Ein 24-Stunden-Rennen in nur 900 Minuten? Richtig gehört. Der diesjährige Langstreckenklassiker auf dem Nürburgring ging lediglich über eine Distanz von 15 Stunden, denn in der Nacht wurde das Rennen wegen starken Regens und dichtem Nebel aus Sicherheitsgründen unterbrochen. Den Sieg sicherten sich Bernd Schneider, Jeroen Bleekemolen, Nicki Thiim und Sean Edwards im Mercedes-Benz SLS AMG GT3 von Black Falcon. Beginnen wir jedoch von vorne...

Die Pole-Position für den berühmten Langstreckenklassiker ging zunächst an Audi, genauer gesagt an Phoenix Racing. Frank Stippler umrundete die Nordschleife im Top-40-Qualifying am Samstagabend am schnellsten und stellte den Audi R8 LMS ultra auf den ersten Startplatz. Dahinter folgte mit Pedro Lamy der Aston Martin Vantage GT3 von Aston Martin Racing. Die späteren Rennsieger im Mercedes SLS von Black Falcon starteten vom sechsten Rang. Auch den Start am Sonntag um 17:00 Uhr entschied Stippler zunächst für sich und übernahm die souveräne Führung.

Beim Start hatte Audi die Nase vorne..., Foto: Patrick Funk
Beim Start hatte Audi die Nase vorne..., Foto: Patrick Funk

Doch nicht für alle Teams begann das Rennen erfreulich. Der McLaren von Dörr Motorsport ging im Bereich des Flugplatzes in Rauch auf und auch der Mamerow-Audi mit Startfahrer Christian Mamerow am Steuer beschädigte auf der Döttinger Höhe den Front-Splitter, als er sich im Windschatten des gelb-grünen Manthey-Porsches ansaugte. "Eine Halterung war kaputt", erklärte Teamchef Peter Mamerow anschließend. "Da muss irgendwas vorgeflogen sein. So einen Schaden hatten wir noch nie." Die Mannschaft musste mehrmals die Box ansteuern und verlor rund zwei Runden auf die Spitze. Am Montagvormittag rollte der Ingolstädter mit einem Defekt sogar aus.

Zahlreiche Teams in Problemen

Doch sogar die Favoriten auf den Gesamtsieg gerieten in Probleme. Das Schwesterfahrzeug der späteren Sieger von Black Falcon erlitt bereits zu Beginn des Rennens einen Aufhängungsbruch an der Hinterachse und auch einer der beiden BMW Z4 GT3 von Schubert Motorsport verbrachte lange Zeit an der Box - ein Rang innerhalb der Top-20 somit unmöglich.

Kämpferisch zeigte sich auch die Mannschaft von Schulze Motorsport. Als am frühen Abend plötzlich der Motor des Nissan GT-R streikte, wechselte das kurzerhand das Antriebsaggregat und schickte den japanischen Renner nach rund drei Stunden Reparaturpause wieder ins Rennen. Für Timbuli Racing verlief das Saisonhighlight auf dem Nürburgring hingegen enttäuschend. Bereits im Zeittraining verunfallte Christopher Brück heftig und beschädigte den Porsche irreparabel, im Rennen erwischte es auch Marco Seefried.

Rennabbruch in der Nacht

An der Spitze entbrannte am frühen Abend ein Kampf um die Führung. Immer wieder wechselte der erste Gesamtrang zwischen dem Bilstein-Aston Martin und den Audi R8 von Phoenix Racing. Doch auch Maxime Martin nutzte den einsetzenden Regen und holte im BMW Z4 GT3 von Marc VDS Racing kräftig auf. Rund 45 Sekunden machte der Belgier pro Runde auf die Gesamtführung gut und lag schließlich auf dem vierten Gesamtrang, bevor die Aufholjagd ein vorzeitiges Ende nahm. Rennabbruch in der Eifel! Gegen 22:45 Uhr wurde das 24-Stunden-Rennen aufgrund von starkem Regen und dichtem Nebel mit der roten Flagge unterbrochen.

Der Regen in der Nacht zwang die Rennleitung zur Unterbrechung, Foto: Patrick Funk
Der Regen in der Nacht zwang die Rennleitung zur Unterbrechung, Foto: Patrick Funk

Es folgten lange Minuten des Wartens. Wann geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Gegen halb vier in der Nacht gab die Rennleitung schließlich bekannt, dass der Neustart frühestens gegen 7:30 Uhr in der Frühe stattfinden wird. Am Montagmorgen stand fest: Um acht Uhr startet mit der Einführungsrunde der zweite Teil des Rennens. Zwar waren die Wetterbedingungen mit Starkregen nicht deutlich besser geworden, im Gegensatz zur Nacht machten es die Lichtbedingungen den Piloten aber deutlich einfacher.

Als sich das Feld gegen 8:20 Uhr auf die verbliebenen neun Stunden Renndistanz machte, startete der Bilstein-Aston Martin vor dem Manthey-Porsche von der ersten Position. Für Maxime Martin, der von Rang fünf kam, ging die Aufholjagd der Nacht somit weiter: Schon auf dem GP-Kurs ging der Belgier am führenden Briten vorbei und führte nach der ersten Rennrunde bereits mit 17,5 Sekunden Vorsprung.

Für den späteren Sieger von Black Falcon begann der Morgen hingegen mit Problemen. Der Flügeltürer rutschte am Ende der Start-Ziel-Geraden ins Kiesbett und verlor viel Zeit, der zweite SLS des Meuspather Rennteams rollte gegen Mittag mit einem technischen Defekt sogar aus. Für die Konkurrenz lief es allerdings auch nicht viel besser: Der Schubert-Z4 #20 drehte sich im Flugplatz in die Streckenbegrenzung, für den drittplatzierten Marc-VDS-Z4 war das Rennen nach einem Abflug im Kesselchen beendet und der Audi R8 von WRT krachte ebenfalls in die Leitplanken.

Irre Aufholjagd von Martin

Black Falcon nutzte die Turbulenzen und übernahm die Führung. Wenig später ließ der Regen nach, die Strecke trocknete ab und die Teams wechselten auf Trockenreifen. An der Spitze änderte dies allerdings nichts. Mercedes dominierte weiterhin das Renngeschehen. Auch erneute Regenschauer im Bereich der Grand Prix-Strecke konnten die Flügeltürer nicht mehr stoppen. Auch die Bemühungen von Maxime Martin waren erfolglos. Der Belgier drehte rund eine Stunde vor dem Ende noch einmal richtig auf. Mit Rundenzeiten um 8:38 Minuten war der BMW-Pilot der schnellste Fahrer im Feld und versuchte seinen Rückstand auf den drittplatzierten Rowe-SLS zu verkleinern - mit Erfolg. Stück für Stück arbeitete er sich an die beiden Flügeltürer heran und zog schließlich 25 Minuten vor dem Ende am ersten der beiden ROWE-Mercedes vorbei auf die dritte Position.

Black Falcon siegte beim Klassiker, Foto: Sönke Brederlow
Black Falcon siegte beim Klassiker, Foto: Sönke Brederlow

Doch damit nicht genug. Nur wenige Meter weiter passierte Martin im Schwedenkreuz auch den zweiten Rowe-SLS und lag damit bereits auf dem zweiten Rang. Der führende Mercedes von Black Falcon war jedoch in weiter Ferne und für den Belgier nicht mehr einzuholen. Bernd Schneider, Jeroen Bleekemolen, Nicki Thiim und Sean Edwards sicherten sich somit den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und feierten zugleich den ersten Erfolg für Mercedes-Benz bei diesem Langstreckenklassiker. Maxime Martin, Andrea Piccini, Yelmer Buurman und Richard Göransson belegten im BMW Z4 GT3 von Marc VDS den zweiten Rang. Das Podium komplettierten Klaus Graf, Thomas Jäger, Jan Seyffarth und Nico Bastian (ROWE Racing).

Wenige Monate nach seinem Triumph beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring verstarb Sean Edwards nach einem Unfall bei Testfahrten im australischen Queensland. Der Brite wurde nur 26 Jahre alt.