Anscheinend gastiert die Formel 1 in diesem Jahr nicht wie geplant am Nürburgring. Ist damit das Ende der Königsklasse in der Eifel besiegelt Motorsport-Magazin.com schaut zurück und verschafft einen umfassenden Überblick rund um die spektakuläre Entstehungsgeschichte des Nürburgrings. Heute: Die 20er Jahre.

Die Entstehung einer Legende

Infolge der zunehmenden Motorisierung in Deutschland zu Beginn der 20er Jahre war der Bau einer professionellen Rennstrecke nur eine Frage der Zeit. Bislang wurden Rennen vorwiegend auf öffentlichen Straßen ausgetragen - zahlreiche Unfälle waren die Regel. Um dieser Misere Einhalt zu gebieten, sollte inmitten der wirtschaftsarmen Eifel eine permanente Renn- und Teststrecke entstehen. Den Bau beschließt der Kreistag von Adenau am 18. Mai 1925.

Im Rahmen einer "produktiven Erwerbslosenfürsorge" sind mehr als 2500 Arbeiter damit beschäftigt, eine 28,2 Kilometer lange Rennstrecke in der hügeligen Eifellandschaft zu errichten.

Carraciola erster Sieger

Nach nur zweijähriger Bauzeit ist es soweit: Am 18. Juni 1927 wird die heute legendäre Nürburgring-Nordschleife feierlich eröffnet. Rund 85.000 Zuschauer bejubeln den Sieger des Hauptrennens, Rudolf Carraciola auf Mercedes.

Das Eifelrennen 1934, Foto: Mercedes-Benz
Das Eifelrennen 1934, Foto: Mercedes-Benz

Zugleich erfolgt der erhoffte wirtschaftliche Aufstieg für die Eifel-Region: Aus Gaststätten mit Fremdenzimmern wurden Hotels, aus Kuhweiden Parkflächen. Werkstätten, Tankstellen, Lebensmittelgeschäfte und andere Dienstleistungsbetriebe verdanken ihre Existenz dieser Eifelstrecke. Am 28. Juli 1928 wird die Nürburgring GmbH unter Beteiligung des Reiches, des Landes Preußen, der Rheinprovinz, des Kreises und der Automobilverbände gegründet.

30er und 40er Jahre

Der Nürburgring erlebt seinen ersten Helden: Rudolf Carraciola, Sieger des ersten Rennens auf der Nordschleife, gewinnt 1931 das Eifelrennen und den Großen Preis von Deutschland. Auch im Folgejahr ist er nicht zu stoppen und fährt einen weiteren Doppelsieg ein.

Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 bleibt für den Nürburgring nicht ohne Folgen. Erfolgreiche deutsche Fahrer auf deutschen Autos sind ein beliebtes Propagandamittel der NSDAP und locken zahlreiche Zuschauer an die Eifelstrecke. Dank Goebbels' Volksempfänger lauschen rund 11,3 Millionen Menschen den Übertragungen der "Ringrennen".

Der legendäre Silberpfeil, Foto: Mercedes-Benz
Der legendäre Silberpfeil, Foto: Mercedes-Benz

Mythos der Silberpfeile

1934 wird der Mythos der "Silberpfeile" geboren. Der Legende nach ließ Mercedes-Sportchef Alfred Neubauer eine Nacht vor Beginn des Eifelrennens den weißen Lack am Sportwagen abkratzen, um das Gewichtslimit nicht zu überschreiten. Das silbrige Aluminium der blanken Karosserie verschaffte dem Auto seinen Namen. In diesem Rennwagen fuhr Manfred von Brauchitsch dann zum Sieg. Die erfolgreiche Ära der "Silberpfeile" mit zahllosen Erfolgen am Nürburgring hält bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 an.

Während des Krieges finden keine Rennen am "Ring" statt. Das Sporthotel am Nürburgring verkommt zum Lazarett und Notlager. Die Nordschleife dient als Aufmarschstraße der Alliierten, die schweren Panzer richten verheerende Schäden an der Strecke an.

Doch bereits kurz nach Kriegsende beginnt die "Wiedergeburt" des Nürburgrings. Auf Befehl der französischen Militärsregierung und der Mobilisierung tausender Arbeitskräfte werden sowohl die Rennstrecke als auch diverse Zufahrtsstraßen wieder instand gesetzt. Bereits am 7. August 1947 findet das erste Motorrad-Rennen vor beachtlichen 80.000 Zuschauern statt. Ende 1949 ist der gesamte Nürburgring mit Gebäuden wieder für Rennveranstaltungen nutzbar.