Im stolzen Alter von 37 Jahren bestritt David Coulthard 2008 in Brasilien sein letztes Formel-1-Rennen für Red Bull. Wer könnte sich also besser in die Lage von Mark Webber versetzen, steht dem Australier am Ende der kommenden Saison eventuell doch exakt das gleiche Szenario bevor? Der Routinier aus Queanbeyan wird in Sao Paulo in neun Monaten im gleichen Alter sein wie sein ehemaliger Teamkollege und auch sein Red-Bull-Vertrag wird nach heutigem Stand dann auslaufen. Ausgerechnet von Coulthard gab es nun aber Fürsprache für Webber, der vom Schotten bestärkt wurde, weiterzumachen und die Fahrerhandschuhe noch nicht so bald an den Nagel zu hängen. Dass der WM-Sechste, der heuer in seine zwölfte F1-Saison starten wird, ob seines Alters bald ersetzt werden könnte, glaubte Coulthard nicht.

Mit den schnellen Youngstern, wie Daniel Ricciardo, Jean-Eric Vergne oder Antonio Felix da Costa, die bei Nachwuchsteam Toro Rosso und im Förderprogramm von Red Bull reifen, sei der Druck auf Webber zwar ständig hoch - laut Coulthard würden sich die jungen Wilden jedoch noch eine Weile in Geduld üben und ihre Aufstiegs-Ambitionen in naher Zukunft auf Eis legen müssen. Mit Blick auf den hoch eingeschätzten Ricciardo sagte Coulthard beispielsweise: "Daniel genießt innerhalb der Red-Bull-Familie hohes Ansehen. Doch das ist genau das Dilemma des Teams, denn ich bin mir sicher, er wäre in der Lage, den Job gut zu erledigen. Wenn es als Team aber gut läuft, will man diese Balance möglichst lange aufrecht erhalten."

Never change a winning team

Nach dem WM-Finale 2010 flog DC gemeinsam mit Webber & Vettel nach Europa zurück, Foto: Red Bull/GEPA
Nach dem WM-Finale 2010 flog DC gemeinsam mit Webber & Vettel nach Europa zurück, Foto: Red Bull/GEPA

Die eingespielte und auch deshalb so erfolgreiche Truppe nun so einschneidend zu verändern, sei für Red Bull ein zu hohes Risiko. "Wenn man die Zutaten verändert, schmeckt der Kuchen vielleicht nicht mehr so gut wie davor", witzelte Coulthard. Allgemein glaubte er, Webber werde oft unterschätzt, da er zuweilen im Schatten von Sebastian Vettel stehe - dabei dürfe man jedoch nicht vergessen, dass der Australier seit seinem ersten Sieg 2009 in jedem Jahr Rennen gewonnen habe, zweimal auch den prestigeträchtigen Monaco-Grand-Prix (2010 und 2012) - ein Kunststück, das Coulthard exakt eine Dekade zuvor in den Jahren 2000 und 2002 ebenso gelang. Überhaupt seien gewisse Parallelen unverkennbar. Auch Coulthard musste sich 1998 und 1999 im Kampf um die Weltmeisterschaft seinem Teamkollegen Mika Häkkinen beugen.

Transformiere man seine Geschichte auf die Webbers, ergäbe sich daraus ein recht einfacher Schluss: "Man darf nicht vergessen: Hätte es keinen Sebastian Vettel gegeben, wäre Mark heute mehrfacher Weltmeister." Geschuldet sei das - vor allem im Jahr 2011 - ganz einfach der Überlegenheit des Autos von Star-Designer Adrian Newey, mit dem Coulthard zu aktiven Zeiten sowohl bei McLaren als auch Red Bull ebenso eng zusammenarbeitete. Für Webber sei der Titel definitiv auch drin gewesen. Sein Rat für den Routinier lautete daher, die Dinge eher positiv als negativ zu sehen. Lamentieren über die verpassten Chancen der Vergangenheit bringe wenig - ratsamer sei es da schon, sich die tollen Möglichkeiten der Zukunft bewusst zu machen.

"Die Zukunft liegt in Marks Händen", glaubte Coulthard. Die nötige Klasse für ein Top-Cockpit in der Königsklasse habe der Australier nach wie vor. "Er ist ein großartiger Fahrer, hat neun Grand Prix gewonnen und einige davon wirklich in überragender Manier, wie etwa in Silverstone und Monaco - zwei Strecken, die sehr unterschiedlich und eine große Herausforderung sind und somit der beste Beweis für sein tief verwurzeltes Talent." Der Ex-DTM-Pilot war daher überzeugt: "Wenn Mark so weitermacht, wie er es in den letzten Jahren gemacht hat, gibt es keinen Grund, warum er nicht auch in der Zukunft weiterfahren könnte und sollte."