Mattias, hinter den Kulissen der DTM ging es in den letzten Wochen sehr politisch zu. Stichwort: Performance-Gewichte. Wie gehst du als Fahrer damit um?
Mattias Ekström: Das Gute ist: Ich habe mich entschieden, wenig Energie da rein zu stecken. Ich konzentriere mich stattdessen auf das Fahrerische. Und auf Rallycross! Denn da bekomme ich sehr viel positive Energie. Und die ganze Politik in der DTM ist ja tödlich für die Leistung eines Fahrers auf der Strecke.

Ist die Politik momentan das einzig Schlechte an der DTM?
Mattias Ekström: Das war schon immer das einzige Schlechte. Diese ganzen Diskussionen nehmen ja den richtigen Spaß weg. Dadurch stirbt die DTM ein bisschen. Der Grund ist doch, dass die Leute nicht verlieren können. Man muss im Sport lernen, zu verlieren. Man gewinnt nicht so oft wie man verliert. Wenn man das nicht kann, dann ist es so...

Mit den Sportchefs der drei Hersteller sprechen wir Journalisten sehr häufig über politische Themen, wie zuletzt das Zielzeitfahren in Ungarn. Bekommt ihr Fahrer solche Diskussionen im Fahrerlager eigentlich mit?
Mattias Ekström: Ganz ehrlich: Ich bin seit 17 Jahren dabei. Und es gab kein einziges Rennen, kein einziges Jahr, keine einzige Minute, in der ich nicht wusste, was abgeht. Bei uns zumindest wusste ich das immer. Das gehört ja zu meinem Job.

Kommen wir mal zum Sportlichen. Bei dir läuft's richtig gut bislang.
Ja! Man wünscht sich zwar immer mehr. Aber bislang läuft es wirklich gut. Da kann ich mich nicht beklagen.

Episches Dreifach-Finish am Norisring - Ekström mittendrin, Foto: DTM
Episches Dreifach-Finish am Norisring - Ekström mittendrin, Foto: DTM

Im ersten Rennen auf dem Norisring hast du nach dem Podest-Duell mit Maxime Martin gesagt, dass du etwas zurückgesteckt hast. Worte, die man von dir eigentlich nicht gewohnt ist...
Mattias Ekström: Was heißt 'zurückgesteckt'? Die Spur war da eng, da kann man eben nicht viel kämpfen. Kämpfen kann man, wenn man mehr Platz hat. War da aber nicht. Und bevor ich mich drehe und mit der Nase im Reifenstapel lande, komme ich lieber als Dritter statt als Zweiter ins Ziel. Und es ging ja eh nicht um den Sieg, sondern nur um Platz drei.

Du hast mehrfach gesagt, dass dir nur die Big Points wichtig sind. Aber fährst du nicht doch ein bisschen anders, jetzt, wo du die Meisterschaft anführst?
Mattias Ekström: Man muss immer schlau fahren! DTM-Meister wird nur ein Schlauer - und kein Wilder.

Apropos wild: Man hat das Gefühl, dass es unter euch Fahrern dieses Jahr ziemlich nett zugeht. Was ist aus den Pappnasen und Co. geworden?
Mattias Ekström: Die Pappnasen sind ja nicht mehr da. Auch jetzt hat einer mal einen schlechten Tag. Aber die Fahrer-Qualität war noch nie so hoch in der Geschichte der DTM. Das heißt, dass die Professionalität steigt.

Ist das Starterfeld nach der Verkleinerung wirklich besser geworden?
Mattias Ekström: Viele haben so negativ gesprochen, dass es weniger Autos gibt. Ich war der Einzige, der das gut fand und gesagt hat, dass jetzt die Pappnasen weg sind. Es ist einfach schwierig, sechs tolle Top-Fahrer bei einem Hersteller unterzubekommen. Man muss auch sagen, dass alle in den letzten Jahren mit allen möglichen Waffen gekämpft haben, damit sie gewinnen können und einen Platz bekommen... Letztes Jahr wollten viele beweisen, dass sie auch bei nur noch sechs Autos pro Hersteller bleiben können. Deshalb gab es auch dumme Aktionen.

Dabei sagt du selbst immer: Go hard or go home...
Mattias Ekström: Ich habe keine Probleme mit harten, coolen Zweikämpfen - aber nicht aus Dummheit. Dann ist mir das auch zu doof. Und das habe ich auch gerne mitgeteilt. Aber momentan ist es gut. Beim Kampf mit Maxime Martin zum Beispiel hatte ich keine Angst. Da kann man Tür an Tür fahren. Na klar gibt es auch mal Kratzer. Aber man hat keine Angst, dass jemand was Dummes macht.

Ekström und Martin kämpfen am Norisring: (01:12 Min.)

Das gilt für alle deine Fahrerkollegen in der DTM?
Ach, es gibt immer noch ein paar Kandidaten, wo man aufpassen muss. Da herrscht ein komplett anderes Verständnis, was fairer Motorsport ist. Aber zum Großteil des Feldes habe ich eine respektvolle Beziehung.

Aber ist es nicht doch ein bisschen zu lieb für eine Meisterschaft wie die DTM?
Mattias Ekström: Das kann man ja nicht bestellen. Aber warte ab, was passiert, wenn es um die Meisterschaft geht. Jetzt fahren noch alle schlau. Aber wenn es am Ende der Saison um die Wurst geht, wird schon was passieren.