Der Österreicher Toto Wolff hat bei Mercedes nicht nur die Rolle des Motorsportverantwortlichen übernommen. Der ehemalige Rennfahrer und erfolgreiche Geschäftsmann kaufte gleichzeitig Anteile am Formel-1-Team von Mercedes, was einem beidseitigem Vertrauensbeweis gleichkommt. "Indem ich Williams - wo ich die Arbeit übrigens genossen habe - verlassen habe, bin ich nicht nur ein persönliches Risiko eingegangen. Es ist auch ein finanzielles und ökonomisches Risiko", so der Ehemann von Rennfahrerin Susie Wolff.

Seinem Vorgänger Norbert Haug will es Wolff in mehreren Belangen nicht gleichtun. Nicht nur, dass der 41-Jährige die Welttournee bestehend aus Formel 1 und DTM etwas zusammenstutzt, auch die Art und Weise, wie das Team geführt wird, will der Österreicher ändern. Im Gegensatz zu Norbert Haug, der die Geschicke aus Stuttgart leitete, bezog er sein Büro in Brackley. "Man kann ein Formel-1-Team in England nicht aus Deutschland lenken." Es sei nicht nur eine Frage der Mentalität, auch die physische Anwesenheit ist ein wichtiger Faktor hin zum Erfolg.

"Ein Unternehmen aus der Ferne zu führen, funktioniert nie wirklich", verdeutlichte er noch einmal. In diesem Fall müsse man auf das Management vertrauen, was auch Wolff in der Vergangenheit tat. "Aber das war nicht die Rolle, die Mercedes für mich vorgesehen hatte. Es war Bestandteil des Vertrags, dass ich aus England aus arbeite. Und das ist es, was ich jetzt mache."

Wolff gefällt seine neue Rolle bei Mercedes, Foto: Mercedes AMG
Wolff gefällt seine neue Rolle bei Mercedes, Foto: Mercedes AMG

Auf die Ziele für 2013 angesprochen, machte Wolff deutlich, dass Ausreden nicht gelten. "Ich kann so sehr ich will behaupten, dass ich in das diesjährige Auto nicht involviert war - was auch wahr ist im Bezug auf die Performance - aber das zählt nicht." Selbst die Tatsache, dass der Österreicher erst zwei Wochen im Amt ist, ändert nichts daran, dass er Verantwortung übernehmen muss. "Es interessiert niemanden, ob ich hier seit einem Jahr oder seit einer Woche bin. Ich habe die Verantwortung übernommen und jetzt ist es wichtig, ein Gefühl für die Leute zu bekommen."

Der Miteigentümer machte auch deutlich, dass er nicht vor Veränderungen zurückschreckt. "Wenn es nicht in die Richtung geht, die ich will, werde ich Strukturen einführen, von denen ich glaube, dass sie funktionieren." Dabei sei es sehr wichtig, zunächst die Strukturen zu verstehen: "Zuerst muss ich zusehen und zuhören, dann werde ich meine Meinung äußern und dann werde ich sie umsetzten."

Bislang war der 41-Jährige nur als Investor tätig und hatte keine operative Rolle in Unternehmen inne. Deshalb konnte er für Misserfolg auch andere verantwortlich machen - dieser Umstand hat sich nun geändert. "Ich bin jetzt in einer vollkommen operativen Rolle - oder wie Sie sagen - auf dem Schleudersitz. Aber das Gute daran ist, dass ich den Auslöser für den Schleudersitz selbst in der Hand habe." Wolff zweifelt jedenfalls nicht daran, der Aufgabe gewachsen zu sein. Schließlich hätte er keine Aufgabe übernommen, von der er nicht glaubte, sie erfüllen zu können.

Auch auf die gehobenen Ansprüche der Marke Mercedes hat er sich bereits eingestellt. "Ich weiß, dass es bei Mercedes Standard ist, ein Topteam zu sein. Wenn dem nicht so ist, wird es schwierig, zu rechtfertigen, was ich mache", erklärte er gegenüber formula1.com. Die Ziele für die bevorstehende Saison formulierte er klar: "[Es wäre ein gutes Jahr für uns], wenn wir die Saison auf Platz vier beenden, regelmäßig vorne mitfahren und dazu noch die DTM gewinnen."