Fast wäre die dritte Saison der GT1-WM zur Farce oder gar abgesagt geworden. Ohne den Serienorganisator Stéphane Ratel hätten sich keine neun Teams gefunden, die mit GT3-Autos rund um den Globus reisen und vor überschaubaren Zuschauerzahlen gegeneinander antreten. Zu reizvoll sind die kostengünstigeren Alternativen wie die Blancpain Endurance Series oder nationale Serien wie das ADAC GT Masters, hinzu kommt mit der WEC eine viel beachtete Weltmeisterschaft, in der GTs im beliebten sechsstündigen Format fahren können.

Das erste Rennwochenende der GT1 auf dem französischen Kurs in Nogaro entschädigte nur wenig für eine Winterpause zwischen Hoffen und Bangen und stand in keinem Vergleich zum Glanz früherer Tage. Audi schien zu schnell eingestuft, nur Mercedes und mit Abstrichen Ferrari konnten folgen. BMW, Porsche und Aston Martin waren zu weit von der Spitze entfernt.

Hoffnungsschimmer in Belgien

In Zolder zeigte sich ein etwas verändertes Bild. Sowohl der R8 als auch der SLS waren nicht ganz so schnell unterwegs wie in Frankreich, mit etwas Glück setzte sich im ersten Rennen dann Vita4One mit dem Z4, im zweiten Lauf dann der Porsche 911 von Exim Bank China durch. Auch der in die Jahre gekommene Aston Martin DBRS9 und der McLaren MP4-12C waren konkurrenzfähig, lediglich Ford muss noch zulegen.

Obwohl die brachialen GT1- erst zur diesjährigen Saison durch leicht veränderte GT3-Autos ersetzt worden waren, überzeugt der Klang der großvolumigen Motoren wie eh und je. Auch die Markenvielfalt dieser Fahrzeugklasse ist unerreicht und wird im GT Masters sogar noch übertroffen. Trotzdem will Ratel mit technischen Veränderungen schrittweise zurück zum ehemaligen Alleinstellungsmerkmal.

Ob ein neues technisches Reglement sinnvoll ist? Im Hinblick auf die dominierende Rolle der GT3 kaum. Selbst die jahrelange Vorreiterrolle der GT2 ist längst gebrochen und fast jeder Hersteller eines GT2 hat mittlerweile einen GT3 im Programm. Die Pläne Ratels, schrittweise wieder schnellere Boliden zu "züchten" sollte nochmals gründlich diskutiert werden. Wer mit GT3-Autos kaum ein Starterfeld stellen kann, begibt sich mit einer eigenen Fahrzeugklasse auf sehr dünnes Eis.

Mehr Sinn würde es machen, die Weltmeisterschaft wie einmal angedacht zumindest in Europa zusammen mit der GT3-EM fahren zu lassen und ein dementsprechendes Starterfeld aufzubieten. Beide Sprintserien könnten unabhängig gewertet werden und trotzdem auf Teilnehmerzahlen wie die Blancpain Endurance Series blicken.

Die GT1-WM hat noch immer Potenzial, auch mit GT3-Boliden beeindruckende Rennen abzuliefern. Sie muss aber Langstreckenserien à la WEC und BES fürchten. Eine Lösung, die allen Beteiligten nutzen würde, wäre die GT1 statt den GTE in die Langstrecken-WM zu integrieren. Dazu müsste sich Ratel aber von den Sprintrennen verabschieden und mit dem ACO versöhnen.