Die ganze Formel 1 blickt gespannt auf Adrian Newey. Der Star-Designer wird mit dem Beginn von 2025 seine 19-jährige Partnerschaft mit Red Bull beenden. Aud dem F1-Tagesgeschäft wird der 65-Jährige jetzt schon ausgeschlossen. Die Frage ist nun, wie es weitergeht. Während alle anderen warten, steht Newey aber an diesem Wochenende in Monaco in einem Formel-1-Auto am Start.

Ja, richtig gehört. Newey steht auf der Starterliste des Monaco Grand Prix Historique, einem berühmten jährlichen Event im Vorlauf zum Monaco-GP Ende Mai. Autos aus gut 100 Jahren Motorsport-Geschichte sind mit dabei. Newey wird, nicht zum ersten Mal, einen Lotus 49B aus dem Jahr 1968. Motorsport ist nicht nur Beruf, sondern auch Freizeit für ihn. So ist der lockende Ruhestand eine gute Gelegenheit für einen Blick auf die anderen Seiten des Adrian Newey.

Adrian Newey, der Rennfahrer

Für Newey war der Motorsport seit jeher mehr als nur ein Berufsfeld, in dem er seit dem Beginn der 80er tätig ist. Was er in seiner Rolle als Designer von Siegerautos für Williams und McLaren in den 90ern und frühen 2000ern verdiente, wusste er gut zu investieren. Anfangs in klassische Autos. Anfangs auch noch nicht schnell. Mit einem historischen Jaguar S.S. 100 aus den 30er-Jahren trat er erst bei Gleichmäßigkeitsrallyes an.

Das weckte in Newey aber bloß den Willen nach Wettbewerb. So kaufte der damals auf die 50 Zugehende einen Ford GT40, mit dem er begann, in Historik-Rennen anzutreten. Mit angemessener Ernsthaftigkeit - und einiges an Kleinholz. 2006 schrottete er den GT40 bei den Le Mans Legends, und nur Monate später einen Jaguar E-Type beim Goodwood Revival.

Newey holt fast ein Podium bei den 24 Stunden von Le Mans

Abschrecken ließ er sich davon nicht. Im Gegenteil. Im Gespräch mit einem Freund kam die Idee auf, 2007 bei den 24 Stunden von Le Mans - den echten, nichts Historisches - anzutreten. Als "Pub-Gespräch" zwischen drei Freunden hätte es begonnen, so Newey Jahre später zur offiziellen Le-Mans-Website. Man kam in Kontakt mit AF Corse, heute Ferraris Le-Mans-Werksteam. 2007 startete Newey mit Joe Macari und Ben Aucott in einem Ferrari F430 GT2. Der 22. Gesamtrang wurde es, Platz vier in der GT2-Klasse.

Neweys F430 GT2 2007 in Le Mans, Foto: Hall/Sutton
Neweys F430 GT2 2007 in Le Mans, Foto: Hall/Sutton

Inzwischen fuhr Newey auch schon seine alten F1-Autos. Von Red Bull bekam er einen RB5, das erste Siegerauto des Konzerns. Mit zahlreichen F1-Autos fuhr er beim Festival of Speed in Goodwood. Immer wieder absolvierte er Gaststarts in diversen Rennserien, etwa Ginetta Cup oder Lamborghini Super Trofeo. Mit dem alten GT40 fährt er noch immer, im Vorjahr unter anderem gemeinsam mit Ford-Boss Jim Farley.

Sein fahrerischer Background nötigt jenen, die seine F1-Autos pilotieren, übrigens nicht nur Respekt ab. "Er war der Fahrerseite sehr verbunden", erinnert sich Ex-Red-Bull-Pilot Alex Albon. Mit Newey sei es ein einzigartiges Arbeiten: "Er wollte wirklich wissen, wie es sich anfühlte. Ich glaube, in gewisser Weise verstand er noch immer, dass das Auto ein bestimmtes Setup benötigt, um das meiste herauszuholen."

Newey hat auch moderne F1-Autos schon gefahren, Foto: Sutton
Newey hat auch moderne F1-Autos schon gefahren, Foto: Sutton

Neweys neue Hobbys, Projekte - Segeltour um die Welt?

Inzwischen 65, hat Newey aber auch ein neues Hobby für sich entdeckt. Bei Red Bull wandelte sich seine F1-Rolle in den letzten Jahren, bis zu einem Punkt, an dem er nur mehr die Hälfte seiner Zeit auch am F1-Zeichenbrett verbrachte. 2014 begannen die Experimente in anderen Bereichen mit einem Projekt für das America's Cup-Bootsrennen. Das Team von Red Bull Advanced Technologies baute inzwischen sogar ein U-Boot.

Wohl nicht erst zuletzt deshalb reifte in Newey die Idee, unter die Segler zu gehen. Im Vorjahr bestellte er seine erste Segeljacht, eine 27,4 Meter lange Oyster 885. Beim finalen Design legte er selbst teilweise Hand an. Im Laufe des Jahres 2024 soll die Yacht geliefert werden, dann plant Newey zuerst einen Trip ins Mittelmeer. Und dann? Vielleicht sogar eine Weltreise damit, lässt er durchblicken.

Zerbricht Red Bull? Danner: Newey-Abgang beendet F1-Dominanz! (30:52 Min.)

Klingt nach Monaten an investierter Zeit - weniger nach einem direkten Wechsel, um schon für die neuen 2026er-Autos bei einem neuen Team an die Arbeit zu gehen. Aber kann er sich wirklich für ein paar Monate auf das Meer verziehen, die Formel 1 komplett hinter sich lassen.

"Als ich in meinen 50ern war, dachte ich, dass ich mit 60 am Strand liegen würde", meinte Newey erst vor einem halben Jahr zum 'Telegraph'. "Aber die Realität ist, ich würde mich langweilen. Ich weiß, dass ich das würde." Wie viele F1-Ingenieure kam er daher zum Schluss: "Solange ich der Ansicht bin, dass ich etwas beisteuern kann ..."