Die Zeichen verdichten sich immer mehr, dass es in der DTM-Saison 2019 kein von BMW Motorsport beliefertes Kundenteam geben wird. Eigentlich war geplant gewesen, dass der Autobauer aus München genau wie Konkurrent Audi mit sechs Werksautos antreten und zudem zwei M4 Turbo an ein privates Einsatzteam verkaufen oder verleasen wird.

Während Audi mit dem belgischen Rennstall WRT schon im Oktober 2018 am Rande des Saisonfinales in Hockenheim sein Kundenteam präsentiert hat, kann BMW noch immer keinen Vollzug vermelden. Und die Chancen auf zwei zusätzliche BMW M4 DTM in der Startaufstellung schwinden von Tag zu Tag.

Die lange Zeit in den Medien spekulierten Teams ROWE und Walkenhorst sowie zuletzt auch Motopark haben nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ein mögliches DTM-Engagement für 2019 mit BMW ad acta gelegt. Experten glauben: Es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, damit BMW vor dem Saisonauftakt am 3. Mai in Hockenheim rechtzeitig ein Kundenteam präsentieren kann.

BMW: Die Hoffnung stirbt zuletzt

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", erklärte BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt vor zwei Wochen am Rande des 24-Stunden-Rennens in Daytona bei Motorsport-Magazin.com. "Das heißt, dass wir weiter offen sind und alles von unserer Seite tun. Schlussendlich liegt es aber nicht in unserer Hand. Wir können nur den Support darstellen."

Was Marquardt damit ausdrücken will: BMW wäre bereit, zwei Rennwagen zur Verfügung zur stellen - wenn ein privater Rennstall die Kosten komplett übernimmt. Und genau daran hakt das ganze Projekt. Kein Wunder, wenn die Summen stimmen, die im Raum stehen. Mehrere Teamchefs sprechen von einem Gesamtbudget (Fahrzeuge, Fahrergehälter, Personal, Versicherung, etc.) von fünf bis sechs Millionen Euro für zwei Fahrzeuge pro Saison.

"Es hakt daran, woran es immer hakt", bestätigte Marquardt die finanziellen Herausforderungen und wies auf notwendige Sponsoren-Gelder von interessierten Fahrern hin. "Das ist ganz stark eine Fahrer-Geschichte und der Markt ist einfach schwierig. Wir versuchen so lange wie möglich die Türen offen zu halten, aber es ist halt auch etwas, wo wir überhaupt nicht unterstützen können, weil das ja genau das Modell für die Privatteams ist."

Sollte also ein Kundenteam in der DTM-Saison 2019 fehlen, sieht sich BMW nicht in der Verantwortung. Der Autobauer aus München argumentiert, dass es sich bei diesem Projekt ganz klar um einen Kunden- und nicht um einen Werks-Einsatz handelt - und es somit keine Unterstützung geben wird.

Audi unterstützt WRT mit Materialien

Die gibt es aber offenbar für das Audi-Kundenteam WRT, wie ausgerechnet ein BMW-Insider gegenüber Motorsport-Magazin.com versichert. In München stößt dies auf wenig Begeisterung. Andererseits muss jedem Verantwortlichen klar sein, dass die im Raum stehenden Summen in der heutigen Zeit von keinem Privatteam aufzutreiben sind.

Audi-Motorsportchef Dieter Gass sagt zu Motorsport-Magazin.com: "Alle operativen Kosten für dieses Projekt trägt WRT zu 100 Prozent selbst. Wir unterstützen das Team ausschließlich mit Materialien."

Es muss jedoch nicht zwingend Geld über den Tisch eines Herstellers wandern. Auch die Bereitstellung etwa von Fahrzeugen und/oder Ersatzteilen kann ein Privatteam, das sich in der DTM engagieren möchte, finanziell deutlich entlasten.

Berger: Es bedarf entsprechender Ressourcen

Konsequenzen für BMW wegen möglicher, verpflichtender Zusagen an die DTM-Dachorganisation ITR und Chef Gerhard Berger gäbe es wohl nicht zu befürchten - obwohl der Österreicher, der als großer Anhänger einer Rückkehr von unabhängigen Privatteams gilt, alles anderes als erfreut sein dürfte.

Berger zu Motorsport-Magazin.com: "Audi und BMW unterstützen von Beginn an die Idee, mit werksunterstützen Kundenteams die Vielfalt in der DTM - und nicht zuletzt die Zahl der Fahrzeuge - zu erhöhen. Beide Hersteller haben zugesichert, ihre Planungen so aufzusetzen, dass neben den sechs Werksautos jeweils zwei weitere Fahrzeuge für einen Einsatz durch ein Kundenteam aufgebaut werden können. Natürlich bedarf es auch der Teams mit entsprechenden Ressourcen für einen DTM-Einsatz."

Über die verfügt dank der Unterstützung von Audi Motorsport das Kundenteam WRT. Damit wird auch klar, warum der Autobauer aus Ingolstadt schon vor fast vier Monaten eine private Mannschaft präsentieren konnte. Welche Fahrer für die Erfolgstruppe von Teamchef Vincent Vosse antreten werden, ist offiziell noch nicht bekannt.

Südafrika-Talent auf dem Sprung zu WRT

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll in Jonathan Aberdein aber einer der beiden Fahrer bereits feststehen. Der 20-jährige Südafrikaner hat beim DTM-Rookie-Test in Jerez, wo er an allen drei Tagen in einem Audi RS 5 V8 im Einsatz war, mit der Bestzeit überzeugt. Aberdein spulte dabei so viele Runden (220) und Kilometer (974,160) ab wie kein anderer Fahrer.

Dagegen kommt der in Medien gehandelte WRT-Pilot Frederic Vervisch nach Informationen von Motorsport-Magazin.com unter anderem wegen einer fehlenden finanziellen Mitgift nicht in der DTM zum Zuge. Der Belgier, der 2008 den Deutschen Formel 3 Cup gewann und in Jerez die sechstbeste Zeit (0,310 Sekunden hinter Aberdein) erzielte, soll auch weiterhin im Tourenwagen-Weltcup WTCR an den Start gehen.