Am ersten Tag dreht sich alles um die Erwartungen. Ist das neue Auto gut, entspricht es den Vorhersagen der Computer und erzielt es die vorberechneten Werte? Genau diesen Fragen ging Mercedes am Dienstag bei der ersten offiziellen Ausfahrt des neuen Silberpfeils auf den Grund.

"Es ist noch zu früh, um ein Urteil abzugeben", wiegelte Teamchef Ross Brawn ab. "Wir sind soweit zufrieden, wie man am ersten Tag sein kann." Trotz eines Hydraulikproblems schien sich das Auto laut Brawn vernünftig zu verhalten. "Es gibt nichts Seltsames und es stimmt mit den Erwartungen überein."

Wie in jeder Beziehung steht nun der nächste Schritt für Nico Rosberg, Michael Schumacher und deren Ingenieure auf dem Programm: "Jetzt müssen wir das Auto kennen lernen", gibt Brawn die Richtung vor. Eine Wiederholung des Hydraulikproblems erwartet der Teamchef nicht. "Wir werden es bis morgen beheben – da bin ich sicher."

Eine Einschätzung der Konkurrenz wagte Brawn erwartungsgemäß noch nicht. "Es ist sehr schwierig im Moment, eine Einschätzung abzugeben", betonte er. "Red Bull wird ein starkes Auto haben, auch McLaren wird gut sein. Ferrari steht noch eine gewisse Herausforderung ins Haus, aber sie werden das Auto hinbekommen. Sie sind ein starkes Team, haben gute Ingenieure und viel Erfahrung."

Verspäteter Start richtig

Den verspäteten Testbeginn mit dem neuen F1 W03 sieht Mercedes nicht als Nachteil gegenüber der Konkurrenz. "Als ich gesehen habe, dass alle Teams beim ersten Test in Jerez so zuverlässig waren, hatte ich keine Bedenken mehr", sagt Technikchef Bob Bell. Dies bestätigte ihn in der Teamentscheidung, den ersten Test mit dem alten Auto zu bestreiten – denn heutzutage gibt es kaum noch größere Zuverlässigkeitsprobleme bei den neuen Boliden.

Der neue Silberpfeil muss hohe Erwartungen erfüllen, Foto: Mercedes AMG
Der neue Silberpfeil muss hohe Erwartungen erfüllen, Foto: Mercedes AMG

"Dadurch wussten wir, dass wir nicht in Jerez sein mussten, nur um zu sehen, dass unser neues Auto nicht auseinanderfällt", scherzt Bell. Stattdessen überwiegen für ihn die Vorteile einer längeren Entwicklungszeit: "Wenn man wie wir letztes Jahr hinter der Pace war, muss man aufholen. Wir wollten unseren Aerodynamikern so viel Zeit wie möglich geben, um die Performance des Autos zu verbessern – und dabei den Einfluss auf die Produktion zu minimieren."

Bislang habe Bell noch nichts gesehen, was ihn davon überzeugen würde, dass diese Entscheidung falsch gewesen sei. "Für uns war es der richtige Weg", betont er. Ein anderes Team hätte in einer anderen Situation aber womöglich anders entschieden.

"Wir wollten aber sicherstellen, dass unser Auto beim ersten Test komplett funktioniert", erklärt Bell. Im letzten Jahr musste Mercedes von Anfang an aufholen. "Im Verlauf der letzten Saison haben wir bewiesen, dass wir die Entwicklungsgeschwindigkeit der Spitzenteams mitgehen konnten. Also sind wir zuversichtlich, dass wir mit einem guten Auto genauso schnell oder sogar schneller als alle anderen weiterentwickeln können. Wir müssen nur sicherstellen, dass wir am Saisonbeginn keinen so großen Rückstand haben."