Es war die Szene der vergangenen GT1-Saison. Beim großen Finale in Donington kollidierte Markus Winkelhock mit seinem Titelrivalen Yelmer Buurman - beide Piloten schieden vorzeitig aus und Winkelhock krönte sich dank seines knappen Vorsprungs in der Meisterschaft automatisch zum Weltmeister. Dass sich Buurman bei dem Crash auch noch leicht verletzte, sorgte für rege Diskussionen im Fahrerlager. Verursachte Winkelhock absichtlich den Unfall, um den Titel auf diese Weise einzusacken? In der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins wehrt sich der ehemalige Formel-1-Pilot entschieden gegen die Vorwürfe.

"Ich möchte betonen, dass hinter dem Crash keinerlei Absicht meinerseits steckte", so Winkelhock. "Bevor ich jemanden von der Strecke schieße, um einen Titel zu holen, werde ich lieber nur Zweiter. Das Finale lief leider nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten. Dass sich Yelmer Buurman bei dem Unfall auch noch verletzt hat, macht die Sache noch schlimmer." Winkelhock wollte nach dem Zwischenfall direkt zu Buurmans Auto, um sich nach dessen Gesundheitszustand zu erkundigen, doch die Streckenposten schickten ihn weg.

Am Tag nach dem Rennen erkundigte sich Winkelhock telefonisch bei seinem Kontrahenten. "Zum Glück war er schon wieder auf dem Weg der Besserung", sagte Winkelhock. Mit dem Vorwurf der Absicht müsse er unterdessen leben. Vor allem Buurmans Teamkollege Michael Bartels war nach dem Vorfall alles andere als gut auf Winkelhock zu sprechen und stürmte noch während des Rennens in Richtung der Münnich Motorsport-Box. "Michael war richtig sauer und in gewisser Weise habe ich auch Verständnis dafür", so Winkelhock. "Am Ende des Wochenendes in Donington hatte er zwei kaputte Autos und die Weltmeisterschaft verloren, das ist natürlich bitter."

Winkelhock will sich mit Landsmann Bartels aussprechen, wenn etwas Gras über die Angelegenheit gewachsen ist und sich die Gemüter wieder beruhigt haben. "Ich werde ihn mit Sicherheit noch kontaktieren und mich in Ruhe mit ihm aussprechen", versicherte Winkelhock. "Ich mag Michael und habe großen Respekt davor, was er mit seinem Team auf die Beine gestellt hat." Trotz der heiklen Situation freute sich der ehemalige DTM-Fahrer natürlich über den Triumph in der GT1-Serie, die es 2013 in dieser Form nicht mehr geben wird.

Winkelhock/Basseng im Mercedes SLS AMG GT3, Foto: Mercedes
Winkelhock/Basseng im Mercedes SLS AMG GT3, Foto: Mercedes

Interessant: Am Ende punkteten Winkelhock und Basseng mit Konstanz, denn im Verlauf der Saison gewann das Duo lediglich ein einziges Rennen. "Nachdem wir im vergangenen Jahr öfter mal Pech hatten, stand der Renngott diesmal auf unserer Seite und wir hatten das nötige Quäntchen Glück, das du für einen Titelgewinn benötigst", sagte Winkelhock. "Das ist schon etwas Besonderes, was ich nachher bestimmt einmal meinen Enkeln erzählen werde. 'Opa war mal Weltmeister' - das klingt doch nicht schlecht." Überhaupt lief es für Winkelhock richtig rund in diesem Jahr: Neben dem GT1-Titel gewann er auf Audi die 24h vom Nürburgring.

Auch bei der nächstjährigen Auflage des Langstrecken-Klassikers in der Eifel plant Winkelhock, wieder an den Start zu gehen. Offiziell ist noch nicht, aber die Gespräche laufen. Schon bei seinen ersten Runden über die 20 km lange Strecke war er fasziniert. "Als ich das erste Mal mit einem GT-Auto über die Nordschleife fuhr, habe ich Blut geleckt: Es gibt im Motorsport eigentlich nichts Geileres, als im GT-Boliden durch die Grüne Hölle zu jagen", erinnerte sich Winkelhock. "Vom reinen Spaßfaktor her würde ich dieses Erlebnis sogar noch über die Formel 1 stellen."

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