Wie sehr im Mercedes-Lager unter dem immer größer werdenden Druck der Siegesserie von Titelverteidiger René Rast (Audi) die Nerven blank lagen, zeigte eine Szene im ersten Rennen am Samstag.

Der Tabellenzweite Gary Paffett lag nach Runde 25 mehr als zehn Sekunden hinter Rast, aber vor dem HWA-Teamkollegen Daniel Juncadella, der den Briten nach hinten abschirmen sollte.

Fakt ist: Paffett wurde beim Restart in Runde 28 von Rast ausgetrickst und verlor allein in dieser Runde mehr als 1,3 Sekunden auf den Audi-Fahrer, der anschließend keine Probleme hatte, die Spitze zu behaupten und ungefährdet zu seinem fünften Sieg in Serie fuhr.

Dann schickte die Rennleitung das Safety Car auf die Strecke, was Vor- und Nachteile für Paffett hatte. Zum einen schrumpfte der große Rückstand auf Rast auf unter eine Sekunde, andererseits rückten die Rivalen hinter Juncadella näher. Für Paffett ein Grund, sich zu beschweren, was er via Teamfunk auf eine beleidigende Art und Weise und deutlich hörbar tat.

Paffett war der Meinung, die Entscheidung der Rennleitung sei falsch gewesen ("Es gab keinen Grund für den Einsatz des Sicherheitsfahrzeugs") und hätte ihn einen Podiumsplatz gekostet. Für die Rennleitung gab es keine Alternative, schließlich hatte BMW-Pilot Augusto Farfus die Fahrertür seines BMW M4 DTM verloren und auf der Fahrbahn liegende Trümmerteile mussten entfernt werden.

Dagegen musste sich Paffett ohne Schützenhilfe von Juncadella, der zurückfiel, gegen Timo Glock (BMW) und das Audi-Duo Loic Duval und Robin Frijns wehren und sich schließlich mit Rang vier zufrieden geben. Für Paffett zu wenig.

"Mit Blick auf Glock und Frijns", meinte Paffett: "Sie hatten die frischeren Reifen, weil sie ihren Boxenstopp erst später absolviert haben. Und: Alte Reifen kriegst du dann schwer noch einmal mobilisiert. Außerdem ärgerte sich der Brite über den Dreck, den Paul Di Resta und Marco Wittmann nach einem Zweikampf auf die Strecke gewirbelt hatten. "Der Schmutz auf der Strecke war der größte Faktor. Das war gefährlich."

Nicht aber für die Rennleitung - und das brachte Paffett auf die Palme. "Entscheidungen wie diese haben einen Einfluss auf den Ausgang der Meisterschaft." Für Paffett stand fest, dass er durch das Safety Car einen vermeintlich sicheren zweiten Platz verloren hätte. Er sei einfach nur ein Opfer gewesen.

Über die erneute Tabellenführer konnte sich der Brite nicht so recht freuen, denn Seriensieger Rast hat durch den Erfolg den Rückstand halbiert und lag nur noch 15 Punkte hinter dem neuen Spitzenreiter Paffett.

Wie so oft: Im Gegensatz zu Paffett begrüßte Rast die Entscheidung der Rennleitung: "Die Safety-Car-Phase hat mir sicher geholfen, weil ich mich direkt danach absetzen konnte."

Noch während Paffett mit der Rennleitung haderte, trafen die Stewards ihre Entscheidung: Der neue Spitzenreiter erhielt wegen Verstoß gegen Artikel 12.1.1c des Internationalen Sportgesetzes (beleidigende Bemerkungen gegen die Rennleitung am Teamfunk, d. Red.) eine Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro aufgebrummt.

Mildernd wurde dabei berücksichtigt, dass sich Paffett für sein Fehlverhalten öffentlich entschuldigt hat. "Ich möchte mich für meine Ausdrucksweise (...) entschuldigen. Das war unprofessionell", erklärte der Sternfahrer "Er habe aus der Emotion heraus gehandelt und seiner Enttäuschung über die Entscheidung der Rennleitung Luft gemacht."

Diese lobenswerte Einsicht verhinderte am Sonntag eine zweite Geldstrafe in Höhe von 150 Euro aber nicht. Paffett hatte im Freien Training das Tempo in der Boxengasse überschritten (53 statt 50 km/h).