Der Aufschrei war groß, als am Sonntagmorgen die Meldung durch das Fahrerlager in Monaco ging, dass Mercedes nach dem Spanien GP zusätzliche Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya abspulte. Allen voran war es das Red Bull Team, das am lautesten schrie. Unmittelbar nach dem Rennen wurden bereits deutliche Spannungen zwischen Mercedes und Red Bull sichtbar, als Teamchef Christian Horner den Mercedes-Sieg auch auf die zusätzlichen Testfahrten zurückführte. Als 'schlechte Verlierer' bezeichneten Niki Lauda und Toto Wolff Red Bull umgehend. Doch Horner schießt zurück.

Während Mercedes und Pirelli betonten, es seien überwiegend Reifen für die nächste Saison getestet worden und der deutsch-britische Rennstall habe ohnehin keinerlei Erkenntnisse daraus ziehen können, glaubt Christian Horner diese Version nicht. "Was falsch ist, ist die Tatsache, dass ein Team heimlich und bewusst Reifen testete, die für die diesjährige Weltmeisterschaft konstruiert wurden", so der Red Bull Teamchef und fuhr fort: "Wann immer man mit diesen Autos fährt, lernt man etwas. Man lernt etwas über die Zuverlässigkeit, man lernt etwas über die Mechanik des Autos, man lernt, wie diese Autos funktionieren und wie sie sich verhalten. Es fällt mir also schwer zu glauben, dass Mercedes nicht von dem Test profitiert hat, so wie sie es sagen."

Mercedes hatte den Circuit de Catalunya für sich alleine, Foto: Mercedes AMG
Mercedes hatte den Circuit de Catalunya für sich alleine, Foto: Mercedes AMG

Für den 39-Jährigen gibt es auch keinen Grund zur Annahme, dass der Drei-Tages-Test legal war, schließlich wurde Red Bull auch angeboten mit Pirelli zu testen. Weil das Weltmeisterteam allerdings davon überzeugt ist, dass es sich dabei nicht um eine Grauzone des Reglements handelt, sondern schlichtweg verboten ist, lehnte Red Bull ab. "Wir sind davon überzeugt, dass das Reglement schwarz und weiß ist. Es ist sehr klar definiert, was man machen darf und was nicht." Zwar könne Horner nachvollziehen, dass Pirelli und auch die FIA daran interessiert sind, die Reifen zu verbessern, doch wie dieses Ziel letztendlich verfolgt wurde, schmeckt ihm ganz und gar nicht. "Es gibt einen Prozess, der nicht befolgt wurde, weil es theoretisch keine Änderung des Reglements gibt. Eigentlich hätte für einen Test mit aktuellem Auto, mit aktuellen Fahrern, auf einer aktuellen Strecke mit Reifen, die beim nächsten Grand Prix zum Einsatz kommen, die Zustimmung aller Teams eingeholt werden müssen, was aber nicht gemacht wurde."

Während Toto Wolff davon spricht, dass es sich nicht um einen Geheimtest handelte, dieser sogar ganz im Gegenteil 'mit Transparenz stattgefunden' habe und das Team 'mit dem ganzem Equipment und Trucks dort hingefahren' ist, ist Horner auch über die Geheimniskrämerei verärgert. "Wir haben am Freitag [beim Meeting der Teamchefs] drei Stunden lang über Tests während der Saison gesprochen und versucht, eine Lösung zu finden. Und dann kommt heraus, dass ein Team bereits ziemlich viel davon absolviert hat." Erst in einem Meeting der Fahrergewerkschaft GPDA seien die Tests erstmals ans Tageslicht gekommen. "Es ist bemerkenswert, dass niemand wusste, dass ein aktuelles Auto mit aktuellen Fahrern auf der Strecke in Barcelona unterwegs war. Es ist erst am Freitag herausgekommen."