154 Runden sah es für Toyota in Le Mans gut aus. Doch nach neuneinhalb Stunden kam es zum Supergau für die Japaner. Kamui Kobayashi, der am Donnerstag noch für einen neuen Pole-Rekord gesorgt hatte, musste Toyotas aussichtsreichsten Wagen per Defekt abstellen. Porsche erbte die Führung, die zwei Stunden zuvor noch Toyota mit zwei Autos inne hatte.

Defekt bei Kobayashi kostet Führung

Was war passiert? Während einer langen Safety-Car-Phase fuhr Mike Conway mit einer stabilen Führung vor Porsches #1-Auto die Box an und übergab planmäßig nach rund neuneinhalb Stunden an Kamui Kobayashi. Als dieser die Box verließ, nahm das Unheil seinen Lauf.

Beim Restart nahm das Auto mit der Startnummer 7 nicht richtig Fahrt auf. Zunächst kroch Kobayashis Toyota mit 50 bis 60 km/h über die Strecke, auf Mulsanne verlangsamte sich das Auto teilweise auf bis zu zehn km/h. Zwischenzeitlich musste der Japaner für mehrere Minuten komplett abstellen und startete das Auto neu.

3:14.791! Toyota-Pilot Kobayashi zerstört Streckenrekord in Le Mans: (03:46 Min.)

Nachdem er sich fast 20 Minuten abgemüht hatte und es dabei nicht einmal die eine volle Runde zurück an die Box geschafft hatte, stellte er seinen Toyota endgültig ab, stieg aus und verabschiedete sich mit einem Winken vom Publikum. Der Gesamtsieg rückte für den japanischen Hersteller damit in weite Ferne.

Buemi schmiert der E-Motor ab

Rund zwei Stunden zuvor hatte Toyota die Doppelführung verloren. Als Sebastien Buemi das Auto zum Boxenstopp brachte, qualmte es plötzlich heftig aus dem rechten vorderen Radkasten. Da Löschversuche ergebnislos blieben, schob man das #8-Auto in die Garage und machte sich auf Fehlersuche. Ein Defekt am Elektromotor zwang das Team zum Tausch der gesamten Antriebseinheit an der Front. Über eineinhalb Stunden wurde repariert, ehe das Auto gegen Ende der Safety-Car-Phase mit 29 Runden Rückstand wieder auf die Strecke geschickt wurde.

Anfang der elften Rennstunde erwischte es auch noch das dritte Auto. Zuvor hatte es beim #9-Toyota bereits Probleme mit der seitlichen Nummern-Beleuchtung und mit der Tür gegeben. Das hatte dem Auto eine Runde Rückstand eingehandelt. Doch kurz nach ein Uhr nachts ein deutlich herberer Rückschlag:

Lezte Hoffnung fliegt ab

Nach einer Berührung mit einem LMP2-Boliden flog Nicolas Lapierre ab. Der Franzose beschädigte sich dabei die linke Hinterachse samt Reifen und versuchte, sich zurück an die Box zu schleppen. Plötzlich schlugen Flammen aus dem Heck des Toyota, der kurz anhielt. Da es sich um kein permanentes Feuer handelte, nahm Lapierre wieder langsam Fahrt auf.

Wie schon bei Kobayashi, versuchte Toyota das Auto abzustellen und neu zu starten. Doch kurz vor der Boxenausfahrt kam er erneut zum Erliegen und Lapierre stieg aus. Um halb zwei Uhr morgens war somit nur noch einer der drei Toyota im Rennen: Die #8 mit 29 Runden Rückstand auf den führenden Porsche.

Piloten sind maßlos enttäuscht

Der glücklose Pole-Sitter Kamui Kobayashi gab nach seinem Ausfall zu Protokoll: "Das ist so enttäuschend. Das Auto lief sehr gut und wir konnten unseren Vorsprung an der Spitze permanent ausbauen. Nach dem Safety Car hatte ich plötzlich keinen Antrieb mehr. Ich wollte zurück an die Box, aber es ging sich nicht mehr aus."

Auch Nicolas Lapierre war maßlos enttäuscht: "Ich kann es nicht glauben. Das LMP2-Auto war direkt hinter mir am Ende von Start/Ziel. Ich hatte den normalen Fuel-Cut, das hat ihn wohl überrascht. Er traf mich hinten und damit war es vorbei. Das ist unglaublich frustrierend für uns alle."