Zyniker mögen sagen, dass für Mark Webber die Situation nichts Neues sein dürfte, mit einem Auto zu fahren, das nicht perfekt auf ihn abgestimmt ist. In den letzten Jahren seiner Formel-1-Zeit kämpfte er mit einem Fahrzeug, das eher auf den Fahrstil von Sebastian Vettel zugeschnitten war. Nun findet er sich in Le Mans in ähnlichen Kompromisssituation wieder: Er teilt sich ein Auto mit zwei Teamkollegen und muss somit wieder einen Rennwagen fahren, das nicht hundertprozentig auf ihn passt. Er gibt zu, dass es eine große Herausforderung darstellt, sich das Auto mit anderen zu teilen. Trotzdem hat er enormen Spaß in seinem Porsche 919 Hybrid.

"Das Wichtigste war es, sich in das Team zu integrieren", sagte der 37-Jährige gegenüber Sportscar365. "Porsche hat eine großartige Motorsport-Tradition. Hier arbeiten 230 Leute in Harmonie zusammen, das ist großartig." Dennoch sei es eine Herausforderung, sich das Auto teilen zu müssen: "Das ist ehrlich gesagt eine steile Lernkurve, die ich bewältigen muss", gab sich der Australier ganz offen. "Man bereitet das Fahrzeug unter Berücksichtigung der Sitzpositionen und fahrdynamischen Vorlieben von drei Fahrern vor. Timo [Bernhard] und Brendon [Hartley] reagieren sensibel auf Dinge, die ich gut verkrafte und umgekehrt. Das ist alles ein Kompromiss."

Die langen Geraden genießt Webber ganz besonders, Foto: Porsche
Die langen Geraden genießt Webber ganz besonders, Foto: Porsche

Allerdings freut sich der neunfache GP-Sieger auch über eine Art zweiten Frühling bei Porsche: "Für mich persönlich ist es eine große Ehre [für Porsche zu fahren]. Der Allradantrieb ist sehr spannend, es gibt jede Menge Power. Richtig schnell die Gerade runterfahren, bei Nacht fahren - es gibt viele Dinge an diesem neuen Job, die ich in vorigen Kategorien nicht erleben konnte und hier nun genießen kann."

Über die erst im dritten Jahr befindliche Langstrecken-Weltmeisterschaft äußerte er sich positiv: "Hier ist alles positiv, es gibt überhaupt nichts Negatives. Porsche, Toyota, Audi und bald Nissan, man spürt eine richtig starke Energie hier. Überall [in der LMP1] sitzen professionelle, bezahlte Top-Fahrer am Steuer und machen einen disziplinierten Job", sagte er im Hinblick auf die anhaltende Paydriver-Diskussion in der Formel 1 und kündigte an: "Es werden noch spannende Dinge kommen."