Im Rahmen des Genfer Autosalons traf sich die FIA-Arbeitsgruppe für digitalen Motorsport zum ersten Mal. Auf der Sitzung wurde besprochen, wie man in Zukunft eSport stärker in den Motorsport einbinden kann.

Der stellvertretende FIA-Sportpräsident Graham Stoker ist Vorsitzender der neuen Arbeitsgruppe. In Genf traf er sich mit Vertretern von 16 nationalen Motorsportverbänden, Promotern von verschiedenen FIA-Meisterschaften, Mitglieder der FIA-Fahrerkomission und Entwickler aus verschiedenen Gaming-Studios.

Themen der ersten Sitzung waren die Organisation von zukünftigen eSport-Events und die Erstellung eines möglichen Rennkalenders. Außerdem soll die genaue Rolle von Offiziellen und Stewards bei eSport-Events geklärt werden.

Innovativer eSport: Günstiger Einstieg in den Motorsport

Graham Stoker betont die Wichtigkeit der Arbeitsgruppe: "Digitaler Motorsport entwickelt sich in einem unglaublichen Tempo und die Erstellung der FIA-Arbeitsgruppe unterstreicht, dass wir diese spannende und innovative Disziplin ernst nehmen." Auf der jährlichen FIA-Preisgala wurde 2018 zum ersten Mal ein FIA-zertifizierter Gran Turismo-Weltmeister ausgezeichnet.

Im digitalen Motorsport sieht Stoker auch eine Möglichkeit für einen preisgünstigen Einstieg in den Motorsport: "Die Optionen, einen offenen und finanziell stemmbaren Weg durch den digitalen Motorsport zu schaffen, sind extrem aufregend."

DMSB beschließt: SimRacing offizielle Motorsport-Disziplin

Im Oktober 2018 beschloss der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB), dass SimRacing ab sofort als offizielle Motorsport-Disziplin zählt. Beim DMSB ist Dr. Gerd Ennser, der auch als FIA Steward tätig ist, verantwortlich für SimRacing. "In keiner anderen Sportart liegen Realität und digitale Simulation so nah beieinander wie im Motorsport. Die Darstellung der Rennstrecken und die Einstellungsmöglichkeiten der Fahrzeuge sind so realistisch, dass viele Motorsportler SimRacing längst als Trainingsmöglichkeit und zur Vorbereitung etwa auf unbekannte Rennstrecken nutzen."

Auch in der Formel 1 ist eSports inzwischen angekommen. Es gibt eine offizielle SimRacing-Serie und zahlreiche Formel-1-Teams bauten in den letzten Monaten professionelle SimRacing-Teams auf.

Interview: Wie werde ich F1 Esports Profi? (25:27 Min.)

Von der Konsole ins Auto: Vorbild Nissan GT-Academy

Eine der zentralen Fragen dabei ist, wie Fahrer den Sprung von der Konsole ins echte Rennfahrzeug bewältigen können.

Ein Vorbild für den Wechsel vom Bildschirm ins Cockpit könnte die GT Academy von Nissan sein. Seit 2008 verhilft Nissan dabei Gamern den Weg in den realen Motorsport zu gehen. Aus der GT Academy kommen unter anderem Lucas Ordonez und Jann Mardenborough, die beide schon in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC an den Start gingen.

Lucas Ordonez schaffte über die Driving Academy den Sprung in die Spitzenklasse in Le Mans, Foto: Speedpictures
Lucas Ordonez schaffte über die Driving Academy den Sprung in die Spitzenklasse in Le Mans, Foto: Speedpictures

Auch in die andere Richtung gibt es einen merkbaren Zustrom. Zuletzt starteten die Formel-1-Piloten Max Verstappen und Lando Norris bei einem iRacing-Event in Bathurst. DTM-Meister René Rast bereitet sich beispielsweise mit dem Spiel Project CARS auf seine Renneinsätze vor.

Die FIA verspricht sich durch den zunehmenden Fokus auf den eSport, auch junge Zielgruppen anzusprechen. Das nächste Treffen der Arbeitsgruppe soll im August diesen Jahres stattfinden.