Marc Marquez ist bei Ducati endgültig angekommen. An den jüngsten beiden MotoGP-Rennwochenenden in Jerez und Le Mans sammelte er 53 Punkte - mehr als jeder andere Fahrer. In der Weltmeisterschaft hat er sich so bereits auf den dritten Rang nach vorne gearbeitet. Marquez fühlt sich im Ducati-Lager pudelwohl. Mit der Desmosedici GP23 hat er endlich wieder ein konkurrenzfähiges Motorrad zur Verfügung, das ihn nicht regelmäßig ohne Vorwarnung abwirft.

Mit seinen jüngsten Leistungen ist Marquez auch zum Kandidaten für einen Platz im Ducati-Werksteam geworden. Dort hat ja bislang nur Francesco Bagnaia einen Vertrag für nächstes Jahr in der Tasche. Er verlängerte noch vor Saisonstart frühzeitig für 2025 und 2026. Nun sucht die Chefetage in Borgo Panigale nach seinem Stallgefährten und ist dabei mit einem echten Luxusproblem konfrontiert.

In Le Mans kämpfte Marc Marquez gegen Jorge Martin und Francesco Bagnaia, Foto: LAT Images
In Le Mans kämpfte Marc Marquez gegen Jorge Martin und Francesco Bagnaia, Foto: LAT Images

Denn neben MotoGP-Superstar Marc Marquez wollen auch WM-Leader Jorge Martin und Enea Bastianini im Werksteam landen beziehungsweise bleiben. "Ich habe viel nachzudenken", gestand Ducati Corse General Manager Gigi Dall'Igna am Sonntagabend in Le Mans, nachdem Martin den Sieg vor Marquez holte und auch Bastianini trotz Longlap-Penalty auf den starken vierten Rang fuhr. Welche Entscheidung das Gremium rund um Dall'Igna, CEO Claudio Domenicali, Team-Manager Davide Tardozzi und Sportdirektor Mauro Grassilli treffen wird, ist aktuell noch völlig unklar. Mit einer Bekanntgabe ist frühestens beim Italien-GP in Mugello (31.5. bis 2.6.) zu rechnen, die Beratungen und Verhandlungen könnten sich aber auch bis zur am 8. Juli beginnenden Sommerpause hinziehen.

Marquez formulierte zuletzt öffentlich bereits relativ klar, wie sein Idealszenario für 2025 aussehen würde: Ein Factory-Bike, am liebsten aus dem Hause Ducati. Das könnte es auch geben, wenn Marquez den Werksplatz nicht erhält. Denn im MotoGP-Projekt der italienischen Edelschmiede bahnen sich Umstrukturierungen an. Alle drei Kundenteams - also Pramac, Gresini und VR46 - wurden in den vergangenen Monaten mit einem Umstieg zu Yamaha in Verbindung gebracht. Die Lage ändert sich ständig, aktuell scheint das Pendel wieder in Richtung Pramac auszuschwingen. Gut möglich, dass dann zukünftig VR46 und Gresini je ein aktuelles Motorrad und eine Vorjahresmaschine erhalten. Marquez könnte also dem Gresini-Team, das mit seiner familiären Atmosphäre das Herz des vormaligen Honda-Urgesteins im Sturm erobert hat, treu bleiben und gleichzeitig auf einer Desmosedici GP25 sitzen.

Marc Marquez 2025 dank Yamaha auf Factory-Ducati? (07:05 Min.)

Für Marquez scheint es ausreichend Optionen im Ducati-Lager zu geben: Wechsel ins Werksteam. Wechsel zu Pramac Racing, sollte die Mannschaft von Teamboss Paolo Campinoti doch nicht auf Yamaha-Motorräder umsteigen. Oder eben der Verbleib bei Gresini inklusive Upgrade auf die neueste Spezifikation der Ducati Desmosedici. All diese Varianten erscheinen logisch und in gewisser Weise erwartbar. Doch logisch und erwartbar sind Adjektive, die am Transfermarkt der MotoGP in den vergangenen Jahren massiv aus der Mode gekommen sind.

Ducati für Marc Marquez nur ein Intermezzo?

So war es am Sonntagabend in Le Mans Marc Marquez höchstpersönlich, der eine baldige Transferbombe unter seiner Beteiligung in den Raum warf. "Ich möchte nächstes Jahr ein Motorrad der letzten Evolutionsstufe haben. Egal welches Bike, egal welche Farbe, egal welche Marke", erklärte Marquez da im Gespräch mit der spanischen Presse.

2024 pilotiert Marquez bei Gresini Racing eine Vorjahresmaschine, Foto: LAT Images
2024 pilotiert Marquez bei Gresini Racing eine Vorjahresmaschine, Foto: LAT Images

Ob Marquez tatsächlich jedes Motorrad nehmen würde, nur weil es der aktuellsten Spezifikation entspricht, darf bezweifelt werden. Yamaha und Honda haben auf organisatorischer Ebene zwar Trendwenden eingeleitet, ihr Rückstand auf die europäischen Hersteller ist aber immer noch viel zu groß, um eine reizvolle Option für den beim Saisonstart 2025 bereits 32 Jahre alten Marquez zu sein. Welche Alternativen zu Ducati bieten sich Marquez also? Im Lager der Pierer Mobility Group ist davon auszugehen, dass Brad Binder (Vertrag bis Ende 2026) und Shootingstar Pedro Acosta im nächsten Jahr die Paarung im KTM-Werksteam bilden werden. In der Mannschaft von GasGas-Tech3 könnten aber gleich zwei Plätze frei werden. Weil sich die MotoGP-Karriere von Jack Miller - der 29-Jährige hat in der laufenden Saison erst 24 WM-Punkte geholt - zu Ende neigen könnte und auch Augusto Fernandez (13 Punkte) in ein massives Formtief gerutscht ist. Marquez pflegt gute Kontakte zur Pierer Mobility Group, hat dort 2008 auf KTM sein Debüt in der Motorrad-Weltmeisterschaft gegeben. Außerdem ist sein langjähriger persönlicher Partner Red Bull offizieller Titelsponsor der KTM- und GasGas-Teams.

Doch auch Aprilia könnte Marc Marquez an Land ziehen. Aleix Espargaro, seit 2017 Leithammel der Mannschaft aus Noale, denkt im Alter von bald 35 Jahren laut über einen Rücktritt nach und würde somit einen Platz im Werksteam frei machen. Und auch bei Trackhouse Racing, wo die Verträge von Miguel Oliveira und Raul Fernandez mit Jahresende auslaufen, stehen 2025 aller Voraussicht nach zwei aktuelle Aprilias zur Verfügung. Marc Marquez hält nach seiner Rückkehr ins MotoGP-Spitzenfeld viele Trümpfe in der Hand. Es kommt eine spannende Transferperiode auf uns zu.