Die Zeichen stehen auf Veränderung. Seitdem Toto Wolff sein Amt als neuer Motorsportchef bei Mercedes angetreten hat, gilt es als offenes Geheimnis, dass Teamchef Ross Brawn in der kommenden Saison vom langjährigen McLaren-Technikchef Paddy Lowe abgelöst wird. Doch so klar wie es in den Medien teilweise dargestellt wird, liegen die Dinge offenbar nicht - vielleicht auch, weil der Saisonstart mit zwei Pole Positions und zwei Podiumsplatzierungen deutlich besser ausgefallen ist als erwartet. Wolff betonte, dass von ihm in Bezug auf die Personalie Brawn keine raschen Entscheidungen zu erwarten sei. Im Gegenteil: Ziel sei es möglichst eng mit dem Briten zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass ein Wechsel auf Führungsebene nur vollzogen werde, wenn er auch nötig ist.

Letzten Endes liege Brawns Schicksal in seinen eigenen Händen. "Ross sagt immer, Performance bedeutet Power und dass man an ihr gemessen werden sollte", stellte der Mercedes-Boss klar. Soll heißen: Setzt sich der Aufschwung der Silberpfeile auch im weiteren Saisonverlauf fort, besitzt Brawn durchaus gute Chancen, auch über die aktuelle Saison hinaus beim deutschen Vorzeige-Rennstall zu verbleiben. Mit dem derzeitigen Stand zeigte sich Wolff sehr zufrieden. Trotz der aggressiven Berichterstattung in den Medien sei es ihm gelungen eine gemeinsame Ebene mit dem Teamchef zu finden. "Obwohl viele Storys über Paddy [Lowe] in den Medien waren, haben wir einen proaktiven Weg gefunden und führen keinen reflexartigen Diskussionen", erzählte er. "Ross hat die Position [als Teamchef] inne und füllt sie im Moment sehr effizient aus."

Gleichzeitig kündigte der Österreicher an, dass in Zukunft weitere Personalrochaden zu erwarten sein. "Man muss nach vorne gucken", meinte Wolff. "Das bedeutet nicht, dass Ross nicht mehr bei uns sein wird, aber wir werden unsere Organisation wahrscheinlich durch weitere Leute verstärken." Die Umstrukturierungen seien ohnehin schon in vollem Gange. "Wir haben bereits damit begonnen, intern Dinge zu verändern, die weder an den Wochenenden noch von außen sofort ersichtlich sind", verriet der 41-Jährige. "Wir haben uns die Struktur, die interne Kommunikation und die Verteilung der Verantwortlichkeiten angeschaut." Für tiefgreifende personelle Veränderungen sei es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch zu früh. "Ich kann erst eine Entscheidung treffen, wenn ich das ganze Bild sehe. Nach gerade einmal drei Monaten ist das allerdings noch nicht möglich."

Brawn seinerseits warnte davor, dass Team von Grund auf umzukrempeln. "Die Formel 1 ist ein gewaltige Konstruktionsleistung, hinzu kommt die sportliche Seite, mit den Fahrern und dem Team", erläuterte er. "Man muss immer versuchen, beide Seiten zu verbessern, allerdings ohne dabei das zu beschädigen, was man schon hat." Wichtig sei es, im Voraus zu wissen, wo große Veränderungen, sollten sie geplant sein, hinführen. "Wir haben eine sehr gute Aero-Abteilung, die dürfen wir nicht kaputt machen. Natürlich können wir die weiter verstärken, aber das müssen wir dadurch erreichen, indem wir das verbessern, was wir haben", so der 58-Jährige. " Das Gleiche gilt für die sportliche Seite."