Marc Hennerici wird zusammen mit dem Niederländer Xavier Maassen und dem Belgier Maxime Soulet auf einem Porsche des Teams ProSpeed Competition das Highlight der Blancpain Endurance Serie in Spa-Frabcorchamps bestreiten.

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie fällt die BES-Halbzeitbilanz aus?
Drei. Leider nichts Besseres. In Monza lief das Auto gut, aber ich bin relativ früh aus dem Rennen gewesen, weil ich Fehler eingebaut habe. In Silverstone fehlten uns etwa zwei Sekunden auf die Pace, aber für Le Castellet wurde reagiert und 20 Kilogramm aus dem Auto genommen. Das hilft uns aber auch nicht weiter, weil uns schlichtweg Drehmoment fehlt. Für Spa werden wohl noch weitere Anpassungen vorgenommen werden, aber zur Halbzeit sieht es sehr schlecht aus.

Wie ist die Balance of Performance (BoP) in diesem Jahr geglückt?
Ich bleibe dabei, dass ich nicht über die BoP spreche. Als Fahrer kann man immer rumheulen. Die Zeitentabellen sprechen für sich.

Gab es denn trotz der mäßigen Saison bislang ein echtes Highlight?
Mein Highlight war um Juli in der VLN als ich mit meinem Kumpel Marc Basseng morgens mit zwei identischen Porsche durch die Eifel gepflügt bin und eine richtig gute Runde dabei rauskam. Aber in der BES gab es leider keine Highlights.

In der BES sind durchschnittlich über 60 Fahrzeuge angemeldet. Ist das noch gutes Racing?
Es macht schon Spaß und mir gefällt das. Ich bin seit mehr als elf Jahren die VLN gewohnt: Viele Autos auf der Strecke zu haben, finde ich gut. Insgesamt bin ich von zehn BES-Rennen in den letzten zwei Jahren bei acht gestartet.

Ist der BES-Kalender perfekt?
Der Nürburgring ist dieses Jahr dabei - Gott sei Dank! Und das mit einem 1.000-Kilometer-Rennen. Das ist neben meiner Lieblingsstrecke Spa auch noch ein zweites Highlight im Kalender. Ich finde es gut, dass die Serie sich dahin entwickelt, auf den klassischen europäischen Rennstrecken zu fahren. Die Nordschleife ist dieses Jahr zwar noch nicht realisiert worden, aber das kann ja noch kommen. Leider wird es kein zweites deutsches Rennen geben, sodass der Sachsenring nicht dabei sein kann. Im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen mag ich auch Navarra sehr gerne - schade, dass wir dieses Jahr dort nicht sein werden.

Hat man als Rennfahrer Zeit, die Atmosphäre der Länder aufzunehmen, die man bereist?
Mir liegt viel daran. Wenn ich unterwegs bin, habe ich eigentlich ständig meinen Google-Translator an, um zu schauen, was verschiedene Wörter auf der Landessprache bedeuten. Beim Rennen in Le Castellet waren wir auch nicht an der Rennstrecke untergebracht, sondern in La Ciotat, einem kleinen Fischerdörfchen. Ich habe dabei einiges fürs Leben mitgenommen - auch Negatives. Zum Beispiel in Mexiko. Wenn man dort landet und dann die Slums sieht oder die Kinder, die im Stau betteln und man dann daran denkt, dass man beim Racing tausende von Euros verbläst … Nun ja.

Was sind die Ziele für den Saisonhöhepunkt in Spa-Francorchamps?
Der Porsche ist standfest und wir kennen Spa. Wenn sich an der derzeitigen BoP nichts ändert, visieren wir ein Podium an, auch wenn die Competition extrem hart ist: Rowe Racing wird dabei sein, Manthey wird dabei sein, Aston Martin wird dabei sein. Und der Aston Martin ist gerade jenseits von Gut und Böse vorneweg. Es wird nicht einfach, aber am Ende sollten wir schon unter den ersten sieben Autos fahren. Für einen Sieg fehlt uns leider gerade noch etwas.

Könnte das Wetter eine Komponente sein, die dem Team beim 24-Stunden-Rennen hilft?
Für den Porsche ist trockenes Wetter besser. [lacht] In Spa auf ein trockenes 24-Stunden-Rennen zu hoffen, ist aber ziemlich unrealistisch. Natürlich stellen wir uns auf wechselnde Bedingungen ein. Wenn es anfängt zu nieseln, aber man noch immer auf Slicks fahren kann, dann ist der Porsche stark. Sobald es bei Mischbedingungen auf Regenreifen geht, hat der Porsche ein Problem und wird erst dann wieder richtig gut, wenn wirklich viel Wasser steht. Außerdem haben wir kein Top-Downforce-Auto und auch nicht genug Drehmoment, um das ausgleichen zu können.

Warum sollte man als GT-Fan unbedingt nach Spa-Francorchamps zum 24-Stunden-Rennen?
Spa ist der Klassiker schlechthin! Das wird mit über 70 GT3-Autos vermutlich das größte Rennen aller Zeiten werden. Es war letztes Jahr schon ein tolles Rennen und die Fahrerbesetzung ist besser als in Le Mans beziehungsweise die Top-Piloten von dort sind auch in Spa am Start. Es ist mit Sicherheit das stärkste Feld, das in diesem Jahr zusammen kommt - die Formel 1 mal ausgenommen.