Ein dramatischer 24-Stunden-Klassiker mit sechs Safety-Car-Phasen und einer Rennunterbrechung ist zu Ende. Wie haben Sie als Fahrer diesen nervenaufreibenden Marathon in den Ardennen erlebt?
Dirk Werner: "Das besondere an den 24 Stunden von Spa ist, dass unheimlich viele Fahrzeuge auf der Strecke sind. Es ist extrem schwierig, den Verkehr gut zu meistern und unbeschadet durch das Rennen zu kommen. Gerade in den Nachtstunden ist das Risiko immer besonders groß, in einen Crash verwickelt zu werden. Aber wir haben uns aus allen kleineren und größeren Scharmützeln herausgehalten. Das war sicher mit einer der Gründe, warum wir am Ende einen Podestplatz feiern konnten. Das Team war perfekt auf dieses Wochenende vorbereitet auf. Wir haben keine Fehler gemacht. Marc VDS und BMW haben diesen zweiten Platz mehr als verdient, aber auch ein Sieg wäre durchaus gerechtfertigt gewesen."

Sie sind den Schluss-Stint gefahren und mussten ein wenig taktieren, um eine Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie mitbekommen haben, dass die Konkurrenz immer weiter aufholt?
Werner: "Es macht unheimlich viel Spaß, den Schluss-Stint zu fahren. Du kannst alles gewinnen und alles verlieren. Ich habe alles versucht, um keinen Fehler zu machen, das bestmögliche aus dem Auto herauszuholen und keine Zeit liegenzulassen. Andererseits war mir klar, dass mein Konkurrent mit Siebenmeilenstiefeln aufholt. Dann überlegt man sich schon, an welchen Stellen er wohl versuchen wird, zum entscheidenden Überholmanöver anzusetzen, und wie man den Angriff abwehren kann. Das ist bei dem hohen Tempo, das unsere Autos haben, natürlich äußerst schwierig. Schließlich musst du dich gleichzeitig auch noch auf die vor dir liegende Strecke und den Verkehr konzentrieren. Ich habe alles versucht, den Audi hinter mir zu halten. Er hat alles probiert, vorbeizukommen. Dieses Mal habe ich den Kürzeren gezogen. Klar war ich daher in den letzten fünf Runden enttäuscht. Trotzdem musst du weiter pushen, schließlich kann sich in den verbleibenden zehn Minuten das Rennen noch einmal komplett drehen. Am Ende bin ich glücklich über den zweiten Platz."

Ihre Frau und Ihre beiden Kinder sind in Spa. Wie feiern Sie den zweiten Platz bei diesem prestigeträchtigen Rennen heute noch?
Werner: "So kurz nach dem Rennen weiß ich das ehrlich gesagt noch gar nicht. Aber es wird sich sicher eine Möglichkeit finden. Ich kann nicht mal sagen, ob eine Feier geplant ist. Für mein Team von Marc VDS ist es schon etwas Besonderes, hier in Spa auf dem Podium zu stehen. Schließlich ist es das Heimrennen. Der zweite Platz ist das bisher beste Ergebnis für Marc VDS in Spa. Ich bin sicher, dass die Mannschaft um Teamchef Bas Leinders das gebührend feiern wird. Ich bin jetzt drei Mal in Spa gefahren, einmal Dritter und zwei Mal Zweiter geworden. Jetzt fehlt mir hier nur noch ein Sieg."