Du reist als Tabellenführer zum Saisonfinale nach Cardiff und giltst damit als Titelfavorit. Wie fühlt sich das an?

Mikko Hirvonen: "Gut! Aber ich konnte mich in den vergangenen Wochen an den Gedanken, in der Fahrerwertung auf dem ersten Platz zu liegen, ja bereits gewöhnen. Ich habe die Führung ja nicht erst vor kurzem übernommen. Aber soviel will ich darüber bis zum Ende der Rallye Wales gar nicht nachdenken. Und dann können wir hoffentlich eine riesige Party feiern …"

Fühlst Du dich unter Druck?

Mikko Hirvonen: "Nein, im Moment auf jeden Fall noch nicht. Ich finde die Ausgangslage eher überaus spannend. Ich habe eine reelle Chance zu gewinnen, behalte die Füße aber auf dem Boden. Mir und Jarmo Lehtinen steht auf jeden Fall ein hartes Duell mit Sébastien Loeb und Daniel Elena bevor. Wir unterschätzen die vor uns liegende Aufgabe auf keinen Fall, aber wir lassen auch keine überzogenen Erwartungen aufkommen und schieben den Druck auf diese Weise etwas zur Seite. Schon die vergangenen sechs WM-Rallyes lief es für uns sehr gut, und ich habe mir persönlich Dinge bewiesen, die ich mir schon immer zum Ziel gesetzt hatte. Auch das macht es für mich leichter."

Zu welchem Zeitpunkt dieser Saison kam erstmals der Gedanke auf, dass Ihr mit Loeb um den Titel kämpfen könnt?

Mikko Hirvonen: "An und für sich war dies der Vorsatz, mit dem ich in die Saison gestartet bin. Nach dem Ausfall in Argentinien sah ich unsere Felle aber schon davonschwimmen. Erst nach unserem Sieg in Griechenland keimte wieder Hoffnung auf. Als Sébastien dann in Polen sein Auto wegwarf und wir erstmals auf den ersten Tabellenplatz vorrückten, war der Titelkampf wieder völlig offen. Daher denke ich, Polen brachte die Wende. Dennoch habe ich mir nie Illusionen gemacht, dass er es uns einfach machen würde - er ist immerhin fünffacher Weltmeister."

Hat sich für Dich etwas verändert und ist das der Grund, warum Ihr Loeb in diesem Jahr unter Druck setzen könnt?

Mikko Hirvonen: "Eigentlich nicht. Mir war immer bewusst, dass wir uns mit ihm messen können, wenn wir gute Rallyes erwischen und unsere zunehmende Erfahrung ausspielen. Dieses ist uns in diesem Jahr bei vielen WM-Läufen gelungen. Selbst dort, wo Sébastien gewonnen hat, lagen wir auf Platz zwei immer sehr dicht hinter ihm. Ich konnte ihn auf so vielen Wertungsprüfungen herausfordern, dass ich nie daran gezweifelt habe, ihn auch schlagen zu können."

Wie hast Du dich in den zwei Wochen seit der Rallye Spanien auf das große Finale vorbereitet?

Mikko Hirvonen: "Gleich nach der Veranstaltung war ich für Sponsoren in Spanien unterwegs und habe Gäste mit meinem Ford Focus chauffiert. Danach blieben ein paar Tage Urlaub daheim bei meiner Familie, gefolgt von einigen Interviews und einiger Medienarbeit. Diese Woche ging es dann nach Cumbria zu Testfahrten, um meinen Turbo-Allradler auf die Rallye Großbritannien abzustimmen - was uns gut gelungen ist. Jetzt steht die Rallye Cumbria auf dem Programm, die wir als Vorausfahrzeug in Angriff nehmen - die Wertungsprüfungen dort ähneln jenen des WM-Finales sehr, stellen für uns nach den Asphaltpisten in Spanien also eine gute Vorbereitung dar. Ich habe die "Cumbria" bereits 2002 gewinnen können, daher freue ich mich auf das Comeback."

Wenn Du dir eine Rallye aussuchen sollst, bei der Du es mit Sébastien Loeb aufnehmen musst, welche wäre es?

Mikko Hirvonen: "Selbstverständlich die "1000 Seen" in Finnland. Das ist mein Heimspiel, dort kenne ich mich noch besser aus und kann noch weiter ans Limit gehen. Platz zwei dieser Liste belegt aber bereits die Rallye Großbritannien. Ich liebe die schnellen und geschwungenen Wertungsprüfungen in den walisischen Wäldern, sie kommen meinem Fahrstil sehr entgegen. Und um diese Jahreszeit müssen wir dort auch nicht mit Schnee und Eis rechnen. Insgesamt eine tolle Veranstaltung."

Machst Du dir Gedanken darüber, dass Du in Wales als Erster auf die Strecke gehen musst?

Mikko Hirvonen: "Nicht wirklich. Bei dieser Rallye kommt es nicht so sehr darauf an, den anderen den Vortritt zu lassen. Der Unterschied zwischen dem ersten, zweiten und dritten Auto auf der Prüfung ist nicht so kritisch. Ganz im Gegenteil: Wenn es feucht und schlammig wird, kann es sogar von Vorteil sein - ebenso bei trockenen Bedingungen. Ich habe kein Problem damit, als Erster zu starten."