Susie Wolff und ihr Ehemann Toto teilen sich eine Eigenschaft: Beiden scheuen sich nicht davor, deutliche Worte zu finden. Susie Wolff geht in diesem Jahr nicht in der DTM an den Start und konzentriert sich einzig und allein auf ihren Job als Entwicklungsfahrerin bei Williams. Die hübsche Schottin durfte bereits für Aerodynamik-Tests am Steuer des Boliden Platz nehmen, doch das ist ihr nicht genug. "Für mich ist der nächste logische Schritt die Teilnahme an den Young Driver Tests, diese dann gut zu absolvieren und dann muss ich nach dem nächsten Schritt schauen."

Auch wenn von Teamseite noch kein Einsatz bei den Young Driver Tests angekündigt wurde, so geht Wolff stark davon aus, dass sie im Auto sitzen wird. "Wenn es nicht so ist, dann verschwende ich meine Zeit. Dann wäre alles für nichts. Es muss passieren." Wolff geht sogar noch einen Schritt weiter und setzt ihren Arbeitgeber unter Druck: "Ich bin die Entwicklungsfahrerin. Es kann nicht sein, dass dann ein Young Driver Test ansteht und man dann nicht seinen Entwicklungsfahrer ans Steuer lässt. Aber man weiß ja nie, lasst uns abwarten."

Die 30-Jährige ist der Meinung, genau den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, die Formel 1 sei nicht nur bereit, sondern auch hungrig auf eine Dame im Cockpit. "Ich glaube, es gibt gerade ein große Bewegung, die Leute wollen eine Frau in der Formel 1 sehen, die Gelegenheit ist auf jeden Fall da", zeigt sie sich gegenüber Reuters zuversichtlich. Die vielen abfälligen Bemerkungen, sie würde sich ohnehin nur blamieren, kann sie nicht mehr hören. "Das ist unglaublich für mich, solche Kommentare zu hören."

Würde sie nicht die nötige Performance auf die Strecke zaubern, wäre sie erst gar nicht in die Gelegenheit gekommen, Aerodynamik-Tests zu absolvieren, so Wolff. "Du wirst nicht einfach aus dem Nichts in ein Formel-1-Auto gesteckt." Über eine Superlizenz verfügt die Williams-Pilotin übrigens noch nicht, diese will sie aber erst machen, wenn sie sie etwas damit anfangen kann. Die 300 Kilometer, die man dafür in einem Formel-1-Boliden absolviert haben muss, hätte sie schon auf ihrem Konto.

Der Aussage von Sir Stirling Moss, Frauen würde die mentale Einstellung fehlen, kann sie nichts abgewinnen. Darauf angesprochen, entgegnete sie: "Totaler Blödsinn." Allerdings verübelt Wolff der Formel-1-Legende diese Aussage nicht, schließlich fuhr Moss noch in einem anderen Motorsportzeitalter. "Zu seiner Zeit gab es viele Todesfälle und ich glaube, er hat das Bild im Kopf, dass Frauen nicht ihr Leben riskieren sollten." Auch wenn die 'Formel-1-Machos' in der Presse gerne solche Kommentare abgeben, so weiß sie um die Rückendeckung von Bernie Ecclestone. "Er versucht alles, um mich in die Formel 1 zu bringen, er weiß, dass es aus geschäftlicher Sicht passieren muss."