Nach dem werksseitigen Ausstiegen von BMW und Seat war dieses Szenario eigentlich schon vorher zu erwarten: Chevrolet dominiert die Saison und holt am Ende Fahrer- und Hersteller-Titel. Dass Yvan Muller, Rob Huff und Alain Menu die Konkurrenz aber so sehr dominieren, hätte wohl niemand gedacht. Von den 24 Rennen gewannen die drei Chevrolet-Fahrer 21 Läufe, nur Gabriele Tarquini, Franz Engstler und Tom Coronel konnten jeweils einen Sieg einfahren.

Bereits nach dem ersten Rennwochenende im brasilianischen Curitiba führte Chevrolet die Gesamtwertung mit den drei Werksfahrer an, selbst Chevrolet-Gaststarter Cacá Bueno schaffte es aufs Podium und hatte keine große Mühe gegen die eigentlichen Starter der anderen Marken. "Das war ein brillantes Wochenende für das Team, ich bin sehr zufrieden Brasilien als Tabellenführer zu verlassen", freute sich Huff nach dem Auftakt.

Für viel mehr Diskussionen und Überraschungen sorgte dagegen das neue Qualifying-Format, dessen genauen Sinn wohl bis heute niemand verstanden hat. Im zweiten Lauf stand nämlich nie der schnellste Fahrer, sondern der Zehntplatzierte des ersten Qualifying-Abschnitts auf der besten Startposition. Die ersten Klagen folgten sofort, zum Beispiel von Huff: "Wozu das Ganze? Hätten sie uns einen Anreiz dafür gegeben als Schnellster zehn Punkte zu kassieren, dann hätte ich auch Gas gegeben."

Gabriele Tarquini gewinnt in Zolder

Tarquini besiegt Chevrolet, Foto: FIA WTTC
Tarquini besiegt Chevrolet, Foto: FIA WTTC

Für eine erste Überraschung der Saison sorgte Tarquini beim Gastspiel im belgischen Zolder. Im zweiten Rennen wurde sein Seat breiter und breiter, der Italiener verteidigte sich mit allen Mitteln gegen die heranstürmenden Chevrolets - und hatte Erfolg. Wer dachte, dass die Meisterschaft nun noch einmal spannend werden würde, wurde allerdings enttäuscht...

Erst zwölf Rennen siegte wieder ein Fahrer, der kein blaues Auto steuerte. Bis dahin teilten Muller, Huff und Menu die Siege unter sich auf und zogen natürlich auch in der Meisterschaft immer weiter davon. Zur Saisonmitte hatte Huff schon so viele Punkte, wie Coronel - am Ende der beste BMW-Pilot im Starterfeld - nach dem Finale in Macau. Auch Muller hatte einen Lauf und gewann in Silverstone und Oschersleben drei Rennen in Folge.

In Deutschland schlug die Stunde von Lokalmatador Engstler. Der 50-Jähirge Routinier durfte von der Pole-Position starten und verlor zwar zunächst eine Position, konnte sich aber vor den Verfolgern von Chevrolet halten. Nach einem Fehler von Norbert Michelisz übernahm Engstler in der zweiten Rennhälfte die Führung und gab diese bis zur Zieldurchfahrt nicht mehr ab. Drei Jahre lang hatte zuvor kein Deutscher mehr ein Rennen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft gewonnen, nach Peter Terting, Dirk und Jörg Müller ist Engstler erst der vierte deutsche Sieger.

An der Tabellenspitze setzte Muller derweil zum Endspurt an. Mit zwei weiteren Siegen in Valencia setzte er sich in der Gesamtwertung erstmals etwas von Huff ab und konnte seinen Vorsprung bis zum Saisonfinale in Macau auf 20 Punkte ausbauen - damit hatte sein britischer Konkurrent aus dem eigenen Lager keine Möglichkeit mehr, die Meisterschaft aus eigener Kraft zu gewinnen. Zwar überzeugte Huff mit zwei Siegen im Leitplankenkanal von Macau, mit zwei Podestergebnissen und drei Punkten Vorsprung holte Muller jedoch den Titel - sein dritter in der WTCC.

"Rob ist eine fantastische Saison gefahren. Er hat es mir das ganze Jahr über schwer gemacht und am Ende haben uns nur drei Punkte getrennt - er hätte den Titel auch verdient gehabt", so der neue und alte Champion nach dem Finale. Huff selbst war über den zweiten Platz nicht sehr enttäuscht und fügte hinzu: "Ich denke, dass ich im letzten Jahr eine Menge von Yvan gelernt habe. Dieses Jahr war das wieder der Fall und auch Alain Menu hat sehr viel eingebracht. Ich möchte ihnen danken, dass wir so gut zusammenarbeiten - und unglücklicherweise müssen wir das nächstes Jahr schon wieder..."