In drei Wörtern: Was sind die Eigenschaften eines perfekten Formel-1-Fahrer?
Sebastian Vettel: Ich weiß es nicht, fragen Sie den Teamchef, er stellt die Fahrer ein! [lacht] Ohne Zweifel sind es natürlich zunächst Speed und Talent, aber es gibt noch eine Menge mehr: Einsatz, Disziplin und Hunger.

Nenne drei Fahrer, die diese drei Eigenschaften am besten repräsentieren.
Sebastian Vettel: Ich habe ja schon mehr als drei Eigenschaften genannt, aber ich denke, die drei besten Fahrer im Grid sind im Moment Fernando Alonso, Lewis Hamilton und andere großartige Fahrer wie Jenson Button, der sehr ruhig ist, besonders wenn alles so hektisch und chaotisch ist. Es gibt auch noch Mark Webber, der sehr talentiert und begabt ist, besonders in bestimmten Kurven - ich kenne ihn sehr gut, weil er natürlich mein Teamkollege ist und ich schon sehr oft gegen ihn gefahren bin und er an bestimmten Orten immer sehr schnell war. Dann gibt es noch Nico Rosberg, der so etwas wie ein Allrounder ist: Er ist immer da, auch wenn du es nicht erwartest - er ist immer noch da. Es gibt so viele verschiedene Charaktere, genau wie im normalen Leben auch.

Was war der beste Ratschlag, der dir jemals in der Formel 1 gegeben wurde?
Sebastian Vettel: Ich habe schon viele Ratschläge erhalten. Der beste war wahrscheinlich: 'Denk daran, warum du hier sein willst.' Wenn du ein kleines Kind bist, du Rennen fährst und von der Formel 1 träumst, von der Welt der Formel 1, vom Auto, dann ist alles wie ein Traum für dich. Wenn du dann in der Formel 1 bist, dann siehst du auch - abseits der ganzen guten Dinge - ein paar negative Sachen. Das Geheimnis ist, die negativen Dinge niemals die Gründe dafür, weshalb du dort sein willst, beeinflussen zu lasen. Man darf nur an die positiven Dinge denken: Die Autos, das Racing, mit den besten Autos auf der Welt Rennen zu fahren, für die besten Teams. Ich glaube, Menschen haben ein besonderes Talent dafür, immer etwas Negatives zu finden und es wird immer Dinge geben, die nicht richtig sind und nicht so, wie du sie magst. Aber anstatt sich über sie zu beschweren, sollte man lieber das Positive sehen.

Fast 20 Jahre ist es her, dass du mit dem Kartfahren begonnen hast. Hast du jemals daran gedacht, so weit zu kommen?
Sebastian Vettel: Nein, ich habe es nicht einmal gewagt, so weit zu denken. Wenn du auf dem Weg in die Formel 1 bist, dann geht das nur Schritt für Schritt. Die Formel 1 ist so weit weg, es ist nur ein Traum und vielleicht stellst du dir mal vor, eines Tages diese Autos zu fahren. Aber ich habe es mir nie vorgestellt, damit konstant Rennen zu fahren, Rennen zu gewinnen und sogar um Weltmeisterschaft zu kämpfen und sie zu gewinnen.

Was ist der lohnendste Part an diesem Business?
Sebastian Vettel: Genugtuung. Man steckt eine Menge Arbeit, viel Zeit und Einsatz in das, was man macht. Aber es die Art der Genugtuung. Ich habe in meinem Leben nichts gefunden, dass mich ähnlich glücklich macht und mich so sehr befriedigt. Eine der wichtigsten Sachen im Leben ist, mit dem glücklich zu sein, was du machst, glücklich zu sein mit dem, wer du bist und dann kannst du ins Bett gehen und ruhig schlafen.

Je mehr Erfolg da ist, desto mehr stehst du in der Öffentlichkeit und desto mehr wirst du beurteilt. Wie gehst du damit um? Wie schaffst du den Spagat zwischen Ruhm und deinem privaten Leben?
Sebastian Vettel: Das ist ein Teil, den ich nicht so gerne mag. Ich mag Racing, ich mag die Autos, ich mag das Fahren, ich liebe die Formel 1 in dieser Hinsicht, aber das eine kommt mit dem anderen. Ich habe mich nie besser oder größer als jemand anderen gesehen, ich habe etwas gefunden, das ich wirklich mag, etwas, das ich vielleicht auch ganz gut kann - aber das machst mich nicht besser als irgendjemand anderen. Wenn ich die Straße entlang gehe, bin ich nur irgendein normaler Kerl. Wenn mich dann Leute erkennen, kann ich das natürlich verstehen, aber am Ende des Tages will ich eigentlich nur die Straße entlang gehen und ich selbst sein.

Wenn du gerade nicht arbeitest: Was genießt du am meisten?
Sebastian Vettel: Einfach ein normaler Kerl zu sein und Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Natürlich ist auch das Training ein großer Teil des Jobs. Und ich genieße es sehr, mich fit zu halten, draußen mit dem Rad zu fahren, laufen zu gehen und zu trainieren. Aber unabhängig davon mach ich ganz normale Dinge, wie zum Beispiel ins Theater zu gehen, mal etwas mit meinen Freunden trinken, weg zu gehen und einfach normal zu sein.