Marussia tritt 2013 mit einer äußerst unerfahrenen Fahrerpaarung an. Max Chilton und Luiz Razia waren im Vorjahr noch in der GP2 tätig, verfügen jedoch über große Finanzmittel, was für den klammen Rennstall überlebenswichtig ist, weshalb man sich jüngst von Timo Glock trennte. Chilton hat es sich zum Ziel gesetzt, der Fahrerfluktuation bei Marussia ein Ende zu setzen - während Glock von Anfang an Teil des Teams war, wechselte sein Stallgefährte jede Saison - und will mehr als ein Jahr in der Formel 1 verbringen.

"Das erste Jahr ist entscheidend, um zu beweisen, dass man zu Recht in der Formel 1 ist", führte der Brite aus. "Man muss im ersten Jahr das Beste aus dem Auto herausholen und dem Team zeigen, dass man an den Daten interessiert ist und alles geben will." Es würde jedoch nicht nur rein auf den Speed und die Leistung auf der Strecke ankommen, sondern auch die Meinung anderer Leute darüber, ob man gutes Feedback geben kann, habe enormes Gewicht, wenn es darum geht, in der Königsklasse langfristig zu bestehen. "Das ist sehr wichtig und daran werde ich sehr hart arbeiten, denn ich will nicht nur ein Jahr in der Formel 1 verbringen", machte Chilton seine Ambitionen deutlich. "Ich will hier für den Rest meiner Karriere bleiben."

KERS als Trumpf

Im Vorjahr jubelte Chilton noch in der GP2, Foto: GP2 Series
Im Vorjahr jubelte Chilton noch in der GP2, Foto: GP2 Series

Marussia, das 2010 einst unter dem Namen Virgin in die Formel 1 einstieg, wartet noch immer auf den ersten WM-Punkt, doch Chilton ist optimistisch, dass die bevorstehende Saison die bisher beste in der Geschichte des Teams werden könnte. "Wir sind noch nicht viel gefahren, aber gestern konnte ich so richtig die Vorteile des neuen Wagens sehen", urteilte er über den MR02, der erstmals über KERS verfügt. Große Unterschiede zwischen dem Marussia-Boliden und den anderen Autos im Feld wollte er gar nicht feststellen. "Am Ende des Tages liegen nur ein paar Zehntel oder wenige Sekunden zwischen den Teams", meinte der Brite. Jetzt, wo man endlich über KERS verfügt, seien die Unterschiede, die die Zeitabstände ausmachen, überraschend gering.

Im letzten Jahr war Chilton bereits als Testfahrer für Marussia tätig und im Zuge dessen auch bei den Besprechungen mit den Stammpiloten Glock und Charles Pic dabei, weshalb er über die Schwierigkeiten der Vergangenheit bescheid weiß. "Wir hatten mit der Frontpartie zu kämpfen und ich kannte die Limits und Probleme des Wagens", so der 21-Jährige. Im Rahmen der Testfahrten von Jerez habe er jedoch bereits eine deutliche Verbesserung festgestellt. "Als ich pushte, merkte ich auf den Longruns eine Steigerung und das ist sehr positiv."

Eigene Ziele

Obwohl Großbritannien als Heimat des Motorsports gilt und über zahlreiche erfolgreiche Piloten verfügt, möchte sich Chilton von diesem Umstand nicht unter Druck setzen lassen. "Ich habe meine eigenen Ziele und das Team hat seine eigenen Ziele", sagte er. "Wir fahren dort, wo wir im Grid stehen, in unserer eigenen Meisterschaft. Jeder hat seine eigenen Ziele, die sich abhängig vom Auto und dem Karrierefortschritt Jahr für Jahr verändern. Ich habe Erwartungen und möchte sie übertreffen."

Chilton verfügt dank seinem Sponsor AON über einen guten finanziellen Hintergrund und zählt damit zu jenen Piloten, die oftmals wenig vorteilhaft als Paydriver abgestempelt werden. "Die Formel 1 war immer so", merkte er an. "Man braucht finanzielle Unterstützung, um in die Formel 1 zu kommen. Es ist vermutlich weltweit der teuerste Sport und Fahrer mit Unterstützung haben es leichter." Der 21-Jährige kann nicht ganz nachvollziehen, warum die Diskussionen über diese Thematik zuletzt wieder hochkamen, denn immerhin hätte es jahrelang Fahrer mit großen Sponsoren gegeben. "Nun wurde das Wort 'Sponsor' in 'Paydriver' geändert", kritisierte er. "Ich denke nicht, dass das ein großes Problem ist. Die Formel 1 wäre ohne Leute, die Sponsoren bringen, nicht dort, wo sie jetzt ist. So ist es und so ist es seit langer Zeit."