Porsche hat zum dritten Mal in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Das Rennen war für das siegreiche Team mit Timo Bernhard, Brendon Hartley und Earl Bamber eine emotionale Berg- und Talfahrt, die erst in der vorletzten Rennstunde ein Happy End parat hatte.

Nach dreieinhalb Stunden hatte sich das Team eigentlich aus dem Kampf um den Gesamtsieg verabschiedet. Bamber stellte das Auto mit mangelhaftem Vortrieb an der Box ab, wo der gesamte Antrieb an der Vorderachse gewechselt wurde. Rund eine Stunde stand der Porsche mit der #2 in der Garage, was der Truppe 19 Runden Rückstand einhandelte.

24h Le Mans 2017: Die Highlights des Rennens: (10:23 Min.)

Toyotas rabenschwarze Nacht

Toyota sah in den Abendstunden wie der klare Favorit aus und brachte seine drei Autos auf den Plätzen eins, zwei und vier in die achte Rennstunde. Dort erwischte es um elf Uhr abends zuerst die #8. Sebastien Buemi wurde nach einem planmäßigen Boxenstopp in die Garage geschoben, nachdem es zu heftiger Rauchentwicklung am rechten vorderen Radkasten gekommen war.

Die Diagnose ergab einen defekten E-Motor an der Vorderachse, der komplett getauscht werden musste. Rund eineinhalb Stunden büßte die Mannschaft ein und ging in aussichtloser Position erst weit nach Mitternacht wieder ins Rennen. Kaum war die #8 wieder auf der Strecke, nahm Toyotas Unheil erst so richtig Fahrt auf.

Eine lange Safety-Car-Phase hatte Kamui Kobayashi an der Spitze des Klassements eingebremst. Prompt als das Rennen wieder freigegeben wurde, rollte der Toyota des Japaners nur noch im Schritttempo um die Strecke. Minutenlang kämpfte der Fahrer mit seinen Ingenieuren darum, den Wagen irgendwie an die Box zu bringen. Doch letztlich musste man die #7 aufgeben - jenes Auto, das noch am Donnerstag im Qualifying einen neuen Fabel-Rundenrekord aufgestellt hatte.

Nur wenige Minuten nach Kobayashis Aufgabe erwischte es auch Toyotas drittes Auto. Nicolas Lapierre wurde Ende Start/Ziel von einem nachkommenden LMP2 touchiert und drehte sich in das Kiesbett. Bei dem Aufprall beschädigte er sich die linke Hinterradaufhängung und schlich im Schneckentempo um die Strecke zurück zur Box. Nach mehreren bangen Minuten musste Toyota das Auto aber ebenfalls aufgeben.

Auch Porsche bleibt nicht verschont

Von diesem Zeitpunkt an hieß das Duell Porsches #1 - der einzige LMP1, der nach elf Rennstunden ohne Defekt geblieben war - gegen eine wahre Armada von LMP2-Boliden. Andre Lotterer übernahm das Auto in der Nacht bereits mit mehreren Runden Vorsprung und saß erneut am Steuer, als sich rund dreieinhalb Stunden vor dem Ende das nächste Drama ereignete.

Nach über zehn Stunden in Führung und mit mittlerweile zwölf Runden Vorsprung auf die LMP2-Verfolger rollte das Auto aus. Mehrere Startversuche scheiterten, sodass Lotterer schließlich ausstieg. Wie Porsche später bekanntgab, hatte ein Öldruckverlust das Auto zum Stoppen gezwungen. Somit hatte mit der 21. Rennstunde alle LMP1-Boliden ein Defekt oder Unfall ereilt.

Die letzten drei Stunden standen somit im Zeichen der Aufholjagden des #2-Porsche und des #8-Toyota, die beide in der ersten Rennhälfte am Samstag lange wegen Reparaturarbeiten an der Box gestanden hatten. In Führung lag zu diesem Zeitpunkt das #38-Auto von Film-Legende Jackie Chan, in dem Ho-Pin Tung, Thomas Laurent und Oliver Jarvis saßen. Das Team hatte im letzten Renndrittel von Problemen bei Rebellion Racing profitiert, das ein Auto (Prost/Senna/Canal) mit Defekt aufgeben musste und das zweite (Piquet/Beche/Heinemeier-Hansson) nach mehreren kleinen Reparaturen mit zwei Runden Rückstand im Rennen halten konnte.

Entscheidung eine Stunde vor Schluss

1:07 Stunden vor dem Ende fiel die Entscheidung: Bernhard überholte Tung und sicherte Porsche so den Gesamtsieg. Jackie Chans Team durfte sich immerhin über den sensationellen zweiten Platz und damit die beste Platzierung eines LMP2-Autos in der Geschichte von Le Mans freuen. Selbstredend holte man den Klassensieg vor #13 Rebellion-Oreca (Piquet/Heinemeier-Hansson/Beche). Toyotas einzig verbliebenes Auto fuhr auf Rang neun mit zehn Runden Rückstand ins Ziel.

In der GTE-Pro-Klasse wird ein Krimi erst in der vorletzten Runde entschieden. Jordan Taylor in der #63-Corvette muss sich rundenlang gegen Jonathan Adam im #97-Aston-Martin wehren. In der letzten Kurve der vorletzten Lap gelingt dem Aston Martin aber das entscheidende Manöver und Taylor gibt sich geschlagen. Adam schenkt seinen Teamkollegen Darren Turner und Daniel Serra den Sieg, während Taylor seinen Kollegen Jan Magnussen und Antonio Garcia mit einem ramponierten Corvette auf der letzten Runde nur Rang drei retten kann. Rang zwei geht an Priaulx/Ticknell/Derani im #67-Ford GT.