Mit einem völlig neuartigen Konzept geht Nissan in diesem Jahr in Le Mans an den Start. Man schickt den DeltaWing ins Rennen - einen Boliden, der schon fast einem Science-Fiction-Film entsprungen sein könnte. Da der DeltaWing in kein vorhandenes Reglement passt, startet man außerhalb der Wertung. Trotzdem gilt es hohe Anforderungen der ACO zu erfüllen, um am den 24 Stunden von Le Mans teilnehmen zu dürfen.

Eine Rundenzeit von 3:45 Minuten war gefordert, das schafften Michael Krumm, Marino Franchitti und Satoshi Motoyama locker. In 3:42.612 Minuten qualifizierte sich das Duo für den 29. Startplatz, damit stehen sie inmitten der LMP2-Prototypen und dürften im Rennen in direkte Zweikämpfe verwickelt werden.

"Mit der nächsten schnellen Runde hätten wir sogar eine 3:39 schaffen können", sagte Designer Ben Bowlby gegenüber Autosport. Mit dieser Zeit hätte man in der LMP2-Spitzengruppe mitmischen können. Spannend könnte es im Rennen werden, denn genau hier scheinen die Stärken des sparsamen DeltaWings zu liegen.

"Wir werden zeigen, dass wir zwölf Runden mit nur 40 Litern Sprit fahren können und unsere Reifen mehr als fünf Stints halten werden. Bisher sind wir mit einem Reifensatz gefahren, mit dem wir schon über 700 Kilometer am Testtag gefahren sind, zudem haben wir einige Runden auf den weicheren Reifen für die Nacht gedreht", so Bowlby.

Zeitvorteil in der Boxengasse

Der DeltaWing dürfte bei jedem Boxenstopp wertvolle Sekunden sparen und sich somit im direkten Zweikampf mit den LMP2-Boliden Vorteile verschaffen - schließlich sind die deutlich durstiger und haben aufgrund des höheren Gewichts einen größeren Reifenverschleiß.

Aber wie schafft es der DeltaWing eigentlich auf so schnelle Zeiten und wie verhält er sich im Grenzbereich? "In Sachen Aerodynamik und Reifenbelastungen verhält sich der DeltaWing sehr stabil", sagt der Designer. Die größte Masse des Fahrzeugs liegt dabei auf der Hinterachse, was vor allem beim Beschleunigen auf gerader Strecke sehr hilfreich ist. "Das ist fast wie ein Dragster."

In Kurven neigt der DeltaWing zum Übersteuern, Foto: Nissan
In Kurven neigt der DeltaWing zum Übersteuern, Foto: Nissan

Aufgrund der Tatsache, dass auch in den Kurven fast die gesamte Last auf der Hinterachse liegt, neigt der DeltaWing trotz seiner beiden sehr schmalen Vorderreifen übrigens nicht zum Untersteuern. "Zunächst hatte das jeder vermutet. Aber wir haben ein Auto, das eher übersteuernd reagiert, aber eine sehr große aerodynamische Stabilität besitzt."

Nach dem Rennende am Sonntagnachmittag bleibt die große Frage, wie die Zukunft des DeltaWings aussehen wird. Für das kommende Jahr ist die "Garage 56", der Startplatz für Konzept-Boliden, wohl schon vergeben - und in das bestehende Reglement passt das Auto auf keinen Fall. Sollte es zu keinen größeren Zwischenfällen kommen, wird es aber wohl nicht das letzte Rennen des DeltaWing sein - eine Einladung zum Petit Le Mans, das später in diesem Jahr in Road Atlanta stattfindet, steht bereits.