Herr Berger, warum fährt die DTM 2019 nicht mehr in Österreich?
Gerhard Berger: Es hat sich die Situation ergeben, dass wir keine Einigung für 2019 gefunden haben. Das kann sich aber wieder ändern. Ich kenne Red Bull schließlich seit 30 Jahren. Und wenn einmal etwas nicht passt, ist niemand beleidigt. Es gibt in dieser Sache keinen bitteren Beigeschmack. Am Ende muss es für beide Seiten gut sein. Konkrete Gespräche mit dem Salzburgring machten wenig Sinn, weil die nötige FIA-Abnahme (für DTM-Fahrzeuge ist ab 2019 Graduierung 2 vorgeschrieben; d.Red.) der Strecke nicht vorliegt.

Zolder ist eine große Überraschung im Rennkalender. Wie kam es zum Comeback nach 25 Jahren?
Gerhard Berger: Zolder hatte sich schon länger um ein DTM-Comeback bemüht. Mit Strecken, die bereits im bestehenden DTM-Kalender enthalten sind, reden wir natürlich zuerst, wenn es um die Kalenderplanung geht. Wenn etwas mit einer Strecke nicht klappt, schaut man auf die andere, die sich bemüht und wo die Serie vielleicht auch gut hinpasst. So hat Zolder den Zuschlag bekommen.

Assen gilt nicht unbedingt als Rennstrecke für Vierrad-Serien. Welche Gründe stecken dahinter?
Gerhard Berger: Ich bin ein großer Fan von sogenannten Oldschool-Rennstrecken. Für den Kalender einer Rennserie brauchst du eine Mischung von Strecken mit unterschiedlichen Charakteren. Mit Zolder und Brands Hatch haben wir schon zwei, die in diese Richtung gehen. Zandvoort wäre auch eine gewesen, doch da waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen für uns nicht ideal. Am Ende des Tages war eine andere Rennstrecke im Angebot, die über eine sehr moderne Anlage verfügt und immer wieder erfolgreich Events umsetzt. Wir haben einen riesigen Drive bei Assen gespürt.

Die viel diskutierte W Series, die erste Formel-Rennserie nur für Frauen, fährt 2019 sechsmal im Rahmenprogramm der DTM. Was halten Sie persönlich von der Serie?
Gerhard Berger: Es war höchste Zeit, dass dieses Thema mal jemand professionell in die Hand nimmt. Wir diskutieren dieses Thema seit gefühlt 100 Jahren: Warum fährt in der Formel 1 keine Frau? Warum gibt’s da keine Frau, die sich mit den Männern misst? Das wissen wir nicht so genau, weil es keinen Unterbau gibt, der kontinuierlich einer Frau die Möglichkeit bietet, sich weiterzuentwickeln und sich zu beweisen. Es ist das erste Mal, dass es eine ganze Serie gibt, die auch noch von Profis geführt wird. Dave Ryan kenne ich etwa aus meiner Zeit in der Formel 1, das ist ein absolut fähiger Mann. Da sind Leute dahinter, auch mit einem finanziellen Background, die vielleicht wirklich in der Lage sind, das Thema 'Frauen im Motorsport' einmal aufzurollen. Ich begrüße die Serie und sehe sie als echten Zugewinn für die DTM. Wir wissen, dass wir unsere Fans zuletzt mit dem Rahmenprogramm nicht von den Sitzen gerissen haben. Fürs nächste Jahr haben wir aber wieder ein top Rahmenprogramm, auch mit der neuen Formel 3, die nächstes Jahr bei allen DTM-Rennen im Rahmen fahren wird.

Sie haben für 2020 eine Namensänderung der bisherigen DTM angekündigt. Wie weit sind Sie mit den Überlegungen für den neuen Seriennamen?
Gerhard Berger: Es darf uns nicht passieren, dass wir am Namen rumbasteln und damit unsere DTM-Fangemeinschaft verlieren. Denn die ist die stärkste, die es abgesehen von der Formel 1 in Motorsport-Serien überhaupt gibt. Die muss man mitnehmen, das muss uns gelingen. Deshalb werden wir das nicht zwischen Tür und Angel entscheiden. Mit Blick auf die internationale Aufstellung unserer Serie ist es aber schon wichtig, dass man den Namen entsprechend anpasst.