Ein Wahnsinns-Rennen endet ohne böses Nachspiel. Vier Stunden nach dem Fallen der Zielflagge steht offiziell fest: Black Falcon behält den Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Zuvor hatte das zweitplatzierte Team HTP Motorsport Protest gegen die Fahrweise der Markenkollegen eingelegt. Die Sportkommissare nahmen sich der Sache an und urteilten am Ende: Maro Engels Überholmanöver in der letzten Runde zum Sieg sei hart, aber nicht unfair gewesen.

Rennleiter Walter Hornung hatte schon kurz nach dem Rennen gesagt, dass er keine weiteren Untersuchungen einleiten wolle. "Ich habe mit die Szenen mehrfach auf Video angeschaut", so Hornung. "Es geht in Ordnung. Das Tor ist ganz weit auf, der sucht den Platz. Dann gibt es eine kleine Kollision. Aber ich werde nichts mehr unternehmen. Das Ergebnis wird jetzt so bleiben."

Allerdings hatte HTP Motorsport zeitgleich einen Protest eingelegt. Somit waren die Sportkommissare verpflichtet, den Fall neu aufzurollen. Nach einigen Stunden Verhandlung fällten sie die erwartete Entscheidung. HTP legte keine Berufung gegen das Urteil an, welches somit endgültig wird.

Knappster Zieleinlauf der Geschichte

Black Falcon mit Engel am Steuer des Mercedes-AMG GT3 gewann das Rennen mit einem Vorsprung von 5,6 Sekunden vor HTP - es war der knappste Zieleinlauf in der Geschichte des Eifel-Klassikers. In der letzten Rennrunde kam es zu einer leichten Kollision zwischen Engel und dem zu diesem Zeitpunkt Führenden Hohenadel. Engel übernahm die Führung und gewann somit das Rennen für Black Falcon.

"Wir sind natürlich enttäuscht", sagte Vietoris, der als einziger Fahrer von HTP auf der offiziellen Sieger-Pressekonferenz erschien. "Das ist ganz klar, wenn man 24 Stunden lang um die Wette fährt. Die letzte Runde war nervenaufreibend. Momentan überwiegt die Enttäuschung."

Teamkollege und Schlussfahrer Hohenadel meinte bereits kurz nach dem Zieleinlauf, dass eine Untersuchung des Vorfalls nicht nötig sei. "Das hat jeder gesehen, wir haben auf der letzten Runde das 24h-Rennen verloren", sagte er. "Es ist zwar nicht schön für uns, für die Marke aber super. Ich habe gar nicht gewusst, dass das Manöver in der letzten Runde under investigation ist. Wir werden sehen wie es läuft, das muss aber auch nicht sein." Das Team entschied sich anders.

HTP-Fahrer Marco Seefried fehlte auf dem Sieger-Podium, Foto: 24h Nürburgring
HTP-Fahrer Marco Seefried fehlte auf dem Sieger-Podium, Foto: 24h Nürburgring

Schneider: Geniales Überholmanöver

Die Siegermannschaft von Black Falcon konnte die Trauer der Markenkollegen durchaus kollektiv nachvollziehen. Bernd Schneider machte allerdings deutlich, dass er voll hinter der Vorgehensweise seines Teamkollegen Engel stand. "Es ist verständlich, dass sie enttäuscht sind", sagte der erfahrene Mercedes-Pilot. "Aber wenn es ums Gewinnen geht, muss man es probieren. Die Chance bekommt man nicht so oft. Das Überholmanöver war einfach genial, das wollen die Zuschauer sehen. Ich glaube aber, dass unserem Chef Tobias Moers das Herz in die Hose gerutscht ist."

Laut Engel habe es die Anweisung gegeben, unter Mercedes-Fahrern keine Kollision zu riskieren. Jedoch sei von einem Nicht-Angriffspakt nie die Rede gewesen. "Ich habe gesehen, dass er Schwierigkeiten hatte, aus der Dunlop-Kehre herauszufahren", erklärte Engel gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Er war am Rutschen und ich schon relativ nah dran. Ich wusste aber auch, dass das Schumacher-S unglaublich schnell ist, und dass ich vielleicht ein bisschen Untersteuern durch Dirty Air bekomme. Ich hatte aber einen super Run und konnte aufschließen."

Engel sei dann erstaunt gewesen angesichts der Art und Weise, wie Hohenadel die Kurve verteidigte. "Er wird gesehen haben, dass ich dicht dran war. Er hat die Tür aufgelassen. Das war für mich die Möglichkeit, den Move zu machen." Engel betonte, dass er nur zum Überholmanöver ansetzte, weil er sicher war, sauber gegen seinen Markenkollegen fahren zu können: "Ich habe geschaut, dass ich mein Auto komplett neben seins stellen konnte. Ich glaube, er war davon überrascht. Als er die Tür zumachen wollte, war es aber schon zu spät. Von meiner Seite: Es war mir klar, dass ich keinen halbherzigen Move machen durfte."

Historischer Dreifach-Sieg für Mercedes beim 24h-Rennen, Foto: 24h Nürburgring
Historischer Dreifach-Sieg für Mercedes beim 24h-Rennen, Foto: 24h Nürburgring

Götz: Mutiges Manöver von Engel

Mercedes gelang bei der 44. Ausgabe des 24h-Rennen ein historischer Dreifach-Sieg. Als Drittplatzierte überquerte das Haribo Racing Team die Ziellinie. Die Truppe mit Maximilian Götz/Uwe Alzen/Lance David Arnold/Jan Seyffarth kämpfte lange um den Sieg, fiel wegen einer Strafe jedoch bis auf die dritte Position zurück.

Motorsport-Magazin.com frage Maximilian Götz nach dem Manöver seiner Kollegen in der letzten Runde. "Das war Sport auf ganz hohem Niveau", sagte der DTM-Pilot. "Ich fand es gut, dass die Fans sehen, dass es da keine Anweisungen gibt. Das wollen die Leute sehen. Das Manöver von Maro war mutig und gewagt, aber es hat funktioniert. Hätte auch schiefgehen können, dann wären wir der Lachende Dritte gewesen."