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Ukyo Katayama

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Beitrag Freitag, 05. Oktober 2018

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Keiner wird heute bestreiten, dass Japan eine Auto- und Rennsportnation ist. Bis in die 60er Jahre hinein war das aber noch ganz anders. Und auch heute gilt in der Formel 1: Insgesamt 17 japanische Formel-1-Fahrer bringen es zusammen zwar auf 553 Grands Prix, aber gewonnen hat keiner von ihnen!

Einmal ein Formel-1-Rennen zu gewinnen, das war auch der Traum von Ukyo Katayama. Mit 95 Starts ist er der Japaner mit den Einsätzen in der Formel-1. Doch er ist auch der Kamikaze-Pilot der Pazifik-Insel. 26 unrühmliche Ausfälle hat er auf seiner Habenseite: sechs Kollisionen, neun Unfälle, sogar elf Dreher, die seine Rennen beendet haben. Allein 1995 schied er acht Mal durch einen Dreher, eine Kollision oder durch einen Crash aus.

Doch Katayama erlangte Kultstatus. Sein Fahrstil nämlich war äußerst spektakulär. Für eine einfache Kurve brauchte der heute 55-Jährige mehrere Lenkeinschläge. Selbst die Kollegen runzelten die Stirn, wie das denn funktionierte.

Denn Katayama hatte auch seine Hochphasen. Vor allem in der Saison 1994. Auf dem Papier ist die Saison recht unspektakulär: Mit fünf WM-Punkten lag er am Ende auf Tabellenplatz 17. Aber: Er kam auch nur vier Mal ins Ziel. Immer wenn er das Ziel erreichte, kam er in die Top-10: Zwei Mal Fünfter, einmal Sechster, einmal Siebter. Und dieses Mal konnte er für seine Ausfälle nichts, etwa beim Deutschland-GP, als er auf Platz drei liegend mit durchhängendem Gaspedal in seinem Tyrrell-Yamaha ausschied. Er hätte in dem Jahr locker 25 Punkte und damit WM-Rang fünf holen können! Seinen erfahreneren Teamkollegen Mark Blundell stach er im Qualifying mit 11:5 locker aus.

Die Saison war so gut, dass er für 1995 sogar zu Benetton wechseln und damit Teamkollege von Michael Schumacher werden sollte – auch dank Japan Tobacco, nicht nur Finanzier von Katayamas 95 Rennen von 1992 bis 1997 für Larrousse, Tyrrell und Minardi, sondern mit Mild Seven auch Benetton-Sponsor. „Ich hatte 1995 die Chance, einen Vertrag bei einem Topteam zu bekommen“, bestätigt der Japaner. „Aber ich konnte nicht unterschreiben.“

Grund: Ende 1994 entdeckten Ärzte einen Tumor im Rücken. Der erwies sich zwar als gutartig, aber fortan hatte Katayama starke Schmerzen beim Fahren. Daraus resultierte eine Vielzahl von Unfällen – unvergessen dabei der spektakuläre Überschlag am Start des Portugal-GP 1995, als er das Hinterrad von Luca Badoers Minardi berührte.

Katayama konnte an alte Erfolge nicht mehr anknüpfen. Bis zu seinem Rücktritt 1997 fuhr er nicht einmal mehr in die Punkte. In der Statistik der meisten Rennen in Folge ohne WM-Punkte liegt er mit 57 Grands Prix hinter Heikki Kovalainen (62) und Piercarlo Ghinzani (61) auf Rang drei!

Doch er blieb dem Sport immer verbunden. 1999 verhinderte nur ein Reifenschaden den Sieg mit Toyota bei den 24 Stunden von Le Mans (er wurde Zweiter). Noch heute leitet Motorsportteams, etwa in der japanischen GT-Meisterschaft oder auch in der asiatischen Formel 3. Darüberhinaus ist er als Manager im Radrennsport aktiv. Sein größtes Hobby war immer das Bergsteigen. Katayama hat die höchsten Berge der Welt bestiegen.

Beitrag Samstag, 28. Dezember 2019

Beiträge: 285
Wirklich schade, dass sonst niemand dem sympathischen Japaner ein paar Zeilen widmen will. Katayama war ein sehr angenehme Fahrerpersönlichkeit (und auch neben der Strecke!). Ich kann mich noch gut an seine hervorragende 1994er-Saison erinnern, als er Blundell gnadenlos im Qualifying ausstach. Und ausgerechnet in dem Jahr war es dann trotzdem Blundell, der die Lorbeeren einheimste und beim Spanien GP mit dem 3. Platz aufs Podest fahren konnte. Zu gerne hätte ich so einen Erfolg auch dem kleinen Japaner gegönnt. Er zeigte 1994, dass er nicht der Dreherkönig war, zu dem er immer verschrien wurde, sondern dass er wirklich Potential hatte. Bei Larrousse (bzw. Venturi) 1992 ging es einfach nicht besser, weil das Auto totale Grütze war und zudem mit dem schweren, durstigen und störungsanfälligen Lamborghini V12 unmöglich zu fahren war. Eines seiner besten Rennen 1992 war der GP von Mexiko, als er trotz seiner körperlichen Unterlegenheit die gesamte Renndistanz in einer Höhe von 2000 m durchstand und als 12. über die Ziellinie fuhr. Ich erinnere mich an Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie er sich nach dem Rennen schier übergeben musste und kurz vor dem Zusammenbruch stand. Was für eine Meisterleistung!

Wirklich schade, dass er aufgrund des Tumors nicht einen Platz bei Benetton für 1994 bekam. Es hätte mich brennend interessiert, wie er sich dort geschlagen hätte. Wobei man natürlich bei Benetton immer davon ausgehen musste, dass die Fahrer neben Schumacher keine lange Halbwertszeit besaßen und von Flavio Briatore gerne mal während der Saison ausgetauscht wurden.
Mich ärgert es heute noch, dass er in Hockenheim 1994 wegen so einem blöden Defekt das Rennen an 3. Stelle aufgeben musste! Man kann sich wohl ausdenken, was möglich gewesen wäre, nachdem am Ende zwei Ligier auf dem Podium landeten! Es wäre womöglich das beste Rennen seiner Karriere geworden. Schade, dass er 1997 seine Karriere in einem hoffnungslos unterlegenen Minardi beenden musste, ich hätte ihm noch mindestens zwei weitere Jahre in konkurrenzfähigem Material gegönnt!

Beitrag Sonntag, 29. Dezember 2019

Beiträge: 45360
Ich denke, er wäre bei Benetton neben Schumacher untergangen. Eigentlich war das ein sehr undankbarer Platz. Aber ja, vielleicht hätte es ja mal für 1-2 Highlights gereicht...

azz

Beitrag Donnerstag, 03. Juni 2021

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Beitrag Freitag, 06. Oktober 2023

Beiträge: 1
Ich glaube, dass er mit Schumacher seinen Job bei Benetton verloren hätte. Es war ein wirklich wertschätzendes Arbeitsumfeld. Aber vielleicht hätten ein oder zwei Highlights gereicht... mini crossword


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