Daniel Sordo heißt der führende Mann nach dem zweiten Tag der Rallye Neuseeland. Allerdings lag er am Ende denkbar knapp nur 0,1 Sekunden vor den zeitgleichen Sébastien Loeb und Mikko Hirvonen. Bevor es soweit war, galt es jedoch einen ereignisreichen Tag zu überstehen, der heute lange von Mikko Hirvonen und Sébastien Loeb bestimmt wurde. Egal ob auf den feuchten Etappen des Morgens, oder auf den eher trockenen des Nachmittags, ohne den Nachteil der führenden Startposition fuhren Beide befreit auf und erzielten – die Super Specials ausgenommen – sieben der acht Tagesbestzeiten, wobei Loeb allein fünf Bestzeiten für sich verbuchen konnte.

Sie haben Post - Mikko Hirvonen traf einen Briefkasten gleich zweimal., Foto: Sutton
Sie haben Post - Mikko Hirvonen traf einen Briefkasten gleich zweimal., Foto: Sutton

So schmolz Jari-Matti Latvalas Vorsprung bereits zum Mittagsservice auf 3,5 Sekunden auf Loeb und auf 7,9 Sekunden auf Hirvonen. Auf der 21. Wertungsprüfung übernahm der Franzose dann schließlich die Führung und auf der 22. zog auch Hirvonen an seinem Teamkollegen vorbei. Doch damit war bereits die letzte Etappe vor den Super Specials für morgen gekommen und es war Zeit sich in eine gute Ausgangslage zu bringen.

Den unfreiwilligen Anfang machte Jari-Matti Latvala, der mit einem Reifenschaden hinten links auf einen Schlag nicht nur mehr als 40 Sekunden, sondern wahrscheinlich auch seine Siegchancen verlor. Danach folgte eine Fahrt mit kleineren Fehlern und einer nur mittelmäßigen Zeit für Hirvonen, die Sordo – der bis zu diesem Zeitpunkt nach einer ebenfalls starken Aufholjagd nur 8,1 Sekunden hinter dem Finnen gelegen hatte - wieder in unmittelbare Schlagdistanz zu dem WM-Führenden brachte. Am Ende nahm er allerdings leicht das Gas herraus, um sich so zunächst zwei Sekunden hinter dem Ford Piloten einzureihen. Danach musste Loeb entscheiden, ob ihm ein Vorsprung von 11,1 Sekunden auf Hirvonen ausreichen würde, um als Führender in den letzten Tag zu gehen und entschied sich dagegen. Kurz vor der Ziellinie verlangsamte er und ließ sich mit einem Sicherheitsabstand von 2,1 Sekunden hinter Sordo zurückfallen.

Trotz Fehlers: Sebastien Ogier spielt weiter im Konzert der Werkspiloten mit., Foto: Sutton
Trotz Fehlers: Sebastien Ogier spielt weiter im Konzert der Werkspiloten mit., Foto: Sutton

Damit stand die Startreihen- folge für morgen fest, Hirvonen vor Sordo, vor Loeb, doch es galt wie gestern noch zweimal das Superspecial zu bestreiten. Auch heute hatten dabei die Citroen Piloten die Nase vorn, so dass Loeb noch einmal vier Sekunden und Sordo 2,1 Sekunden auf Hirvonen gutmachte, was Sordo letztlich eine Zehntelsekunde vor Loeb und Hirvonen den Tagessieg verbuchen ließ.

Jari- Matti Latvala blieb nach seinem Reifenschaden somit am Ende nur Rang vier mit einem Rückstand von 46,2 Sekunden. Auch wenn der Finne wegen seines Reifenschadens sicherlich Grund hatte, enttäuscht zu sein, so durfte er doch mit seiner Performance grundsätzlich zufrieden sein. So wäre er ohne den Reifenschaden trotz seiner führenden Startposition in Schlagdistanz zur Spitze geblieben. Viel eher war es heute sein Teamkollege Hirvonen, der durch einige ungewohnt- riskante Manöver auffiel und gleich auf beiden Austragungen der Dayco Etappe mit einem Briefkasten kollidierte. Während dabei beim ersten Mal das Heckfenster brach, traf er ihn beim zweiten Mal mit der Seite seines Fahrzeuges; das eigentliche Glück hatte er jedoch auf der 17. Etappe als er im 4. Gang komplett seitwärts von der Strecke in einen Busch rutsche, die Fahrt jedoch nicht nur ohne Schaden, sondern auch ohne größeren Zeitverlust fortsetzen konnte.

Konstant auf Punktekurs: Federico Villagra, Foto: Sutton
Konstant auf Punktekurs: Federico Villagra, Foto: Sutton

Der Überraschungsmann des gestrigen Tages Sebastien Ogier war währenddessen auch heute beachtlich unterwegs und hielt trotz eines kleinen Fehlers auf der 16. Etappe bis zur 21. den Kontakt zur Spitze. Auf der 22. kam er dann jedoch 500 Meter vor der Ziellinie von der Strecke ab, wodurch er fast 40 Sekunden einbüßte. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, erneut beide Austragungen des Super Specials für sich zu entscheiden, so dass er sich nun 1,8 Sekunden hinter Jari-Matti Latvala morgen noch ein heißes Duell um Rang vier mit dem Ford Piloten liefern dürfte.

Hinter dem Spitzenquintett hielten die Stobart Piloten derweil ihre sechste und siebte Position. Allerdings sitzt Matthew Wilson seinem Teamkollegen Henning Solberg nun unmittelbar im Nacken, nachdem dieser auf der 17. Wertungsprüfung in einer Linkskurve mit Aquaplaning von der Strecke abgekommen war und nicht nur ungefähr eine Minute Zeitverlust, sondern auch Schäden an einem Front- dämpfer, der Kühlerverkleidung, sowie eine fehlende Windschutz- scheibe zu beklagen gehabt hatte. Zudem brach sich der Norweger einen Finger. Umso bemerkenswerter war es, dass er auf der nächsten Etappe gleich wieder zu einer achtbesten Zeit fuhr.

Gelingt Sébastien Loeb die Wende im Titelkampf?, Foto: Sutton
Gelingt Sébastien Loeb die Wende im Titelkampf?, Foto: Sutton

Federico Villagra verteidigte hingegen seinen achten Platz, während Conrad Rautenbach seinen neunten auf der 19. Etappe knapp vor dem Mittagsservice einbüßte, als auch er von der Strecke abkam, danach jedoch feststeckte und seine Fahrt nicht fortsetzen konnte. Ein Neustart nach Super Rallye Reglement könnte ihm morgen aber zumindest noch eine Minimalchance auf Konstrukteurspunkte geben. Erfreulicher verlief der Tag für Hayden Paddon in seinem Mitsubishi Lancer des Green NZ Teams und den frischgebackenen JWRC Champion Martin Prokop, der in der JWRC Pause in Australien in der PWRC antritt. Beide beendeten den Tag auf den Rängen neun und zehn.

Auch ohne die taktischen Manöver auf der 23. Etappe zeigte der zweite Tag der Rallye Australien, wie nah die Spitze in der WRC derzeit zusammengerückt ist. Selbst kleine Nuancen scheinen mittlerweile den Ausschlag geben zu können. So spricht von der Ausgangslage morgen nun zwar alles für Sébastien Loeb, doch beim kleinsten Fehler des Franzosen könnte Hirvonen das Blatt auch zu seinen Gunsten wenden, wobei auch Daniel Sordo dann sicher nicht chancenlos ist