.

Michael Schumachers schwerer Unfall in Silverstone 1999, Foto: Sutton
Michael Schumachers schwerer Unfall in Silverstone 1999, Foto: Sutton

Schumacher wollte 2009 auch in der IDM starten, musste den Start aber absagen, da die Nachwirkungen des Cartagena-Sturzes zu stark waren. "Ich muss leider absagen, weil ich gesundheitlich noch nicht so weit bin", teilte er bereits im April jenes Jahres mit. "Mein Sturz vor einiger Zeit hat gewisse Partien schon ein bisschen mitgenommen. Ich kann zurzeit gerade mal Radfahren. In dem Moment, wo ich den Nacken schnell bewegen muss, bin ich dort eingeschränkt."

Nach dem gescheiterten Formel-1-Comeback im August 2009 für den verletzten Felipe Massa wurde bekannt, dass der Motorrad-Sturz in Cartagena Schumachers schlimmster Unfall in seiner gesamten Karriere gewesen ist. "Er hat durch den Unfall eine Fraktur im Bereich des siebten Halswirbels, der ersten Rippe links und durch den Aufschlag des Weiteren eine Kompressionsfraktur im Bereich der Schädelbasis erlitten", erklärte Schumachers Leibarzt Dr. Johannes Peil damals.

Zudem habe es eine Berstungsfraktur gegeben, die eine wichtige Ader in diesem Bereich zerschlagen habe. "Der Mensch hat nur zwei solcher Arterien. Sie versorgen hauptsächlich das Kleinhirn, was die Motorik, Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Reaktion steuert", verriet Dr. Peil damals im Rahmen einer Pressekonferenz.