Bestechung oder nicht? Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wird vorgeworfen, dass er den ehemaligen Risikovorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, mit 44 Millionen Dollar bestochen haben soll. Auf diese Weise habe er gewährleisten wollen, dass die Rechte an der Formel 1 an den jetzigen Mehrheitseigner CVC verkauft werden. Medienberichten zufolge stand sogar eine Verhaftung Ecclestones im Raum. Diese wird nach einem Bericht des Internet-Portals Pitpass, das in den Besitz des Originalvertrages gekommen ist, allerdings immer unwahrscheinlicher.

Keine Bestechung - Erpressung

Als Gribkowsky bei der BayernLB noch in der Verantwortung stand, soll er von der Bank beauftragt worden sein, einen Käufer für die Formel-1-Anteile des Unternehmens zu finden. Nach der Pleite des Kirch-Konzerns waren 46,9 Prozent der Anteile an der SLEC Holdings in den Besitz der BayernLB übergegangen. Ziel der Bank soll es gewesen sein, die Aktien zu verkaufen, um in den Besitz des Geldes - rund eine Milliarde Dollar - zu kommen, dass zuvor an das Kirch-Unternehmen verliehen worden war.

Im Anschluss an den Verkauf der Formel-1-Rechte an CVC erhielt Gribkowsky dann eine Zahlung in Höhe 44 Millionen Dollar von Ecclestone. Diese gab er weder bei seinem Arbeitgeber oder den Steuerbehörden an. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er das Geld erhalten habe, um den Verkauf an CVC voranzutreiben. Ecclestone hatte sich die Investmentfirma gewünscht, weil ihm zugesagt worden war, dass das operative Geschäft in seinen Händen bleibt. Ecclestone bestreitet allerdings, dass die 44 Millionen Dollar als Bestechungsgeld gedacht waren - es habe sich vielmehr um Erpressung gehandelt. Gribkowsky habe damit gedroht, den britischen Steuerbehörden falsche Details über seine Steuerangelegenheiten zuzuspielen, sollte die Zahlung nicht erfolgen.

Bernie Ecclestone: Täter oder Opfer?, Foto: Mandoga Media
Bernie Ecclestone: Täter oder Opfer?, Foto: Mandoga Media

Die BayernLB soll Ecclestone nach dem erfolgreichen Verkauf der Formel-1-Anteile ihrerseits eine Provision von 41,4 Millionen Dollar gezahlt haben. Die Staatsanwaltschaft zweifelte jedoch an, dass es einen triftigen Grund für die Zahlung gegeben hätte. Diese sei einzig zu dem Zweck erfolgt, die Bestechung von Gribkowsky abzudecken. Hätte die Staatsanwalt Recht, hätte die BayernLB allerdings ohne jeden Grund 41,4 Millionen Dollar gezahlt und somit das Anrecht auf Schadensersatz.

Ecclestone erklärte die Zahlung der Provision wie folgt: CVC habe eine Summe in Höhe von 100 Millionen Dollar verlangt, um sich gegen eine Pleite der Formel 1 abzusichern. Weil die BayernLB sich geweigerte habe, den Betrag zu zahlen, sei er eingesprungen. Dafür sei er von der Bank bezahlt worden. Andernfalls wäre der Verkauf nicht zustande gekommen. Die Provision betrug fünf Prozent des Verkaufspreises - also 41,4 Millionen bei einem Preis von 839,1 Millionen Dollar.

Keine Verpflichtung für CVC

Dadurch, dass die Summe jener, die Gribkowsky (44 Millionen Dollar) von Ecclestone erhalten hat, ziemlich ähnlich ist, ist es nicht schwer zu verstehen, wieso der Verdacht aufkam, die Bestechungssumme sollte auf diese Weise abgedeckt werden. Einen Beweis gibt es allerdings nicht. Die Theorie der Staatsanwaltschaft war, dass die Provision für die Bestechung Gribkowskys gedacht war und somit sei gewährleistete, dass die Formel-1-Aktien an CVC verkauft werden.

Dagegen spricht allerdings, dass dies im Vertrag so nicht festgehalten ist. "Die Entscheidung über den Verkauf liegt allein im Ermessen des Besitzers. Um jeden Zweifel auszuschließen, der Besitzer hat keine Verpflichtung an eine bestimmte Partei zu verkaufen", heißt es in dem Schriftstück. Natürlich könnte es sich dabei auch um ein Täuschungsmanöver handeln, in dem Vertrag gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass der Passus nicht aus einem bestimmten Grund hinzugefügt worden sei.

Bernie Ecclestone freut sich über den dritten WM-Titel von Sebastian Vettel, Foto: Red Bull
Bernie Ecclestone freut sich über den dritten WM-Titel von Sebastian Vettel, Foto: Red Bull

Fraglich erscheint der Tabestand einer unberechtigten Zahlung vonseiten der BayernLB vor allem vor dem Hintergrund, dass Ecclestone durch den Verkauf der Anteile weitere 22,3 Millionen Dollar bekam. Warum hätte er mehr Geld erhalten sollen, als er ausgab? Darüber hinaus ist Ecclestone ohnehin vermögend genug, um das Geld an Gribowsky aus eigener Tasche zu zahlen. Die Provision von der Bank, die zwangsläufig in den Büchern auftaucht, benötigt er dafür nicht. So sieht es auch Ecclestone selbst. "Ich hätte kein Geld von der Bank gebraucht, um so einen Betrag zu zahlen."