Teamportrait

Das Ducati-MotoGP-Projekt wurde geboren, als die FIM ankündigte, 2002 Viertakt-Motorräder zuzulassen. Ducati war jahrelang in der Superbike-Weltmeisterschaft mit Viertaktern sehr stark gewesen und so wurde, nach einer Umfrage unter Fans, beschlossen, den Schritt in die MotoGP zu wagen. Gleich beim Debüt der Desmosedici konnte Loris Capirossi im japanischen Suzuka einen dritten Platz erringen. Der erste Sieg wurde mit Capirossi in Barcelona gefeiert. Obwohl es der letzte in jenem Jahr bleiben sollte, war Ducati Corse mit dem Abschneiden seiner beiden Fahrer Capirossi und Troy Bayliss sehr zufrieden.

Der Absturz erfolgte 2004: Ducati war chancenlos gegen die Konkurrenz, konnte keinen Sieg verbuchen und feuerte zum Ende der Saison seinen Star Troy Bayliss. Für den Australier wurde im Jahr 2005 der Spanier Carlos Checa angeheuert. Außer durch viele Stürze machte der Mann mit der Nummer 7 nicht auf sich aufmerksam. Am Ende des Jahres stellte Ducati ihm den Stuhl vor die Tür. Dafür kam Capirossi gegen Ende der Saison immer besser in Form: er gewann die Rennen in Motegi und Sepang. Ein schwerer Sturz im Training auf Phillip Island stoppte seinen Vorwärtsdrang allerdings jäh. 2006 war das letzte Jahr der 990ccm starken Maschinen. Capirossi lag gut im Rennen um die Weltmeisterschaft, bis sein neuer Teamkollege Sete Gibernau beim Großen Preis von Katalonien einen Massensturz auslöste und auch Capirossi mit ins Kiesbett riss. Capirossi kämpfte sich zwar von seinen Verletzungen zurück und gewann noch Brünn und Motegi, aber der WM-Zug war ohne den Italiener abgefahren.

2007 ersetzte Ducati den dauerverletzten Gibernau durch Casey Stoner. Das neue 800ccm Motorenkonzept ermöglichte Ducati eine Revolution in der MotoGP herbeizuführen: während die japanischen Hersteller das Hauptaugenmerk auf Fahrbarkeit der neuen Motorräder legten, setzte Ducati voll auf Höchstleistung. Der neue Ducati-Pilot Stoner kam mit diesem Motorrad hervorragend zurecht: In mehreren packenden Rennen führte er die Konkurrenz vor und wurde zum ersten Ducati-Weltmeister in der MotoGP. Capirossi dagegen konnte sich mit der 800er nicht anfreunden: er gewann nur ein Rennen. Zu Saisonende trennten sich die Wege von Ducati und Capirossi.

In den folgenden Jahren stieg Ducati langsam aber sicher ins Mittelfeld ab: 2008 unterlag Stoner dem Yamaha-Fahrer Valentino Rossi im Kampf um die Weltmeisterschaft, trotzdem konnten noch sechs Siege gefeiert werden. Im Jahr darauf konnte Stoner, geschwächt von einer Laktose-Intoleranz, nur noch vier Rennen gewinnen. Seine Teamkollegen Marco Melandri (2008) und Nicky Hayden (ab 2009) konnten ebenfalls nicht überzeugen. Am Ende der Saison 2010 verließ Stoner die zunehmend störrisch werdende Ducati in Richtung Honda.

Der freigewordene Platz neben Hayden wurde durch den Einkauf des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi gefüllt. Rossi ließ kein gutes Haar an der Entwicklungsarbeit Stoners. Doch der Italiener scheiterte ebenfalls an der Aufgabe, die Ducati gefügiger zu machen. Nachdem sich zwei Jahre lang das Gefühl fürs Vorderrad nicht einstellen wollte, verließ Rossi das sinkende Schiff mit nur drei Podestplätzen im Gepäck. Für 2013 wurde er durch Andrea Dovizioso ersetzt, der ebenfalls nicht glänzen konnte. Erstmals seit dem MotoGP-Einstieg konnte Ducati kein Podium einfahren und verlängerte am Jahresende den Vertrag mit Nicky Hayden nicht. 2014 nahm Cal Crutchlow dessen Platz ein, hatte mit der Desmosedici aber so zu kämpfen, dass er sich schnell gegen Ducati entschied.

Während Dovizioso im Team blieb, stieg Andrea Iannone vom Pramac Racing Team ins Werksteam auf. 2015 brachte Ducati mit Mastermind Gigi Dall'Igna eine komplett neue Desmosedici, die beinahe im ersten Rennen gleich zum Sieg gefahren wäre. Trotzdem musste man noch gut eineinhalb Jahre warten. Erst im August 2016 erlöste Andrea Iannone die siegeshungrigen Ducatisti. Zu diesem Zeitpunkt stand jedoch schon sein Abschied fest. Dovizioso legte einen weiteren Sieg in Sepang nach. 2017 gehen der Italiener und Jorge Lorenzo für die Roten an den Start.