"Es ist ein schönes Gefühl wieder hier zu sein", gab Lewis Hamilton bei seiner offiziellen Vorstellung in Stuttgart als Begrüßungskommentar zum besten. Für den Briten war es ein Neuanfang mit vielen Erinnerungen, schließlich ist er in seiner F1-Karriere bisher ausschließlich mit Motoren der Marke mit dem Stern gefahren. "Ich war hier ja schon einige Male, erstmals glaube ich für Stars und Cars", so der 28-Jährige bei seinem Einstand bei den Schwaben. Mit Stuttgart verbinde er in jedem Fall viele positive Eindrücke. "2009 habe ich mein Siegerauto von 2008, mit dem ich die Weltmeisterschaft gewonnen habe, hier ins Museum gebracht", schwelgte er in Erinnerungen.

Nun jedoch als offizieller Fahrer des Werksteams zurückzukommen, sei aber noch einmal eine andere Sache. "Ich bin wirklich sehr aufgeregt. Mercedes ist eine glanzvolle Marke und es ist einfach phänomenal, nun auch ein Teil davon zu sein. Das ist wirklich eine Ehre", freute sich Hamilton, der schwärmte: "Eigentlich bin ich ja schon lange Teil der Mercedes-Benz-Familie, aber nun im Werksteam zu fahren, ist etwas Besonderes. Sie bauen hier die besten Autos auf der ganzen Welt..." Die bisherige Kommunikation mit den Verantwortlichen des F1-Projekts des Autobauers laufe jedenfalls auch schon auf Hochtouren. "Ich habe das Team jede Woche angerufen und mich mit vielen verschiedenen Ingenieuren und Aerodynamikern fortlaufend via Email ausgetauscht", verriet der Neuankömmling.

Standortbestimmung erst im Auto möglich

Hamilton & Haug sind über die Jahre Freunde geworden, Foto: Sutton
Hamilton & Haug sind über die Jahre Freunde geworden, Foto: Sutton

Der Sinn und Zweck dieses Vorgehens sei klar: "Das ermöglicht es mir, stetig den Fortschritt des Autos zu begutachten, zu fragen, was sie testen und somit ganz einfach zu verstehen, wie die Dinge hier funktionieren." Auch mit Technik-Chef Aldo Costa stehe er in regem Kontakt. Trotzdem gäbe noch viele Feinheiten, die angepasst werden müssten. "So zum Beispiel beim Cockpit. Wichtig ist einfach, dass ein kontinuierlicher Dialog da ist", erklärte Hamilton. Von seinen neuen Kollegen zeigte er sich jedenfalls schon einmal begeistert. "Ich kann hier schon am ersten Tag sehen, wie motiviert und enthusiastisch die Leute sind. Sie haben Hunger auf Erfolg und wollen sich weiter steigern und verbessern, wie sie es auch schon in der Vergangenheit getan haben."

Trotz aller Vorfreude und Zuversicht - übersteigerter Optimismus sei nicht angebracht. "Ich weiß auch noch aus meiner McLaren-Zeit, wie lang es dauert, ein Auto voranzubringen und zu verbessern." Im Moment könne er als Fahrer in puncto technischem Fortschritt bei diesem Prozess kurz vor Testbeginn aber nur noch wenig beeinflussen. "Wir haben natürlich noch Boden gutzumachen. Das ist aber bei allen Teams zu dieser Zeit des Jahres so. Alles was ich machen kann, ist mich zurücklehnen und zuschauen, bis ich dann endlich das erste Mal selbst ins Auto darf", so Hamilton. Erst dann habe er das nötige Gefühl, um den Silberpfeil in eine bestimme Richtung voranzutreiben. "Denn erst dann weiß ich, wo wir aktuell stehen und wo wir hin müssen", sagte der Ex-Weltmeister.

Auch ohne Haug viele kluge Köpfe

Ebenso wenig könne er aktuell die Lage im personellen Teamhintergrund einschätzen. Der Wechsel von Toto Wolff von Williams zu Mercedes sei aber in jedem Fall positiv zu bewerten, wenngleich er den Österreicher noch nicht wirklich gut kenne. "Deshalb kann ich darüber noch wenig sagen." Fest stehe aber, dass der neue Motorsportleiter hungrig und immer zu einhundert Prozent auf das Wesentliche konzentriert sei. "Sein Ziel ist es, das Team voranzubringen - das gleiche Ziel habe ich auch, deshalb hoffe ich, dass wir eine Menge positiver Dinge teilen", meinte Hamilton. Wer denn aber nun sein direkter Vorgesetzter werde - ob Wolff, Niki Lauda oder Ross Brawn - konnte der Neuankömmling noch nicht beantworten.

"Ich weiß nur, dass Doktor Zetsche der Big Boss ist", scherzte Hamilton, der sich ohnehin keine Sorgen um den Teamhintergrund machte: "Es gibt viele kluge Köpfe hier." Bedauern wollte er trotz der geballten versammelten Kompetenz aber den Abgang von Norbert Haug, der nach 22 Jahren als Motorsportchef Ende 2012 aus dem Dienst ausgeschieden war. "Als ich erstmals davon gehört habe, dass so eine Legende wie er nun so verschwindet, war ich schon traurig. Uns verbindet eine lange Freundschaft", erkärte Hamilton. "Er war Teil meiner Karriere, im Prinzip vom Kartsport bis ganz nach oben und hin zum WM-Titel in der F1." Auch wenn Haug nicht mehr bei Mercedes sei, sei er dennoch nicht aus der Welt: "Er wird mir als Freund immer erhalten bleiben und Rat geben."