Der Nürburgring geht offenbar in die Insolvenz. Das gab Ministerpräsident Kurt Beck am Mittwoch in Mainz bekannt. Der Grund: Die EU-Kommission wird die vom Land beantragte Rettungsbeihilfe von 13 Millionen Euro voraussichtlich nicht vor dem 31. Juli genehmigen. Beck bat die staatliche Besitzgesellschaft Nürburgring GmbH, von sich aus ein Insolvenzverfahren einzuleiten. Er rechnet am kommenden Montag oder Dienstag mit dem Beginn des Verfahrens. Laut dem SPD-Politiker werde die Insolvenz mit höchster Wahrscheinlichkeit zum Ende des Monats wegen mangelnder Liquidität eintreten.

Beck übte Kritik am Vorgehen der EU Kommission, die mehr Prüfbedarf angemeldet und auf ein Problem hingewiesen hatte. Die zu etwa 90 Prozent landeseigene Nürburgring GmbH braucht allerdings dringend Geld, die Zeit drängt. "Das ist eine Vorgehensweise der EU-Kommission, die ich für bedenkenswert halte", sagte Beck. "Das ist eine bittere Wahrheit, ist auch ein Stück Rechtsgeschichte, das da geschrieben wird." Brüssel hatte die Finanzspritze wegen Bedenken im Hauptverfahren um die Summe von rund 524 Millionen nicht genehmigt.

Die Zukunft des Nürburgrings sieht düster aus, Foto: Mercedes-Benz
Die Zukunft des Nürburgrings sieht düster aus, Foto: Mercedes-Benz

Die Landesregierung teilte nun mit, dass die Nürburgring GmbH aus eigenem Antrieb ein Verfahren wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einleiten solle. Die EU-Kommission habe Ende vergangener Woche mitgeteilt, dass vor dem 30. Juli eventuell keine positive Entscheidung in Sachen Finanzhilfe fallen könne. Mit der Nürburgring Automotive GmbH, dem bisherigen Pächter, habe man sich laut dpa unterdessen darauf geeinigt, dass Besitz und Betrieb zum 31. Oktober 2012 an die Nürburgring GmbH zurückfallen. Streitfragen sollen in einem Schiedsverfahren geklärt werden.

Laut Medienberichten sollen die aktuellen Geschäftsführer des Nürburgrings noch während Becks Pressekonferenz eine Mitteilung herausgegeben haben. Daraus gehe hervor, dass das Formel-1-Rennen 2013 in der Eifel nach einer Übereinkunft mit Bernie Ecclestone gesichert sei.

In der Pressemitteilung heißt es: "Die Gesellschafter der Nürburgring Automotive GmbH, Jörg Lindner und Kai Richter, haben sich mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone auf ein Konzept verständigt, nach dem auch künftig die Formel 1 auf dem Nürburgring gesichert ist. Bereits ab dem Rennen 2013 würde Ecclestone auf die Zahlung einer Fahrerfeld-Gebühr verzichten. Damit entfielen künftig Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz für das Rennen. Im Gegenzug würde Ecclestone als Veranstalter am Nürburgring auftreten und sämtliche Kosten tragen, aber auch alle Einnahmen beanspruchen. Als Basis dieser Vereinbarung erwartet er die Bereitstellung der Rennstrecke und der Anlagen sowie des erforderlichen Personals für den bisher üblichen Veranstaltungszeitraum von circa 14 Tagen."

Wegen der drohenden Insolvenz müsse das Land Rheinland-Pfalz nun den Landeshaushalt anzapfen, teilte Finanzminister Carsten Kühl unterdessen mit. Eine Rücklage von 254 Millionen Euro müsse aktiviert werden. Das Geld sei in den Landesetat eingestellt, falls nicht ausreichend Pachtzahlungen eingenommen worden wären. Die Summe soll den größten Teil der Bürgschaft decken, die mit einem Kredit über 330 Millionen einer landeseigenen Bank im Zusammenhang steht. Die Nürburgring GmbH könne die Schuldzinsen nicht mehr zahlen. Nach der Kündigung privater Betreiber seien Pachtzahlungen ausgeblieben. Die Nürburgring GmbH ist angeblich mit insgesamt 413 Millionen Euro verschuldet.