Wenn es für die Formel 1 am kommenden Wochenende nach Montreal zum Großen Preis von Kanada geht, steht eines der mittlerweile wenigen im Kalender verbliebenen Traditionsrennen auf dem Programm.

Auf dem Circuit Gilles Villeneuve, der seit 1982 diesen Namen trägt, wird bereits seit 1978 gefahren und die Strecke kann nicht nur durch ihre besondere Lage überzeugen. Von 2002 bis 2006 war zudem die Champ Car World Series auf der Inselstrecke unterwegs und seit 2007 gibt sich die NASCAR Nationwide Series die Ehre.

Die Strecke im Fluss

Der Kurs befindet sich auf der Île Notre-Dame, einer künstlichen Insel mitten im Sankt-Lorenz-Strom, und ist, wenn keine Rennen stattfinden, auch zum Teil für den Straßenverkehr freigegeben. Die Strecke bettet sich somit zwischen das Gelände der Weltausstellung von 1967 und die Ruderanlage, auf der 1976 die Bewerbe der Olympischen Spiele stattfanden.

Gilles Villeneuve ist allgegenwärtig, Foto: Sutton
Gilles Villeneuve ist allgegenwärtig, Foto: Sutton

Vor allem ist der Circuit Gilles Villeneuve aber für die 'Wall of Champions' bekannt - in der Kurve vor Start und Ziel versenkten bereits mehrere Weltmeister ihre Boliden. Ein weiteres Kriterium ist die starke Belastung der Bremsen, die auf keiner anderen Strecke so hart wie in Montreal beansprucht werden. Die lange Gerade, die zurück zu Start und Ziel führt, bietet zudem exzellente Überholmöglichkeiten - und tat das auch schon vor der Einführung von DRS.

Teure Olympische Spiele

Die größte sportliche Veranstaltung in der Geschichte Montreals waren die Olympischen Sommerspiele, die vom 17. Juli bis 1. August 1976 in der kanadischen Metropole stattfanden. Herz der Spiele war der Olympiapark, der sich rund sechs Kilometer nördlich des Stadtzentrums befindet und mehrere Sportanlagen beinhaltet. Das bedeutendste Bauwerk ist das Olympiastadion mit einem Fassungsvermögen von über 60.000 Plätzen, das von einem 175 Meter hohen, schrägen Turm geprägt wird.

Die Biosphère zeugt von der Weltausstellung, Foto: Sutton
Die Biosphère zeugt von der Weltausstellung, Foto: Sutton

Die Spiele standen allerdings lange Zeit unter keinem guten Stern, da man sich mit den Kosten deutlich verkalkuliert hatte, so dass die Provinzregierung von Quebec sogar eigens eine Tabaksteuer einführte, um den finanziellen Schaden möglichst gering zu halten. Dennoch dauerte es rund 30 Jahre, bis alle Schulden abbezahlt waren.

Die Herausragenden Sportler der Spiele waren Nikolai Andrianow (Sowjetunion/Turnen), John Naber (USA/Schwimmen) sowie Kornelia Ender (DDR/Schwimmen), die je vier Goldmedaillen erringen konnten. Den Sieg im Medaillenspiegel sicherte sich die Sowjetunion mit 125 Podiumsplätzen, gefolgt von der DDR und den USA. Kanada blieb hingegen als bisher einziger Ausrichter ohne Olympiasieg.

Verrückt nach Eishockey

Für die kanadische Nationalsportart Eishockey hat Montreal eine ganz besondere Bedeutung, denn bereits 1875 fand hier ein Spiel zwischen Professoren und Studenten der McGill University statt, wo auch 1884 die modernen Eishockeyregeln erfunden wurden. Die Stadt beherbergt(e) zahlreiche Eishockeyclubs, die zusammen 40 Stanley-Cup-Titel gewinnen konnten.

Der erfolgreichste Verein unter ihnen sind die Montreal Canadiens mit 24 Triumphen. Der 1909 gegründete Club trägt seine Spiele im Centre Bell aus, das über 21.000 Fans Platz bietet. Das Team der 1950er, das sechs Mal den Stanley Cup gewinnen konnte, gilt gemeinhin als die beste Mannschaft der NHL-Geschichte.