Dominik, einige deiner Fans waren traurig, als du von BMW zu AMG gewechselt bist. Hat dich das überrascht?
Dominik Baumann: Überrascht wäre das falsche Wort. Eher verwundert. Natürlich spielt die Marke eine wichtige Rolle für die Fans, aber es geht ja auch um die Person selbst. Manchen gefällt BMW besser, anderen Mercedes - das ist nun mal so. Ich finde es aber klasse, dass sich so viele Menschen für mein Leben als Rennfahrer interessieren, obwohl ich nicht jede Woche im Fernsehen zu sehen bin. Ist doch cool, dass die Fans Spaß an dem haben, was ich beruflich mache.

Was war für dich persönlich die größte Umstellung beim Wechsel von BMW zu AMG?
Dominik Baumann: Na, das Rennauto! Es sind aber noch andere Dinge. Bei AMG ist alles etwas kompakter. Da sind sechs, sieben Leute, die im Büro sitzen und für uns zuständig sind. Die Kommunikationswege sind kurz, und wir Fahrer haben unsere direkten Ansprechpartner. Schon Wahnsinn, was dieses vergleichbar kleine Unternehmen schon für Erfolge gefeiert hat. Bei BMW waren es mehr als 100 Leute in der Motorsportabteilung, da war natürlich alles größer. Man konnte eben nicht jeden persönlich kennen.

Verspürst du jetzt als Werksfahrer einen größeren Druck als zuvor?
Dominik Baumann: Nein. Sobald ich ins Auto steige, denke ich über so etwas nicht nach. Ich bin bei solchen Sachen eh ein ziemlich entspannter Typ. Ich versuche immer, das Beste aus dem vorhandenen Material herauszuholen. Welches Standing ich da als Fahrer habe, spielt für mich keine große Rolle. Es gibt ja Gründe, warum jemand den Job eines Werksfahrers bekommt... Und ich denke, dass ich in der Vergangenheit keine schlechte Arbeit geleistet habe. Deshalb mache ich mir in dieser Hinsicht keinen Druck.

Dominik Baumann teilt sich den Mercedes-AMG GT3 mit Maxi Buhk, Foto: Günter Kortmann
Dominik Baumann teilt sich den Mercedes-AMG GT3 mit Maxi Buhk, Foto: Günter Kortmann

Du fährst diese Saison etwa 15 Rennen und damit doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren. Hat das Einfluss auf dein Privatleben?
Dominik Baumann: Seit diesem Jahr fokussiere ich mich komplett auf den Motorsport mit allem, was dazu gehört. Früher hatte ich eine kleine Werkstatt samt Reifenhandel, um mich unter der Woche zu beschäftigen. Dafür ist jetzt keine Zeit mehr. Mein Leben besteht aktuell zu 100 Prozent aus Motorsport. Das macht aber nichts, ich würde sogar gern noch mehr Rennen fahren!

Und wie sieht dein großes Ziel für die Zukunft aus?
Dominik Baumann: Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich zufrieden mit dem, wie es gerade läuft. Formel 1 ist für mich seit langem keine Option mehr, der Weg dorthin ist einfach unendlich teuer. Natürlich schaut man immer mal in Richtung DTM, das ist eine qualitativ sehr hochwertige Rennserie. Das ist reiner Werkssport und eine andere Herausforderung, bei der der Fahrer noch mehr im Mittelpunkt steht. Du hast zwar weniger Rennen als im Sportwagenbereich, musst es da aber voll auf den Punkt bringen.

Baumann wechselte zum Jahr 2016 von BMW zu Mercedes-AMG, Foto: Gruppe-C GmbH
Baumann wechselte zum Jahr 2016 von BMW zu Mercedes-AMG, Foto: Gruppe-C GmbH

Finanziell ist die DTM natürlich auch interessant...
Dominik Baumann: Ich weiß es nicht genau, aber sicherlich ist das Gehalt ein Faktor. Vor allem stehst du voll im Rampenlicht. Die Presse interessiert sich ständig für dich - und du hast dein eigenes Auto samt Mannschaft. Das ist ein Unterschied zum GT-Bereich. Ein Auto, in dem nur ich sitze, hatte ich zuletzt vor einigen Jahren im Formelsport. Natürlich ist die DTM cool, aber es muss alles passen. Wenn du im DTM-Auto zu langsam bist, brauchst du nicht DTM zu fahren... Ich würde gern mal ein DTM-Auto testen um zu erfahren, wie es sich anfühlt. Das liegt aber nicht in meinen Händen. Ich mache mir da auch keinen Druck, sondern gebe weiter mein Bestes, um gute Arbeit abzuliefern.

Was würde dich in Zukunft noch reizen?
Dominik Baumann: Ich würde gern mal Rennen in Asien oder den USA fahren, um noch mehr von der Welt und neue Rennstrecken zu sehen. Ob das die Erfüllung für mich wäre, weiß ich nicht. In Europa ist der Wettbewerb sehr hoch. Da geht´s richtig zur Sache, da fühle ich mich wohl. Ein Mix aus Rennen in Europa und Übersee wäre spannend - auch, weil ich dann noch mehr Rennen fahren könnte. Dazu müsste aber alles passen.