"Es gibt harte ökonomische Bedingungen und die kommerzielle Landschaft ist für alle schwierig, auch für Formel-1-Teams", erklärte Marussia-Teamchef John Booth die Trennung von Timo Glock. Für das russisch-britische Team ist der Verlust des 30-Jährigen ein harter Schlag, war Glock doch seit der Gründung des Rennstalls vor drei Jahren stets die unumstößliche Konstante, während sein Stallgefährte in jeder Saison wechselte.

Es wäre Glock vermutlich auch 2013 nicht möglich gewesen, um die Punkteränge zu kämpfen, selbst wenn Marussia, wie bereits mehrfach angekündigt, künftig auf KERS setzen will, was den Abstand zum Mittelfeld zumindest verringern sollte. "Er hat im richtigen Moment den Absprung geschafft", analysierte Christian Danner im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com den überraschenden Abschied Glocks.

"Ich kenne und schätze Timo sehr und da es auch ein Leben nach der Formel 1 gibt, freue ich mich sehr, dass er das auch gemerkt hat", so Danner, der jedoch die Ansicht vertritt, dass vor Glock noch einige gute Jahre liegen. "Er hat die richtige Entscheidung getroffen und noch eine große Rennfahrerkarriere vor sich. Er hat im richtigen Moment die Reißleine gezogen."

BMW als logische Wahl

In welcher Rennserie der Deutsche in der nächsten Saison an den Start gehen wird, ist unklar. Ein Verbleib in der Formel 1 scheint unrealistisch, da nur noch Caterham und Force India über freie Cockpits verfügen, für die es jedoch zahlreiche Bewerber gibt. Viel wahrscheinlicher ist ein Wechsel in die DTM, wo es zumindest bei Mercedes noch einige vakante Plätze gibt. Doch glaubt man der Gerüchteküche, zieht es Glock eher zu BMW. Der 30-Jährige war für die Münchner im Jahr 2007 bereits als Formel-1-Testfahrer tätig und verfügt daher über gute Kontakte zum regierenden DTM-Champion auf allen Ebenen.

Bilder aus alten Zeiten, Foto: Sutton
Bilder aus alten Zeiten, Foto: Sutton

Auch Danner vermutet, dass Glock künftig im Tourenwagen seine Runden drehen wird. "Ich schätze, dass er in die DTM gehen wird", so der ehemalige Formel-1-Pilot. "Ich könnte ihn mir bei BMW gut vorstellen." BMW hat zwar bereits sieben seiner acht Piloten für 2013 bestätigt, doch beim neu ins Leben gerufenen MTEK-Team wäre noch ein Platz zu vergeben.

Marussia vor dem Zusammenbruch?

Während Glocks Zukunft also gesichert scheint, könnten sich über Marussia dunkle Wolken zusammenbrauen. Die Mannschaft verfügt mit Max Chilton derzeit über nur einen äußerst unerfahrenen Piloten, der gerade erst aus der GP2 aufgestiegen ist. Der zweite Fahrer wird eine stattliche Summe mitbringen müssen, um sich seinen Rennsitz zu erkaufen, während die sportliche Qualifikation nicht die oberste Priorität für ein Engagement darstellen dürfte.

"Ich glaube, dass das Gesamtkonstrukt vor dem Zusammenfall steht", ist Danner pessimistisch, was die Zukunft von Marussia betrifft. "Wenn die russischen Investoren nicht mehr zahlen wollen, benötigt das Team Paydriver, von denen es bekanntlich viele gibt." Zu diesen könnten unter anderem Vitaly Petrov, Jerome d'Ambrosio und Bruno Senna zählen, die allesamt auf der Suche nach einem Renncockpit sind. "Daher denke ich, dass Timo die richtige Entscheidung getroffen hat, denn weit vorne wäre er mit diesem Auto nicht mitgefahren", stärkte Danner Glock den Rücken.