Marcel Kiefer hat das geschafft, wovon viele eSportler und Simracer nur träumen können. Er verdient sein Geld mit virtuellem Rennsport. Seit dem vergangenen Jahr ist der 20 Jährige beim Force India Esports-Team unter Vertrag. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com erklärt er, wie er das geschafft hat und wie auch andere dieses Ziel erreichen können.

Schon in seiner Kindheit wurde Kiefer von seinem Vater an den Rennsport herangeführt. "Mein Vater war großer Michael Schumacher-Fan und wir hatten viele Modellautos im Keller und haben viel mit der Carrera-Bahn gespielt", erklärt der Karlsruher. Das Ziel war damals schon die Formel 1, doch wie bei so vielen scheiterte es an den Finanzen, denn schon eine Saison im Kartsport kostet viel Geld.

"Uns fehlte das Budget, daher war der Traum geplatzt", erinnert er sich. Zwischen seinem 12. und 18. Geburtstag verbrachte er daher auch keine Zeit mehr auf der Kartbahn. "Auf meinem 18. Geburtstag war ich mal wieder da und das war ein ganz entscheidender Punkt", erklärt der Deutsche. "Ich habe gemerkt, ich muss in den Motorsport.

Er fing bereits an, sein Geld für eine Saison im Kartsport zu sparen, hörte dann aber von der F1 eSports Serie und sah seine Chance. "Ich habe mir einen Tag vor dem Release des Spiels ein Lenkrad gekauft und hatte dann vier Wochen Zeit, mich ohne vorherige Erfahrung in die Top-40 zu fahren. Ich war damals noch ein Amateur, habe es aber dennoch geschafft, mich für die Top-40 zu qualifizieren.

Damit war die größte Hürde für ihn bereits genommen. Schon vor dem Pro Draft bot Force India ihm einen Vertrag an. Seitdem arbeitet er Vollzeit als Formel 1 eSports Fahrer. "Wir werden vom Team auch als Fahrer behandelt und müssen das gleiche körperliche Training wie die echten F1-Piloten absolvieren", erklärt er weiter. "Auch wenn wir bei einem Grand Prix sind, sind wir kein Gast, sondern in der Rolle als Fahrer vor Ort."

Interview: Wie werde ich F1 Esports Profi? (25:27 Min.)

Durch das ähnliche Training und die Einbindung ins Team sieht Kiefer sogar für die Zukunft weitere Chancen. "Es wäre natürlich möglich, in die echte Formel 1 zu kommen", erläutert der Force-India-eSports-Pilot. "Jetzt bin ich allerdings erst einmal auf eSports fokussiert. Wenn ich aber die Chance auf ein echtes Cockpit bekäme, würde ich nicht nein sagen, aber dem eSport treu bleiben."

Der Weg zum Formel-1-Cockpit über den eSport würde dann auch einen interessanten Nebeneffekt haben. "Es wäre dann interessant einen Generationenwandel zu sehen", so Kiefer. "Bis jetzt hat man nur pure Formel-1-Piloten die mal hobbymäßig virtuell fahren. Wenn jetzt mal einer kommt, der in einer Saison sowohl real als auch virtuell in der Formel 1 fährt, das wäre mal was anderes."

eSport auch mit kleinem Budget möglich

Natürlich kann man für einen Simulator für den eSport viel Geld hinlegen, doch das braucht man laut Kiefer auch nicht. "Ich bin mir sicher, dass man mit genügend Training auch mit dem günstigten Lenkrad aus dem lokalen Elektroladen auf unser Niveau kommen kann", so der 20-Jährige. "Hauptsache ein Lenkrad mit Pedalen, denn das ist bei den Live-Events Pflicht."