Die 24 Stunden von Spa haben eine bemerkenswerte Wandlung hinter sich: Als Tourenwagenrennen gestartet, wurde das Rennen Anfang des 21. Jahrhunderts zum GT-Event umgemodelt und seitdem als solches immer weiter etabliert; das Ansehen des Rennens stieg immer weiter an, so dass mittlerweile mehrere Hersteller Werksteams auf die Ardennenachterbahn schicken. Christophe Bouchut fährt dieses Jahr auf einem Mercedes SLS in der Pro-Am-Kategorie. Es ist noch nicht zu lange her, als solche Teams siegfähig waren. Bouchut gewann 2001 und 2002 jeweils in Spa, als der Lauf zur damaligen FIA GT Meisterschaft zählte.

"Ich bin wieder zurück in Spa, nachdem ich einige Jahre lang etwas anderes gemacht habe", sagte der 48-Jährige gegenüber Endurance Info. Die größte Veränderung: Es gibt nur noch eine einzige Fahrzeugklasse. Der zweite große Unterschied sind die Fahrzeuge selbst: Zu seinen GT1-Zeiten war ein sequenzielles Getriebe bereits Luxus, das Verhältnis von Abtrieb zu Motorleistung war ein ganz anderes, fordernderes.

"Die GT1-Fahrzeuge waren ganz anders als das, was wir heute haben", führte Bouchut aus. Die GT1 waren noch darauf ausgelegt, das Maximum an Performance aus einem vorgegebenen Reglement herauszuholen, während die modernen GT3-Fahrzeuge künstlich auf ein Niveau gebracht werden. "Es war eine andere Zeit und ich hatte viel Spaß. Ich bin viele verschiedene Autos gefahren." Besondere Erinnerungen weckte beim zweifachen FIA-GT-Meister ein italienischer GT1-Sportler: Der Ferrari 550 Maranello. "Er war sehr gut ausbalanciert und hatte einen sehr speziellen Sound. Auch der Lamborghini Murcielago R-GT war sehr speziell."

Bouchuts beste Erinnerung: Der von Prodrive aufgebaute Ferrari 550 Maranello, Foto: Sutton
Bouchuts beste Erinnerung: Der von Prodrive aufgebaute Ferrari 550 Maranello, Foto: Sutton

Neue Sprint-Philosophie im Rennen

Mit den heutigen GT3-Rennern kann sich der Le-Mans-Sieger von 1993 weniger anfreunden: "Sie haben viele Fahrhilfen und sind untermotorisiert. Man pusht nahezu überall. Diese Autos sind eigentlich mehr für Gentlemen-Fahrer." Die Leistung professionellerer Piloten hingegen streue wesentlich weniger als mit den früheren Fahrzeugen. "Damals waren [fahrerische] Unterschiede wesentlich wichtiger, weil man sich mehr auf den Ausgang der Kurve konzentriert hat und nicht auf den Eingang. Heute müssen Profis mit der fehlenden Leistung auskommen, aber die Autos sind auch sehr zuverlässig geworden."

Das hat einen weiteren Effekt, der in Spa in den letzten 15 Jahren ebenso sichtbar wurde wie bei allen anderen Rennen: "Heute sind Langstreckenrennen reine Sprintrennen. Alle müssen von Anfang bis Ende angasen. Als Fahrer bekommt man im Auto keine Erholungspause mehr, man ist immer am Limit." In der frühen GT-Ära des Rennens, als Bouchut seine Viper-Siege einfuhr, sei es noch ganz anders gewesen: "Damals war alles noch recht neu und man konnte mechanische Fehler erwarten. Dieses Rennen zu gewinnen war ein großartiger Moment - vor allem, es zweimal zu schaffen. Jeder weiß, wie schwer es ist, ein 24-Stunden-Rennen zu gewinnen."

Dieses Jahr fallen seine Ambitionen geringer aus, da er nicht in einem Werkswagen sitzt. Er teilt sich den Mercedes-Benz SLS AMG GT3 mit Kenneth Heyer und den Amateurfahrern Miguel Toril und Alexey Karachev. "Für uns ist das Ziel der Klassensieg [in der Pro-Am]." Auch mit fast 50 Jahren sieht Bouchut die Teilnahme am 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps noch immer als Traum an und stellt sich der Herausforderung auch in völlig veränderten Zeiten.