Christopher Haase, Chris Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock haben das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Das Quartett im Audi R8 LMS ultra von Phoenix Racing triumphierte am Sonntagnachmittag vor 205.000 Zuschauern an der Nordschleife. Mit 159 Runden verbesserten sie den alten Distanzrekord gleich um drei Umläufe. Jeroen Bleekemolen, Andreas Simonsen, Christian Menzel und Lance David Arnold belegten im Black-Falcon-Mercedes die zweite Position, gefolgt von Michael Zehe, Christian Hohenadel, Nico Bastian und Maro Engel in einem weiteren Flügeltürer von Rowe Racing.

Die Polesetter des Rennens, Kevin Estre, Sascha Bert, Tim Mullen und Peter Kox im McLaren MP4-12C GT3 von Dörr Motorsport, gingen beim Start zunächst in Führung. Dahinter sortierten sich der Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon (Al Faisal/Haupt/Christodoulou/Buurman) sowie der Phoenix-Audi von Christopher Haase, Christian Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock ein.

Dörr ging beim Start in Führung, Foto: Patrick Funk
Dörr ging beim Start in Führung, Foto: Patrick Funk

Für Frikadelli-Racing begann das Rennen mit einer großen Enttäuschung: Bereits nach der Aufwärmrunde steuerte Patrick Pilet aufgrund von Flüssigkeitsverlust die Box an. Nach einer Reparaturpause von einigen Minuten konnte das Team das Rennen zwar wieder aufnehmen, am späten Abend musste die Mannschaft aus Barweiler den Porsche aufgrund von Elektronikproblemen jedoch gänzlich vom Renngeschehen zurückziehen.

Turbulente Startphase

Und auch sonst gerieten zahlreiche Top-Teams während der Startphase bereits in Schwierigkeiten, nachdem ein Hyundai im Bereich der GP-Strecke Flüssigkeit auf der Strecke verteilte. Während ein Dreher von Maxime Martin im BMW Z4 GT3 von Marc VDS nahezu ohne Folgen blieb, erwischte es den Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Car Collection heftiger: Beim Anbremsen auf die NGK-Schikane verlor der Flügeltürer die Kontrolle und knallte seitlich in einen Porsche von Manthey Racing.

Beinahe zeitgleich krachte es auch im Streckenabschnitt Flugplatz. Nachdem der Dörr-McLaren mit Sebastian Asch am Steuer den beliebten Eifelblitz touchierte und diesen in die Streckenbegrenzung schickte, kam es zu einem Auffahrunfall. Als der Mercedes SLS von Rowe Racing aufgrund des Unfalls abbremste, knallte dem Flügeltürer der BMW M235i Racing von Ring Attack ins Heck.

Doch damit nicht genug: Nur wenige Minuten später übersah die Viper von Titus Dittmann die Unfallstelle. Nachdem die giftgrüne Flunder zunächst den Mini von Besaplast heftig in die Leitplanken schickte, rutschte sie nur um wenige Zentimeter an einem stehenden Intervention Car vorbei. Das ließ sich die Rennleitung nicht gefallen: Zwar war die Viper ohnehin stark beschädigt, dennoch wurde das Team für den Rest der Veranstaltung ausgeschlossen.

Beide Marc-VDS-Z4 fielen in der Nacht aus, Foto: Patrick Funk
Beide Marc-VDS-Z4 fielen in der Nacht aus, Foto: Patrick Funk

Auch der Phoenix-Audi mit der Startnummer 3 verunfallte im Streckenabschnitt Tiergarten heftig. Pilot Marc Basseng konnte zwar selbst aussteigen, klagte aber anschließend über Rückenbeschwerden. Nach kurzer Versorgung vor Ort wurde er zum Check ins Medical Center gebracht. Am frühen Abend folgte die Entwarnung: Basseng war in Ordnung.

Für Dörr Motorsport nahm das bis dahin überragende Rennen plötzlich eine bittere Wende: Zunächst fiel der McLaren mit Sebastian Asch am Steuer aufgrund von Elektronik-Problemen weit zurück, dann erwischte es auch den führenden Sportwagen. Bei einbrechender Dunkelheit verunfallte der McLaren so heftig, dass an eine Weiterfahrt nicht zu Denken war. Und auch das Schwesterfahrzeug rollte kurze Zeit später mit einem technischen Defekt aus.

Phoenix dominiert am Sonntag

Die Führung erbte der verbliebene Phoenix-Audi von Christopher Haase, Chris Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock. Doch die Konkurrenz hing dem Ingolstädter dicht im Nacken: Sowohl die beiden Marc-VDS-Z4 als auch der Black-Falcon-SLS machten dem Führungsquartett Druck.

Doch die Nacht forderte ihre Opfer: Binnen wenigen Minuten verunfallten beide BMW Z4 GT3 von Marc VDS nach Kollisionen mit einem langsameren Fahrzeug. Bereits am Abend musste auch Schubert Motorsport das erste Fahrzeug abstellen. "Wir können nicht mehr weiterfahren", klärte Teamchef Torsten Schubert auf. "Ein abgebrochenes Fahrwerksteil hat die Ölpumpe zerstört. Dadurch war der Motor nicht mehr geschmiert und wurde irreparabel beschädigt."

Über Nacht entwickelte sich somit ein Vierkampf zwischen dem Black-Falcon-Mercedes #1, dem Phoenix-Audi #4, dem Rowe-Mercedes #22 und dem verbliebenen Schubert-BMW #20. Auch auch der Falken-Porsche schien noch eine theoretische Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Nachdem es in den frühen Morgenstunden noch so aussah als hätte die Equipe aus München die besten Möglichkeiten, zog am Vormittag der Audi R8 LMS ultra von Phoenix Racing nach.

Während sich Christopher Haase, Chris Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock souverän in Führung setzten, verabschiedete sich die Konkurrenz nach und nach aus dem Kampf um den Gesamtsieg. Der Rowe-SLS von Michael Zehe, Christian Hohenadel, Nico Bastian und Maro Engel bekam wegen Missachtung von Flaggensignalen nicht nur eine Zeitstrafe, am Vormittag erlitt der Flügeltürer auch noch einen Reifenschaden. Der Sieg rückte für das Bubenheimer Rennteam in weite Ferne.

Konkurrenz im Pech

Der Falken-Porsche wurde starker Vierter, Foto: Patrick Funk
Der Falken-Porsche wurde starker Vierter, Foto: Patrick Funk

Besser lief es aber auch für BMW nicht: Nach einer Kollision mit einem Porsche bekam Schubert Motorsport ebenfalls eine Zeitstrafe aufgebrummt. Rund zwei Stunden vor dem Ende machte Claudia Hürtgen zudem einen fatalen Fahrfehler. "Beim Anbremsen im Bereich Tiergarten habe ich mich gedreht und bin über einen Kurb gerumpelt", gab die BMW-Pilotin zu. "Danach stand das Lenkrad schief."

Der BMW Z4 GT3 mit der Startnummer 20 musste zu einem weiteren Stopp die Boxen ansteuern. "Die Spurstange war verbogen und musste gewechselt werden", berichtete Schubert-Teamchef Torsten Schubert. "Dafür mussten wir den Unterboden abbauen, was viel Zeit gekostet hat."

Und der Falken-Porsche? Auch hier suchten sowohl Strafe als auch Defekt das Team heim. "Ich habe am Ende der Boxengasse noch kurz angehalten, um im Zeitfenster der Mindeststandzeit zu bleiben - das hätte ich nicht gedurft", erklärt Wolf Henzler den Grund für die Strafe, eine 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe. Durch einen Defekt an der linken hinteren Bremsscheiben verlor das Team abermals rund eine Runde auf die Spitze.

Einzig der Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon konnte den Anschluss an den Phoenix-Audi zumindest einigermaßen halten. Gereicht hat es dennoch nicht: Christopher Haase, Chris Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock überquerten nach 24 Stunden als Erste die Ziellinie. Das Quartett im Audi R8 LMS ultra von Phoenix Racing feierte somit den Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Für Rast und Mamerow ist es der erste Triumph beim Langstreckenklassiker, Haase und Winkelhock standen bereits 2012 für audi ganz oben.

Jeroen Bleekemolen, Andreas Simonsen, Christian Menzel und Lance David Arnold belegten im Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon den zweiten Gesamtrang. Michael Zehe, Christian Hohenadel, Nico Bastian und Maro Engel komplettierten im Rowe-Flügeltürer das Podest.

Viele Teams ohne Chance - aber mit Ehrgeiz

Die Prosperia-Audis kämpften mit Problemen, Foto: Patrick Funk
Die Prosperia-Audis kämpften mit Problemen, Foto: Patrick Funk

Gänzlich ohne Chance auf den Sieg präsentierten sich die Audi R8 LMS ultra von Prosperia C. Abt Racing. An beiden Ingolstädtern musste im Verlauf des Rennens das Getriebe gewechselt, ehe sie ohnehin aufgrund eines technischen Defekts ausfielen. Der Wochenspiegel-Porsche um Georg Weiss, Oliver Kainz, Michael Jacobs und Jochen Krumbach verunfallte am Sonntagmorgen - genau wie der Haribo-Porsche.

Eine klasse Leistung zeigte unterdessen das Team billiger.de/racing - powered by Kremer Racing: Nachdem sich der Porsche 911 GT3 KR während der ersten Rennhälfte souverän in den Top-30 halten konnte, sorgte wenige später ein Getriebeproblem für Sorgen. Ein Wechsel des Getriebes am Sonntagmorgen brachte nur bedingt Abhilfe: Wenig später steuerte der Porsche mit einem Flüssigkeitsverlust erneut die Boxen an.

Doch eine Aufgabe kam für den Traditionsrennstall aus Köln nicht in Frage: Kurzer Hand baute das Team den Motor aus, tauschte den defekten Schlauch aus und setzte den Zuffenhausener wieder zusammen. Mit einem großen Zeitrückstand ging der Kremer-Porsche wieder auf die Strecke. Ein Reifenschaden in den letzten Minuten warf das Quartett um David Schiwietz ein weiteres Mal zurück.

Auch Aston Martin und Nissan war gegen die Konkurrenz von Audi chancenlos. Stefan Mücke, Darren Turner und Pedro Lamy belegten nach Problemen in der Anfangsphase die fünfte Position, für den Nissan von Nick Heidfeld blieb nach diversen Schwierigkeiten sogar nur der 27. Gesamtrang. Schulze Motorsport überquerte die Ziellinie auf dem 15. Platz.