Zwei berühmte Fahrer für 1969 hast Du vergessen (obwohl ich das Thema bereits in einem Post weiter vorne angerissen haben); Jochen Rindt und Graham Hill.
Für das Indianapolis-Rennen von 1969 wollte das Team Lotus zuerst zwei dieser 64er Typen melden, während ein dritter von Mario Andretti, mit Hilfe von Firestone, gekauft werden sollte. Diese Idee wurde durch eine Budgetverkürzung des Reifenherstellers aber zunichte gemacht. Andy Granatelli rettete die Situation, indem er den Wagen kaufte und Mario als Fahrer einsetzte. Der Lotus 64 mit seiner riesigen Kühleröffnung war eine viel eindrucksvollere (aber häßlichere) Maschine als sein Formel 1-Gegenstück, der 63er. Der maximale Hubraum der turbogeladenen Wagen war inzwischen auf 2,65 Liter reduziert worden, aber der V8 leistete immer noch rund 700 PS. Am 64er wurde der Schwitzer-Turbolader im Interesse eines tieferen Schwerpunkts niedriger als sonst an einem Wagen montiert. Andretti testete sein Auto in Hanford und präsentierte danach eine Aufgaben-Liste von rund 95 Punkten, die seiner Meinung nach verbessert werden mussten. Die meisten verlangten Modifikationen wurden ausgeführt. Als der Wagen im Mai in Indianapolis eintraf, war er zweifellos der schnellste. Mario erreichte eine unglaubliche Rundengeschwindigkeit von 276,25 km/h.
Die Team Lotus-Autos waren langsamer, und Jochen, dem dieser Rundkurs noch nie gefallen hatte, drehte sich mehrmals. Nur drei Tage vor dem zweiten Qualifikationswochenende verunglückte Mario Andretti während dem Training schwer, nachdem die Nabe seines hinteren rechten Rades gebrochen war. Die Zeit reichte nicht, um neue, stärkere Radnaben zu machen - sie kamen neunzig Minuten zu spät an -, und Mario übernahm seinen Erstzwagen, einen alten Brawner-Hawk, im Grunde genommen eine Brabham-Kopie (auch das hatten wir schon), und die zwei Team Lotus-Meldungen wurden zurückgenommen. Für Jochen Rindt kam diese Entscheidung als grosse Erleichterung. In seiner nächsten Sport-Auto-Kolumne schrieb er: "Der Arzt hatte es mir verboten, in Monaco zu fahren, aber am folgenden Tag flog ich nach Indianapolis und kam rechtzeitig an, um zuzusehen, wie Mario Andretti ein Rad verlor. Dieser Unfall überzeugte Colin von der Gefahr. Trotz der Opposition der Sponsoren zog er beide Wagen zurück, als ihm klar wurde, dass die Zeit dazu nicht reichen würde, für Graham und mich neue Radnaben herzustellen. Ich war sehr erleichtert und stimmte Colins Entscheidung enthusiastisch zu." Maurice Phillippe dazu: "Die Auslegung des Motors im 63er und im 64er führte dazu, dass die Transmissionen dieser Wagen mehrere ähnliche Einzelteile aufwiesen. Wir brauchten daher für diese Wagen nicht immer neue Teile herzustellen, was uns ziemlich viel unserer sowieso sehr knappen Zeit sparte. Das galt besonders fürs Indy-Auto. In Wirklichkeit hätten wir besonders angefertigte Teile verwenden sollen."
Obwohl der Hawk eindeutig langsamer war als der Lotus, gewann Mario sein erstes (und - wir wissen es - einziges) Indianapolis 500 Meilen-Rennen. Maurice Phillippe wollte in Amerika bleiben, um das Rennen zu sehen und es war auf diesen Aufenthalt zurückzuführen, dass er später Colin Chapman und Lotus verliess und bei Parnelli Jones andockte.
Während Vergasertests zwei Tage vor dem Rennen wurde der Hawk mit einem zusätzlichen Ölkühler auf der Karosserie ausgerüstet. Das strikte Indy-Reglement verbot nicht nur einen Reifenwechsel nach Beginn der Qualifikation, sondern auch jegliche Änderung an der Auslegung des Wagens. A.J. Foyt protestierte gegen den Anbau des zusätzlichen Ölkühlers. Die technischen Kommissare waren mit einer Versetzung des Ölkühlers einverstanden, wenn er in der Karosserie montiert werden konnte. Mario bat Maurice um Rat und hinter geschlossenen Türen zeichnete und montierte Phillippe einen Einlass, um die Luft in den Kühler zu leiten, der sehr gut funktionierte. Mario war sehr beeindruckt. Als er zwei Jahre später von Parnelli Jones das Angebot erhielt, einen geplanten amerikanischen Formel-Wagen zu fahren, machte er den Vorschlag, Phillippe mit dem Entwurf zu beauftragen. Phillippe verliess Lotus und übersiedelte nach Kalifornien.
Zuerst hätte Granatelli alle drei Lotus 64 kaufen sollen, aber es kam nie so weit: Die Männer von STP und Lotus trafen sich im Speedway-Motel Indianapolis, um die Kaufverträge zu unterzeichnen. Andrew Ferguson kam etwas später an. Als er durch den Parkplatz lief, wurde er von einem wütenden Chapman beinahe überfahren: "Wir verkaufen die Wagen nicht", brüllte er. "Verstecke sie, nimm sie weg, gebe sie ihm nicht. Granatelli darf sie nicht finden!" Dann drückte er auf das Gaspedal und raste zum Flughafen, um nach Hause zu fliegen. Was war geschehen? Nun, Granatelli hatte die Preise der Ersatzteile kritisiert, aber es war bekannt, dass das Verhältnis zwischen den zwei Männern sowieso nicht das Beste war. Colin hatte eine schwierige Zeit hinter sich: Die Unfälle in Barcelona, der stockende Fortschritt des Typs 63 F1-Wagens und dann den Rückzug der 64er vom Indy-Rennen. Andrew Ferguson musste dann einen stillen Ort finden, wo die Motoren, die nur leihweise von Ford zur Verfügung standen, ausgebaut werden konnten. Die Wagen wurden auf einem Anhänger dorthin gebracht, nachdem der Fahrer einen langen Umweg machte, um sicher zu sein, dass sie nicht verfolgt würden! Die drei Autos wurden nach Hethel zurückgebracht, wo Colin drohte, sie selber mit einer Säge auseinander zu schneiden, selber ein Loch zu graben und die Teile selber hineinzuwerfen!
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Alfalfa am Donnerstag, 08. Dezember 2005, insgesamt 1-mal geändert.