Der Rennkalender

Nach der Saison 2008 führte die FIA den Rotationskalender in der WRC ein. Um mehr Veranstaltungen rund um den Erdball aufnehmen zu können, entstand die Idee, jede Rallye künftig nur noch alle zwei Jahre auszutragen. So entstand ein Entwurf mit 24 Veranstaltungen verteilt auf zwei Jahre, also jeweils zwölf Rallyes für 2009 und 2010.

In Jordanien geht es in die Wüste., Foto: Sutton
In Jordanien geht es in die Wüste., Foto: Sutton

Doch die Idee konnte sich nicht recht durchsetzen. Einerseits gab es Probleme mit neuen Austragungsorten, anderseits wollten Hersteller wie Fans nicht immer zwei Jahre auf die Klassiker warten. Somit wird es künftig jetzt wohl einige fest gesetzte und einige wechselnde Veranstaltungen geben.

Der Kalender des Jahres 2010 trägt aber noch deutliche Spuren des Rotationskalenders. So sind gleich 9 der 13 Rallyes gegenüber 2009 neu im Kalender, steht mit der Rallye Bulgarien sogar ein völliger Neuling auf dem Programm. Da in der WRC auch die einzelnen Etappen innerhalb einer Veranstaltung oft von Jahr zu Jahr verändert werden, müssen sich die Piloten also bei fast jeder Rallye wieder auf völlig neue Bedingungen einstellen. Ein Umstand, der schon 2009 für jede Menge Abwechslung sorgte und sogar Sébastien Loeb einige seiner seltenen Fehler begehen ließ.

Insgesamt stehen auch in diesem Jahr drei Beläge zur Verfügung. Während die Rallye Schweden als einzige auf Schnee und Eis ausgetragen wird, stehen acht Schotterrallyes in diesem Jahr der ungewohnt hohen Zahl von vier Asphaltläufen gegenüber. Wer nun allerdings glaubt, dass der Rennkalender damit einfacher als sonst wäre, irrt gewaltig. So gilt die auf Asphalt ausgetragene Rallye Deutschland nicht umsonst seit ihrem Debüt als eine der schwersten Veranstaltungen des Jahres. So erkannte auch Henning Solberg vor der Rallye Spanien im letzten Jahr "Auf Asphalt zu fahren finde ich immer eine große Herausforderung."Rallye-Piloten sind eben doch eine Spezies für sich…

In Neuseeland über feinen Schotter, Foto: Sutton
In Neuseeland über feinen Schotter, Foto: Sutton

Doch noch einmal zurück zum Asphalt. Gerade Ford wird in diesem Jahr umfangreiche Asphalttests absolvieren. Denn auch wenn sich Mikko Hirvonen zuletzt beständig steigern konnte, ist Citroen auf diesem Terrain mittlerweile seit 2004 ungeschlagen und auch Kimi Räikkönen dürfte Citroens Kader in dieser Hinsicht wohl keinesfalls verschlechtern…

Der Saisonhöhepunkt wird aber wohl wieder auf Schotter ausgetragen, wenn die Piloten erneut mit Geschwindigkeiten jenseits der 200 Km/h durch die finnischen Wälder fliegen werden. Doch auch das nun wieder in November ausgetragene Finale im Rahmen der Rallye Großbritannien dürfte die Piloten wieder vor echte Herausforderungen stellen.

Die Zukunft

Doch nicht nur beim Rennkalender ist für jede Menge Abwechslung gesorgt. Auch die WRC selbst, steckt momentan in einem Wandel. Ab dem Jahr 2011 werden deutlich kostengünstigere Fahrzeuge zum Einsatz kommen, die das Starterfeld wieder erweitern sollten. Kleinere Turbomotoren werden dabei auch weiter den technischen Anspruch der so genannten Super 2000 Fahrzeuge sicherstellen.

Schlägt in Deutschland auf Asphalt Räikkönens Stunde?, Foto: Sutton
Schlägt in Deutschland auf Asphalt Räikkönens Stunde?, Foto: Sutton

Dabei wird Ford den Modellwechsel vom Focus zum Fiesta vollziehen, während Citroen vom C4 auf den DS3 wechseln wird. Auch weitere Hersteller wie Skoda, Fiat (in Zusammenarbeit mit Abarth) und Peugeot verfügen bereits über S-2000 Fahrzeuge. Besonders interessant ist das deshalb, weil es bereits in der kommenden Saison einen S-WRC Cup im Rahmen der WRC geben wird. Während sich der neue DS3 noch in der Entwicklung befindet und gerade erste Testfahrten absolvierte, wird Ford die Gelegenheit nutzen, um mit dem bereits weiter vorangeschrittenen Super-2000 Fiesta bereits umfassend Erfahrungen im Rennbetrieb zu sammeln. Als Starter stehen mit Nasser Al-Attiyah, Xavier Pons, Martin Prookop, Bernardo Sousa und Janne Tuohino bereist einige prominente Piloten fest. Sie werden unter anderem auf Eyvind Brynildsen und Patrick Sandell in einem Skoda Fabia S2000 treffen. Zwar dürften die WRC-Piloten in ihren rund 750.000 Euro teuren Fahrzeugen im Kampf um die vorderen Plätze wohl in diesem Jahr noch die Oberhand gegen die S-2000 Fahrzeuge behalten, doch sollte es an der Spitze einmal nicht so laufen, sind alle diese Piloten mit Sicherheit für mehr als eine Überraschung gut.

Was gibt es sonst noch Wissenswertes?

Das Punktesystem in der WRC entspricht dem alten Formel 1 System in der Abstufung 10-8-6-5-4-3-2-1. Setzt ein Team mehr als zwei Piloten ein, muss es vor der Rallye zwei seiner Fahrer für Konstrukteurspunkte nominieren. Durch die geringe Abstufung zwischen dem ersten und zweiten Platz zeigte sich in den letzten Jahren, dass die WM-Kandidaten selbst nach Problemen versuchen müssen, noch alles aus einer Rallye herauszuholen, da Totalausfälle nur noch schwer zu kompensieren sind.

Am Ende trennte Loeb und Hirvonen 2010 lediglich ein WM-Punkt., Foto: Sutton
Am Ende trennte Loeb und Hirvonen 2010 lediglich ein WM-Punkt., Foto: Sutton

Ansonsten gab es zuletzt einige Diskussionen um das so genannte Super Rallye Reglement, zumindest für dieses Jahr bleibt es aber wohl bestehen. Es besagt, dass ein ausgefallener Pilot nach einem Ausfall am nächsten Tag neu starten darf. Für jede ausgelassene Etappe erhält er dann lediglich fünf Strafminuten.

Neben WRC und S-WRC Cup treten auch noch die PWRC und JWRC im Rahmen der WRC an. Die PWRC setzt dabei auf vergleichsweise seriennahe Fahrzeuge, die tendenziell eher jenen der S-WRC ähneln. Darüber hinaus gibt es die JWRC, die als Juniorenmeisterschaft besonders jungen Piloten Erfahrungen auf internationaler Bühne ermöglicht.

Ansonsten hat der Rallyesport an sich noch eine weitere Besonderheit. Denn wenn auch nicht gezeitet, so müssen die Piloten oft durchaus auch einmal längere Verbindungsetappen zwischen den einzelnen Wertungsprüfungen auf öffentlichen Straßen zurücklegen und auch wenn die Organisation sich dort in den letzten Jahren beständig verbesserte, sollte man auch dort tunlichst nicht in einen Stau geraten. Ach übrigens, es ist wohl mehr ein Gerücht, aber auch Geschwindigkeitskontrollen sollen auf diesen Verbindungsetappen nicht gerade eine Seltenheit sein…