Phoenix Racing ist schon lange mehr als ein nur ein Top-Team der DTM. Die GT-Sparte der Mannschaft aus Meuspath sorgte in den letzten Jahren für einige zusätzliche Trophäen und gehört zu den Größen der internationalen GT3-Szene. Bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps tritt das Team nicht mit der üblichen Besetzung der Blancpain-GT-Serien BES und BSS an, sondern setzt zwei neue Audi R8 LMS des Jahrgangs 2016 ein. Der Fahrerkreis mit Christian Mamerow, Christopher Mies und Nicki Thiim sowie André Lotterer, Marcel Fässler und Mike Rockenfeller gehört zu den erlauchtesten in Belgien. Motorpsort-Magazin.com fragte bei Bernhard Demmer, der Teamleiter der GT-Aktivtäten von Phoenix, nach.

Wie fällt die bisherige Einschätzung der GT-Saison von Phoenix Racing aus?
Bislang leider mittelmäßig und daher nicht zufriedenstellend. Es läuft nicht desaströs, aber die großen Erfolge sind bis lang ausgeblieben. Am Nürburgring [beim 24-Stunden-Rennen] hatten wir ein Auto, das sicherlich hätte gewinnen können. Die beiden unverschuldeten Unfälle in der Nacht haben dies zunichte gemacht: Das ist dann natürlich besonders bitter. Das Highlight bleibt daher der zweite Platz bei den zwölf Stunden von Bathurst. Aber auch dort hätten wir gewinnen können. In den Blancpain-GT-Serien BES und BSS läuft es etwas zäh. Die Autos waren bislang immer schnell, aber wir haben die Ergebnisse einfach nicht einfahren können. Das war in der VLN bislang leider auch so.

Viele Teams setzen in diesem Jahr GT3-Wagen von Audi ein: Wie das Verhältnis untereinander?
Zunächst einmal wollen wir jeden schlagen: egal ob Audi, BMW, Mercedes oder sonst wen. Wenn allerdings Audi erfolgreich ist und du selbst einen einsetzt, bist du natürlich motiviert. Es ist klar, dass man dieselben Möglichkeiten hat und mit denselben Waffen kämpft. Aber man will die Dinge besser zusammenbringen als die Konkurrenz. Der Umgang unter den Audi-Teams ist allerdings sehr gut. Gerade mit WRT haben wir eine sehr enge Partnerschaft, was auch daran liegt, dass die großen Events wie etwa die 24 Stunden am Nürburgring mit dem neuen R8 LMS von Audi zentral gesteuert werden. Neben der Strecke ist das Verhältnis freundschaftlich und auf der Strecke schenkt man sich nichts – aber so soll es auch sein!

In Demmers Verantwortungsbereich: einer der neuen Audi R8 LMS (hier am Nürburgring), Foto: Patrick Funk
In Demmers Verantwortungsbereich: einer der neuen Audi R8 LMS (hier am Nürburgring), Foto: Patrick Funk

Diverse Audi-Fahrer sind unter der Saison für verschiedene Teams aktiv: Ist die Fahrerrotation ein Unruhefaktor?
Nein. Die Fahrerrotation sorgt dafür, dass manche unserer Fahrer zum Beispiel bei WRT fahren und andersherum. Die sind aber so sportlich eingestellt, dass sie für ihr Team das Beste wollen und sich bislang immer fair verhalten haben.

Phoenix setzt in diesem Jahr den alten und den neuen R8 LMS ein: Gibt es dabei Reibungsverluste?
Es genau andersherum: Das alte Auto kennen wir zwar nicht in- und auswendig, aber mehr als sehr gut. Wir haben einen Stand erreicht, mit dem wir relativ entspannt arbeiten können, weil wir auf eine riesige Menge an physikalischen Daten und Erfahrungswerte zurückgreifen können. Man weiß daher genau, was man tut und kann viel mehr Energie für das neue Auto aufwenden. Von der gedanklichen Arbeit fordert das neue Auto viel mehr. Die Basis ist neu und gerade jetzt, da es in die Detailarbeit geht, gibt es unheimlich viel, das man sich erarbeiten muss. Daher ist es gut, wenn man mit dem – in Anführungsstrichen – alten Auto eine Basis hat, die man gut kennt und auf die man sich verlassen kann. Aber es sind zwei verschiedene Projekte: Die Schnittmenge ist marginal.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Audi R8 LMS?
Das neue Auto ist wesentlich mehr ein Rennwagen; das alte war erheblich näher an der Serie. Was die rennwagenspezifischen Eigenschaften angeht: Beim Fahrwerk gibt es zwar nicht mehr, aber dafür bessere Einstellmöglichkeiten. Auch bei der Elektronik ist vieles neu. Durch Gewichtsreduzierung und aerodynamische Veränderungen gibt es mehr Möglichkeiten – und mehr Möglichkeiten beim Set-Up daneben zu liegen.

Wie laufen die Vorbereitungen auf die 24 Stunden von Spa-Francorchamps?
Die Gesamtplanung ist normalerweise im ersten Jahresdrittel abgeschlossen und es geht im Frühsommer darum, das Event in den Jahreskalender logistisch einzupassen. Wir müssen die Fahrzeuge aufbauen und hatten vor Spa noch das BES-Rennen in Le Castellet und den offiziellen Test in Belgien, die wir aus Testzwecken mit zwei Wagen gefahren sind. Nach dem BSS-Rennen in Moskau konzentrieren wir uns ausschließlich auf die 24 Stunden und den angepeilten Sieg dort.